"Fleißaufgaben"
Toni Innauer, Ex-Skispringer und Trainer
60.Sind Idealismus, Bildung und Leistungsbereitschaft Garanten für Erfolg und Lebensglück, oder Voraussetzungen für Enttäuschungen und Kränkungen? Dieser Test kann im Leistungssport und im Leben beliebig oft gemacht werden. Eine wachsende Anzahl von Trittbrettfahrern (das sind immer die anderen ...) spezialisiert sich indirekt darauf, von der Arbeit der ausgenützten und seltener werdenden „Ehrlich-Fleißigen“ im System zu profitieren.
Erneuerungsprozesse unterbleiben seit Jahren durch Festhalten am eigenen Vorteil und Angst vor der nächsten Wahl, während die „Wahl-Zuckerl“ einen systembelastenden gesellschaftlichen Diabetes züchten. Der Analogieschluss vom Sport auf die Gesellschaft verheißt allen, die „heiße Eisen“ angreifen, Unverständnis und im besten Fall einsame Genugtuung. Wer Substanzielles bewegen will, der stört. Rechnen Sie damit, belächelt, gemobbt und am Ziel angelangt skrupellos um die Anerkennung betrogen zu werden. Wunderbarerweise gibt es trotzdem Menschen, die über den Dienst nach Vorschrift hinaus Fleißaufgaben für das Gemeinwohl leisten. Warum? Weil wir Menschen sind und der Wunsch nach Entwicklung und fairem Miteinander nur unterschiedlich verkümmert, aber immer vorhanden ist. Reformer kämpfen mit der Trägheit der Systeme und sind vom Erreichen einer „kritischen Masse“ abhängig. Gelingt das nicht, können Organisationen von innen her nicht mehr verändert werden, und es bleiben zwei Szenarien:
1. Der Aufbau von unabhängig wachsenden Zellen außerhalb des Systems
2. Eine auch Privilegien bedrohende Krise, die überfällige Veränderungen erzwingt, sobald das Wasser allen bis zum Hals steht.
Toni Innauer for president! Er kennt punktgenauen Absprung und Erfolgsdenken aus eigener Tätigkeit. Krise als Chance sehen und persönliche Fairness im Umgang miteinander auch in der Politik gerade heute. Unabhängiges Wachstum von Zellen außerhalb unsreres Systems bedeutet Radikalisierung der Gesellschaft. Freie Radikale sind gefährlich, weil sie letztendlich doch eingebunden sein wollen und Gewalt als Mittel zum Zweck einsetzen.