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Michaela Baumgartner: "Anfangs fließen viele Tränen"

Von Christine Radmayr, 24. September 2011, 00:04 Uhr
Anfangs fließen viele Tränen
Zwei Ärztinnen und eine Psychologin mit all »ihren« Kindern. Bild: privat

Ist ein Kind körperlich oder geistig beeinträchtigt, bekommt es therapeutische Hilfe. Doch wer kümmert sich darum, dass die pflegenden Eltern bei Kraft bleiben? Die Kinderärztin Michaela Baumgartner unterstützt mit einem Expertenteam in den „Intensiv Wochen für Familien mit behinderten Kindern“ vor allem die Eltern und Geschwister in allen Lebensfragen.

Wer sorgt für unser behindertes Kind, wenn wir es nicht mehr können? Wie gehe ich mit verletzenden Kommentaren auf der Straße um? Wie schaffe ich es, die gesunden Geschwister nicht zu vernachlässigen? Wo bekomme ich Hilfe, wenn ich erschöpft oder ausgebrannt bin? Die Neuropädiaterin Baumgartner ist in der Ambulanz für Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie im KH der Barmherzigen Schwestern in Linz nicht nur mit der Beeinträchtigung der Kinder, sondern mit Schuldgefühlen und Tränen verzweifelter und entkräfteter Eltern befasst.

„Mit dem Projekt ,Intensiv Wochen für Familien’, wollen wir vor allem Eltern und Geschwister stützen, ihre Leistung, die sie erbringen würdigen und sie zu einer etwas gelasseneren Sichtweise des Lebens mit einem Kind, das besondere und vermehrte Betreuung braucht, begleiten. Bei uns dürfen die Eltern sich all ihre Alltagssorgen und den Schmerz von der Seele reden. Das kann vor dem Ausbrennen schützen und vorbeugen, dass die Paarbeziehung an der Belastung zerbricht“, erklärt die engagierte 53-jährige Linzer Fachärztin.

Ausbrennen vorbeugen

Mütter, die sich am Ende ihrer Energie weinend mit einem „Ich schaffe es einfach nicht mehr“ bei der Ärztin Trost und Rat suchten, waren einer der Motivationsgründe, die die engagierte Frau 1994 die ,Intensiv Wochen für Familien mit behinderten Kindern’ ins Leben zu rufen. Damals war Baumgartner ärztliche Leiterin in St. Isidor. Heute begleitet sie und ein vierköpfiges Ärzteteam sowie eine Psychologin und 15 Kinderbetreuerinnen und -betreuer zwei Mal im Jahr je zehn bis 13 Familien in einer Projektwoche.

„Die Nachfrage ist groß, wir würden weitere Wochen brauchen“, erklärt Oberärztin Baumgartner. Die Wochen, entweder in Lignano oder in St. Isidor stützt die Familien vielschichtig.

„Es ist ein schmerzvoller, schwieriger und harter Weg die Behinderung seines Kindes anzunehmen. Man muss sich vom Wunsch nach einem gesunden Kind verabschieden. Das bringt einen Trauerschmerz mit sich, so als ob ein lieber Mensch gestorben ist.“ Zu aller emotionaler Belastung kommt oft auch eine körperliche: „Manches Kind muss eineinhalb Stunden bei einer Mahlzeit gefüttert werden oder die Eltern können nicht durchschlafen“, weiß die Ärztin. Inhalte der Intensivwoche:

Aufarbeitung mit den Eltern: „Ärzte, Pädagogen und Psychologin referieren nicht zur Behinderung der Kinder, sondern ermuntern die Eltern ihre Emotionen auszusprechen, alle Fragen zum Leben zu stellen. Anfangs fließen viele Tränen des Schmerzes“, sagt die Projektleiterin.

Aktivitäten und Lebensfreude: Neben der Aufarbeitung und dem Austausch gibt es entspannende und lustige Aktivitäten.

Kinderbetreuung: Jeder Familie stehen 40 Stunden Kinderbetreuung zur Verfügung. So haben die Eltern auch Zeit für sich selbst.

Geschwistergruppen: Auch gesunde Geschwister sind oft durch die Familiensituation belastet. Sie müssen zurückstecken oder können mit der Behinderung von Bruder oder Schwester schwer umgehen. „Sie verwechseln die vermehrte Zuwendung zum behinderten Kind mit vermehrter Liebe und sind eifersüchtig. Deshalb rücken wir auch die Geschwister in den Mittelpunkt, stärken ihr Selbstbewusstsein und erklären ihnen viel“, sagt Baumgartner.

Viele Familien finden in der Woche Entlastung und positive Ansätze, den Alltag problemfreier zu gestalten. Der Austausch mit anderen Eltern tut gut. Nur wenn es den Eltern gut geht, kann es auch den Kindern gut gehen!

„Wir sind dankbar, dieses Kind zu haben. Unser Leben bekam mehr Tiefe, und wir gehen achtsamer mit uns selbst und anderen um“, zitiert Baumgartner Aussagen von Eltern, die ihr und ihrem Team bestätigen, wie sinnvoll und sinnstiftend ihr ehrenamtliches Engagement ist!

 

Äskulap

Einige Nominierungen für den Äskulap sind eingetroffen. Wir stellen Ihnen das erste Projekt vor. Hier sammeln wir die Projektberichte zum Nachlesen. Bewerbungsbogen bis 16. September unter www.nachrichten/aeskulap oder unter 0732 /77 83 71-330 bestellen.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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( Kommentare)
am 29.09.2011 13:27

...das hat genau auf mich zugetroffen, da wirklich viele Tränen geflossen sind. Ich fühlte mich so aussichtslos und war mit meiner Situation und weiteren Entscheidungen derart überfordert, dass da erst mal nur einfach Tränen fließen konnten. Und das ist gut so - es beginnt sich schließlich etwas zu lösen....
Fr.Dr.Baumgartner und ihr kompetentes Team haben die große Gabe, dass wir Probleme auf den Punkt bringen konnten und dort abgeholt und aufgefangen wurden, wo wir standen.
Dank ihnen wurde uns ein ganz besonders schöner und unvergesslicher Urlaub ermöglicht, der ohne ihre Unterstützung heuer für uns auch finanziell nicht leistbar gewesen wäre.
Unser Jüngster (6) ist schwer geistig beeinträchtigt und kann keine Sekunde aus den Augen gelassen werden. Das ist für uns Eltern, aber auch für den 11 Jährigen Bruder eine Riesenherausforderung. Daher ist der Urlaub so wichtig!!!
Denn wenns den Eltern gut geht, dann gehts auch den Kindern gut grinsen Also nocheinmal: HERZLICHEN DANK!!!

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( Kommentare)
am 28.09.2011 23:39

Wir waren mit in Lignano. Ein unvergessliches Erlebnis für uns zu sehen , wie hervoragend und liebevoll mit den Kindern und den Eltern geredet,gelacht aber auch geweint wird. Unser Sohn (11) (Muskeldystrophie) ist wie ausgewechselt aus diesem Urlaub zurück. Auch die Geschwistergruppe hat bei unserer Tochter (9)sozusagen ,Wunder bewirkt. Sie geht viel gelassener mit der Situation um. Die Abende mit den Eltern wurden echt super angenommen und in unserer aber auch in anderen Familien , zu mehr Zusammenhalt gebracht. Also ein ganz großes Lob an Fr.Dr.Baumgartner und ihr tolles Team.

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