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Klimakiller Internet: Stromverbrauch steigt

Von Von Edmund Brandner   16.August 2010

Das Internet ist eine saubere Sache. Im Cyberspace gibt es keine rauchenden Auspuffe, keine Ölheizungen und keine schlecht isolierten Gebäude. Flugzeuge am Computerbildschirm verbrennen kein Kerosin, und wer per Mausklick um die Welt surft, hinterlässt dabei keinen ökologischen Fußabdruck. Die aus Nullen und Einsen errechnete Welt ist klinisch rein.

Das World Wide Web hilft darüber hinaus auch im realen Alltag, Ressourcen zu sparen und damit das Klima zu schonen. Videokonferenzen machen Geschäftsreisen unnötig. Briefe wurden durch E-Mails ersetzt, und Urlaubspostkarten durch SMS. Schlecht für die Post. Gut für das Klima. Das Internet hat unsere Gesellschaft umweltfreundlicher gemacht, sollte man meinen.

Doch das ist weit gefehlt.

Denn längst haben Umweltschützer das Internet selbst als Bedrohung für das Klima ausgemacht. Das Hauptproblem ist der Stromverbrauch. Dabei geht es nicht nur um die Bildschirme und Computer in den Haushalten und Büros, sondern ebenso um die Server, also Rechner, die von IT-Unternehmen zu Zehntausenden zusammengeschlossen werden und Billiarden von Bytes pro Tag durch das Netz pumpen.

Welche Energiemengen dabei verbraucht werden, zeigt eine Serverfarm des deutschen Unternehmens Strato AG, die direkt unter der Einflugschneise des Berliner Flughafens Tegel liegt. Die Abwärme der rund 25.000 Computer ist so groß, dass Piloten über dem Firmengebäude wegen aufsteigender Warmluft hin und wieder Turbulenzen verspüren.

Kühlung für Serverfarmen

Mittlerweile werden Serverfarmen oft an Gewässern errichtet, die Kühlmöglichkeiten bieten. Die geplante Google-Serverfarm im oberösterreichischen Kronstorf soll von der Enns gekühlt werden. Die riesigen Strommengen, die der IT-Knoten verbrauchen wird, werden direkt der vorbeiführenden Hochspannungsleitung des Verbundes entnommen. „Die Enns und die vorhandene Starkstromleitung waren bei der Standortwahl für Google wesentliche Kriterien“, sagt Dietmar Aigenberger von der Oberösterreichischen Technologie- und Marketinggesellschaft.

Doch nicht überall steht klimafreundliche Wasserkraft zur Verfügung. Experten warnen deshalb seit einigen Jahren vor den negativen Auswirkungen des Internets auf die Atmosphäre. „Die CO2-Belastung durch das Internet entspricht bereits der des weltweiten Flugverkehrs“, sagte 2007 Martin Hingley, Chefforscher des weltweit tätigen IT-Beratungsunternehmens IDC. Claus Barthel vom Wuppertal Institut für Klimaforschung hält das für übertrieben. „Derzeit ist das Internet für rund drei Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich“, sagt er.

Doch das ist bedrohlich genug – vor dem Hintergrund explodierender Datenmengen im Web. Im Vorjahr wurden im Schnitt pro Tag 415 Billiarden Bytes durchs Netz gejagt. Aber die bereitstehende Datenmenge im Internet verdoppelt sich alle vier Monate. Alleine das Video-Portal You Tube produziert heute so viel Datenverkehr wie das gesamte Internet vor zwei Jahren. Es ist diese stark wachsende Masse an Daten, die das Internet für das Klima gefährlich macht. 2008 wurden rund 62 Billionen unerwünschte Werbe-E-Mails verschickt. Laut einer Studie verursachten sie so viel Klimaschaden wie 3,2 Millionen Autos.

Ökologischer Fußabdruck

Ist die künstliche Welt aus Nullen und Einsen am Ende doch nicht so sauber wie gedacht? „Sicher nicht“, sagt der US-Buchautor Nicholas Carr. Er berechnete den ökologischen Fußabdruck von Avataren, den virtuellen Spielfiguren aus dem Online-Spiel „Second Life“. Dabei berücksichtigte er sowohl den Stromverbrauch der Server als auch der Computer, auf denen Spieler in die virtuelle Welt eintauchen. Und er kam zu einem verblüffenden Ergebnis. Laut Carr produziert jeder Avatar im Jahresschnitt 1,17 Tonnen CO2. Mehr als ein durchschnittlicher Inder.

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19. April 2024