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Entspanntes Leben fernab der Datenströme

Von Philipp Hirsch, 12. Dezember 2015, 00:04 Uhr
Entspanntes Leben fernab der Datenströme
Eishockey-Profi Sébastien Piché hat seinen eigenen Kopf. Er ist kein Unterstützer der digitalen Revolution. Bild: GEPA

Ein Leben ohne Internet? Menschen, die auf Computer und Smartphones nahezu verzichten? Es gibt sie tatsächlich, die digitalen Eremiten. Der Liwest-Black-Wings-Profi Sébastien Piché ist einer von ihnen.

Einen Termin mit Eishockey-Crack Sébastien Piché zu vereinbaren, ist ungewohnt mühsam. Ein schneller Griff zum Smartphone genügt nicht, um den gebürtigen Kanadier auf einen Kaffee einzuladen. Denn Piché benutzt kein mobiles Telefon. Wer ihn treffen möchte, muss sich Mühe geben und persönlich erscheinen. "Passen Sie ihn nach dem Training vor der Halle ab", rät die Mitarbeiterin im Büro der Black Wings. Und tatsächlich, mit Hilfe des Zeugwartes kommt ein Gespräch mit Piché noch am selben Tag in der Umkleidekabine zu Stande.

Seine Entscheidung, auf ein Handy im Alltag zu verzichten, ist eine Prinzipiensache: "Ich glaube einfach nicht, dass ich es brauche. Ich will nicht von einem Handy abhängig sein", sagt er. Menschen, die ständig auf ihr Smartphone starren, sind ihm suspekt. "Diese Leute leben in einer anderen Welt. Sie verlernen, mit Mitmenschen zu kommunizieren. Auf eine gewisse Art werden sie einfach fauler."

Tatenlos sieht der Profisportler bei dieser Entwicklung nicht zu. Wenn er mit Freunden essen geht, legen alle Anwesenden ihre Telefone in die Mitte des Tisches. Jeder Griff zum Handy kostet fünf Euro Strafe. Da kommen meist einige Euro zusammen, und Piché darf sich dann über ein Gratisessen freuen.

Für Telefonnummern führt Piché ein kleines Notizbuch. Einkaufen über das Internet interessiert ihn nicht, und außerdem hält er es für zu kompliziert: "Ich möchte nicht mein Telefon fragen, wenn ich etwas brauche. Ich möchte mich lieber mit echten Menschen unterhalten." Seine Bankgeschäfte erledigt er in der Filiale. Online-Banking sei ihm zu unpersönlich: "Wenn ich etwas brauche, gehe ich zur Bank. Vielleicht habe ich auch einfach nur Vertrauensprobleme, wenn ich keiner Person, sondern einer Maschine gegenübersitze." Piché ist aber kein Totalverweigerer der digitalen Welt.

Er besitzt beispielsweise einen Facebook-Account. Nur konnte er sich mit der Social-Media-Plattform nie so richtig anfreunden. "Das Ding ist zwar da, aber ich schaue nicht auf die Seite. Meine Freunde erwarten auch nicht, dass sie mich dort erreichen. Sie wissen, wie ich bin." Das Einloggen auf Facebook wird für ihn immer wieder zum Problem: "Meistens vergesse ich meine Passwörter sofort wieder."

Drei Tage ohne Internet

Ein bisschen mehr wie Piché zu leben, würde vielen von uns gut tun, sagt Kurosch Yazdi, Leiter des Zentrums für Suchtmedizin an der Landesnervenklinik Wagner Jauregg. Internetsucht ist eines seiner Fachgebiete. Er beobachtete in den vergangenen Jahren einen rasanten Anstieg von Patienten, die die Kontrolle über ihren Internetkonsum verloren haben. Vom kurzzeitigen "Internet-Fasten" rät er aber ab: "Es ist wie bei einer Diät. Viele verfallen, nachdem sie eine Zeitlang gehungert haben, wieder ins Extreme. Es geht um das richtige Maß."

Obwohl der temporäre Verzicht auf das Web also nicht der Weisheit letzter Schluss ist, kann es trotzdem sinnvoll sein, sich von Zeit zu Zeit selbst zu testen, ob man auch ohne die digitale Weiten noch glücklich leben kann: "Jeder sollte in der Lage sein, drei Tage ohne Internet auszukommen", sagt Yazdi.

Gerade zu Weihnachten scheint die Gelegenheit für diesen Selbsttest ideal.

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2  Kommentare
2  Kommentare
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Einheizer (5.398 Kommentare)
am 01.03.2016 06:43

Derzeit muss ich noch beruflich ein Smartphone verwenden, wenn ich aus dem Berufsleben ausscheide werde ich dieses sofort entsorgen.
Bezahlen mit Karte ist für mich tabu, jedenfalls die extreme Ausnahme. Bargeld hat absolute Priorität.
Bestellungen im Internet nur wenn es unbedingt sein muss, z.B. Opern - oder Konzertkarten Wien.
Sollte für das Auto der E-Call Standard werden lasse ich diesen sofort ausbauen.

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( Kommentare)
am 12.12.2015 07:13

ich kann sehr gut nachvollziehen.
ein smartphon hab bisher mit mert oder weniger erfolg verweigert. ich habe die zwar bekommen für div. anlässe, jedoch die sind noch orig.verpackt.
da es nach meinem beobachtung immer schneller geht - gebe ich mein telefonnummer niemandem, an meinem briefkopf ist neben name und anschrift nur mein e-mail zu finden. bin auf eine level angekommen, wo vielleicht das auch gestrichen wird. es gibt doch sowas, wie brief.
heuer erstemal nach lange zeit echte karten mit weihnachtsgrüssen geschrieben.
ein tablet besitze ich, das wird nur im zug oder hotel mitgezerrt, verwendet habe ich vielleicht dreimal - ein wetteranfrage (im rezeption kann man erfahren), ein museumöffnungszeit (bei bessere planung hätte ich es schon zu hause angeschaut und notiert und im zug die oö nachrichten seite angeschaut. wozu? im kaffeehaus, im zug 1.klasse im hotel, zu hause kann ich zeitungen lesen.
reduzieren, einfacher leben - wie gesagt, ich kann sehr gut nachvollziehen.

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