Die elektrisierende Versuchung

Von Carsten Hebestreit   02.April 2019

Die Ansage des Vorstandes war unmissverständlich: Bis 2021 sollen 20 Prozent des Fuhrparks elektrisch unterwegs sein. Zumindest jene Dienstfahrzeuge, bei denen E-Antriebe sinnvoll sind. "Bei unseren Lkw sind die Anforderungen zu hoch", sagt Alexander Dallinger, der Asfinag-Fuhrparkmanager aus Ansfelden. "Ausgerüstet mit Front- und Seitenpflug, sieben Tonnen Streusalz an Bord, bei starkem Schneefall rund um die Uhr im Einsatz – das ist zu viel", sagt der 50-Jährige. Straßen im Winter nicht zu räumen, weil das Streufahrzeug an der Ladestation hängt – unmöglich. "Die Einsatzfähigkeit muss gewährleistet sein."

Aber da wären die 500 Dienst-Pkw, mit denen Asfinag-Mitarbeiter unterwegs sind. Einen zaghaften Start ins Elektrozeitalter vollzog der Straßenverwalter schon mit diversen E-Modellen: VW e-Golf, VW e-up! und Opel Ampera. Und auch mit dem Wasserstoff-Auto Hyundai ix35 Fuel Cell. Dann schickte der Vorstand im Vorjahr die 20-Prozent-Order aus.

47 Ladestationen als Ziel

Im Mai 2018 begann die Asfinag, Schnellladestationen mit 50- und 22-Kilowatt-Anschlüssen bei den fünf wichtigsten Straßenmeistereien (Ansfelden, Graz-Raaba, Höhnhausen, Bruck/Mur und Salzburg-Liefering) aufzubauen, aktuell kann an 35 Standorten Strom abgezapft werden. Projektziel sind 47 Standorte für 100 Elektro-Pkw.

Damit die Mitarbeiter freiwillig auf Stromer umsteigen, lockt die Asfinag mit Anreizen: "Das wichtigste Argument ist, dass der Sachbezug wegfällt. Das macht pro Jahr und Auto etwa 2000 Euro aus", sagt Dallinger. Dann hob die Asfinag die interne Vorgabe auf, dass ein Dienstauto erst nach 200.000 Kilometern oder fünf Jahren getauscht werden darf. Ebenso darf unabhängig von der Dienstebene bestellt werden. "So kann auch ein Projektleiter in den Genuss eines E-Autos um mehr als 42.000 Euro kommen." Für den Urlaub darf sich ein Asfinag-Mitarbeiter ein Diesel-Auto ausleihen – für maximal drei Wochen. Den anteiligen Sachbezug bzw. die Spritkosten muss der Mitarbeiter übernehmen, die Mietkosten trägt der Straßenverwalter. Und dann wäre da noch das kostenlose Laden an den Asfinag-Säulen. "Die Leute haben zwar auch Smatrics-Karten, trotzdem wird zu 98 Prozent an unseren Stationen Strom gezapft", sagt der Fuhrparkmanager.

Warten auf weitere E-Modelle

"Der Umstieg ist ein Selbstläufer, wir haben bisher keine Werbung dafür gemacht." Aktuell haben 39 Mitarbeiter ihre Diesel gegen E-Modelle getauscht: 18 Nissan Leaf (2. Generation), 12 E-Golf, 6 Hyundai Kona, 1 Hyundai Ioniq, 1 VW e-up! und 1 Nissan E-NV200.

"Wir hätten schon mehr E-Autos laufen, die Autohäuser können aber nicht liefern", sagt Dallinger. So liegen beispielsweise 14 Anträge für einen Hyundai Kona vor.

Offiziell werden die E-Modelle von der Asfinag geleast. Die Regelung, dass die Autos nach 24 Monaten zurückgegeben werden, wurde indes auf 48 Monate gestreckt. "Weil die Reichweiten nun viel höher sind als noch vor zwei, drei Jahren", so der 50-Jährige. Am Beginn der Aktion schafften die E-Autos 200 Kilometer, jetzt 400. Mit einem E-Auto unterwegs zu sein, ist aufwändiger und muss geplant werden. Die Asfinag ließ von Siemens, Kostad (Wiener Neustadt) und EcoG eine eigene App entwickeln, über die Fahrten samt Zeiten eingetragen werden. "Wer dienstlich weiter fahren muss, erhält Vorrang an unseren Ladesäulen", sagt Dallinger. Die Zeiten werden minutengenau eingetragen. "Nicht, dass ein Mitarbeiter in der App zwar sieht, dass eine Station frei ist, wenn er aber dann kurze Zeit später angekommen ist, lädt dort plötzlich ein Kollege." Und: "Der, der zuerst hinkommt, bekommt nicht automatisch den leistungsstärkeren Anschluss."

"Projektziel 2021 erreichen"

Für die zweite Projektphase wird das System abermals verfeinert – mit den Erfahrungen aus der ersten Testphase. Alexander Dallinger ist optimistisch, dass das Projektziel von 100 E-Autos bis 2021 erreicht wird. "Die Nachfrage passt. Aber ob wir genug E-Autos geliefert bekommen, das ist die entscheidende Frage."