Dank einer kniffligen Fehlersuche direkt nach Hiroshima

Von Carsten Hebestreit   07.November 2018

"Ich wollte immer etwas mit Autos machen", erinnert sich Martin Stoiber. Mechaniker – ein Traumberuf wie Lokführer oder Polizist, damals, als kleiner Bub in Dietach. Der feine Unterschied: Der heute 45-Jährige verwirklichte seinen Traum und startete als Jugendlicher eine Kfz-Mechaniker-Lehre bei Mazda Nigl in Steyr. "Dieser Zweig hat mich mehr interessiert als zum Beispiel Kfz-Spengler."

Nach dem Bundesheer wechselte Stoiber nach Ebelsberg. Wieder Kfz-Mechaniker, wieder Mazda. Lietz kaufte den Betrieb und übernahm Martin Stoiber, der vor 13 Jahren einen Mechaniker-Platz am Lietz-Standort Linz-Chemieknoten einnahm – in der Mazda-Abteilung, logisch.

"Mazdas sind wunderschöne Autos mit sehr zuverlässiger Technik", schwärmt der nunmehrige Linzer. "Die Modelle sprechen einen großen Kundenkreis an." Trotzdem: Auch die japanischen Autos haben Macken, darauf basiert auch Stoibers Job. Nur: Wo der Fehler liegt, ist heutzutage eine knifflige Frage. Die Technik ist im Lauf der Jahre komplizierter geworden. Eine defekte Zündkerze tauschen – das war einst eine leichte Aufgabe. Aber wenn das Infotainmentsystem spinnt oder ein elektronisches Teil streikt, dann ist die Herausforderung heutzutage weitaus größer als noch zu Stoibers Lehrzeit.

Der 45-Jährige kennt die Mazda-Modelle in und auswendig. Und bewarb sich bei den österreichischen Mazda-Ausscheidungen für Mechaniker. Beim nationalen Bewerb, der online zu bewältigen war, setzten sich rasch die besten sechs Mechaniker durch, Wochen später trat das Sextett in der Mazda-Zentrale in Klagenfurt an, um zwei Sieger zu küren. Durchgesetzt hat sich neben Martin Stoiber noch Thomas Hochleitner aus Niederösterreich. "Das war schon ein Riesenerfolg", sagt der Linzer, der dieser Tage mit dem Kollegen nach Rom zur Mazda-Mechaniker-EM reiste.

"Wir hatten zwei Tage Vorbereitung", erzählt der Kfz-Meister. Um besser aufeinander abgestimmt zu sein, um nicht doppelt zu arbeiten. "Die Koordination ist extrem wichtig." 21 Teams aus 22 Nationen stellten sich an sechs Stationen den Aufgaben: Vier Fehlersuchen an ebenso vielen Autos plus zwei theoretische Diagnosen.

An einem Mazda2 lief der Motor unrund, an einem MX5 bewegte sich das hintere Dach keinen Millimeter. Und dann war bei einem CX5 die Heckklappe defekt und an einem anderen Modell der Ölverbrauch zu hoch. "Bei einem Auslieferungsservice war ein Fehler versteckt. Das haben wir – ehrlich gesagt – unterschätzt!" Zuletzt mussten noch elektrische Schalter durchgemessen werden. "Wir hatten 30 Minuten pro Aufgabe. Der Zeitdruck war also enorm", schildert Martin Stoiber. Doch schon die erste Aufgabe gab Auftrieb. "Ab da waren wir richtig gut unterwegs."

Plötzlich Sieger

Die Österreicher spekulierten mit dem dritten Rang. "Die Deutschen waren eigentlich nicht zu schlagen." Doch die Lieblingsnachbarn landeten auf dem zweiten Rang, dahinter parkten die Kollegen aus Kroatien ein. Somit: Gold für Österreich!

"Ich hab kein Handy mitgenommen, denn ich wollte den Wettbewerb genießen!" Sein Lietz-Chef erreichte ihn trotzdem und gratulierte herzlichst. Im Frühjahr fahren Stoiber und Hochleitner nun zur Mazda-WM nach Hiroshima.