Vielleicht mag ja die Tochter eine 300er-Vespa ...

Von Carsten Hebestreit   19.Juni 2017

Vespa? Das war doch das Zweirad der Popper und Mods, damals Anfang der Achtziger. Lange Mäntel, unzählige Rückspiegel – die italienische Zweiradmarke war Kult unter den hippen Jugendlichen. Und heute? Popper und Mods verschwanden längst in der Mottenkiste der Geschichte, dafür düst der Italo-Roller noch immer durch die Städte dieser Welt. In der Form ähnlich dem Ur-Modell, technisch aber auf dem aktuellen Stand. Und die Faszination fährt ohnehin seit jeher serienmäßig mit. Das Bild mit der italienischen Familie hat sich fest eingebrannt im Kopf: Der Vater lenkt, die Mama auf dem Sozius, dazwischen Kind Nummer eins, vor dem Papa stehend das Kind Nummer zwei. Ein illegaler Transport, nicht nur wegen der fehlenden Helme, logisch. Aber das machte auch den Charme des Stiefels aus. Verboten? Mamma mia! Wer sich keinen Fiat 500 leisten konnte, damals in den Fünfzigern und Sechzigern, der fuhr Vespa. Und das waren viele Menschen in der Vorzeit des Italien-Massentourismus.

Das Flair des Adriano Celentano, von Spaghetti Bolognese und Parmalat-Parmesan haftet der Vespa auch heute noch an. Ein paar Kilometer Urlaub, wenn schon nicht der Transportgedanke bei der Vespa-Fahrt im Vordergrund steht. Freilich: 50 Kubikzentimeter sind der Klassiker, doch heute, in Zeiten da sich die Generation 40+ uralte Träume erfüllt, weil die Banken praktisch keine Zinsen auf Guthaben mehr zahlen. Und für Motorradfahrer ist die Italienerin ein Zweitfahrzeug-Klassiker.

21 PS schieben die 300er mächtig an, der Überhang vorne ist extrem kurz, die Reifen sind atemberaubend klein. Das Fahrgefühl für einen unverbesserlichen Motorrad-Fahrer? Einzigartig! Da besteht Suchtgefahr. So wendig ist kein Bike. Und auch nicht so praktisch. Vielleicht mag ja die Tochter eine. Eine, die ich mir dann ausborgen könnte...