Je dichter der Stau, umso kreativer die Suche nach Schleichwegen

Von Carsten Hebestreit   23.Juni 2018

Natürlich fahre ich an der Kolonne vorbei", sagt ein 54-jähriger Linzer. Vorbei an der langen Schlange der Linksabbieger auf der Hafenstraße, die auf die Autobahnbrücke Richtung Freistadt abbiegen. Der Mann fährt auf der Hafenstraße ein paar Meter weiter, biegt in die Winterhafen-Straße ein, dreht um und zweigt von der entgegengesetzten Richtung auf die Brücke ein. "Ich erspare mir", sagt der Linzer im OÖN-Gespräch, "drei bis vier Rotlichtphasen."

Die OÖN machten den Test: Am Freitag der Vorwoche beobachteten wir mittags die Szenerie. Trotz fast flüssigem Verkehr nutzten in einer Stunde acht Lenker die Winterhafen-Umkehrmöglichkeit. Mehr Autofahrer – nämlich 16 – zwängten sich in derselben Zeit von der rechten auf die linke Abbiegespur hinein – trotz Sperrlinie.

"Die Disziplinlosigkeit ist teils enorm", sagt Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter im OÖN-Gespräch. Und: "Das Vorbeifahren ist ärgerlich, weil andere Autofahrer draufzahlen."

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Viele Schleichwege

Auch an anderen Stellen nutzen Lenker Schleichwege. In der Früh biegen auf der B126 viele Lenker bei der Liwest rechts ab, um über die Freistädter Straße wieder auf die A7 aufzufahren. Ersparnis: ein paar Sekunden.

Oder um den Stau auf der Ferihumerstraße zu umgehen, nutzen Autofahrer, die von der Leonfeldner Straße kommen, den Umweg am Lentia vorbei.

"Unfair? Nein. Ich mache ja nichts Illegales", sagt der 54-jährige Linzer. Darum habe er keine Gewissensbisse.

Trotzdem: Viele überfahren Sperrlinien oder blockieren auf Kreuzungen den Querverkehr. "Wir zeigen Sünder an. Aber für eine dichtere Kontrolle fehlt das Personal", sagt Pogutter.