Gebrauchte Akkus: Die große Variable

Von Carsten Hebestreit   06.Jänner 2014

Wir haben", erzählt ÖAMTC-Cheftechniker Max Lang im OÖN-Interview, "uns vor zwei Jahren einen Mitsubishi i-MiEV gekauft." Die Technik des Stromers ist einfach, die Reichweite übersichtlich. "Zum Vergleich: Der BMW i3 kostet heute 1000 Euro weniger als der i-MiEV damals." Dafür liefern die Bayern ein edles Fahrzeug mit einer richtungsweisenden Spitzen-Technologie.

Was Max Lang ausdrücken will: Die technische Entwicklung bei den E-Autos rast dahin, die Preise fallen deutlich. Stellt sich die Frage: Was ist ein gebrauchter Stromer heute noch wert? Um wie viel Geld kann ich ein gebrauchtes E-Auto verkaufen?

Akku: Bis zu 7000 Euro

"Wir wissen es nicht", sagt der ÖAMTC-Cheftechniker offen. Denn das Um und Auf für den Gebrauchtwagenpreis ist die Bewertung des Akkus. Immerhin koste, so Lang, der Akku in einem E-Auto zwischen 4000 und 7000 Euro.

Doch beim Akku sind entscheidende Fragen offen: Wie lange halten die Lithium-Ionen-Speicher? Lässt die Ladekapazität nach? Und wenn ja: wann und um wie viel? Kurzum: In der Berechnungsformel sind noch (zu) viele Variablen, als dass ein seriöser Gebrauchtwagen-Preis taxiert werden kann.

Akku verliert Leistung

Der ÖAMTC-Mitsubishi legte in zwei Jahren 45.000 Kilometer zurück. "Der i-MiEV hat eine Reichweite von 140 Kilometer bei 20 Grad Außentemperatur", erzählt Lang. Im Winter, zur Heiz-Saison, schrumpft die Reichweite teilweise um die Hälfte. Doch nicht nur tiefe Temperaturen knabbern an den erreichbaren Kilometern, auch die Akku-Leistung selbst lässt schon nach. "Meine Kollegen sprechen von minus 25 Prozent", schildert der ÖAMTC-Mann. "Und das innerhalb von zwei Jahren." Die reduzierte Reichweite drückt auch den Wiederverkaufswert.

Ein großer Brocken bei der Gebrauchtwagenpreis-Bewertung sind natürlich auch die Betriebskosten. Beim Tanken beispielsweise ist ein Stromer (fast) unschlagbar billig. Eine volle Ladung kostet je nach Akku-Speicherkapazität zwischen zwei und vier Euro. Die Reichweite beträgt dann zwischen 100 und 140 Kilometer – so die ersten Erfahrungen im OÖN-Test mit vier reinen Elektro-Autos (BMW i3, VW e-up!, Nissan Leaf und Renault Zoe).

Geringere Reichweite

Wohlgemerkt: Diese Werte wurden bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt bzw. knapp darüber ermittelt. In wärmeren Jahreszeiten wird die Reichweite steigen. Der Wirkungsgrad von E-Motoren ist mit 95 Prozent extrem hoch, dafür schlucken die Akkus beim Laden und Entladen bis zu 30 Prozent des Stromes, so Lang.

Während also Strom-Tanken billig ist, halten laut Max Lang die Servicekosten nicht, was Hersteller versprechen. Denn weil beispielsweise keine Motoröle benötigt werden, würden – so die Kalkulation – die Servicekosten sinken. Ebenso würde wegen der starken Motorbremse der Bremsenverschleiß drastisch reduziert, was die Lebensdauer von Bremsklötzen und -scheiben extrem verlängern würde. Zudem fehlt der Auspuff – ein klassischer Preistreiber bei Reparaturarbeiten.

"Dass das Service bei E-Autos deutlich billiger ist, ist eindeutig falsch", spricht der ÖAMTC-Cheftechniker im OÖN-Interview Klartext. "Die Kosten sind um nix billiger." Denn jedes Mal müsste der Stromer "spannungsfrei" gemacht werden – eine sehr aufwändige Angelegenheit, die viel Mechaniker-Zeit koste.

Der Kampfpreis

Kann sich also ein E-Auto amortisieren? Wohl kaum. "Derzeit ist’s noch etwas für Idealisten", sagt Max Lang. Obwohl: "Es kann sein, dass der BMW i3 richtig einschlägt." Die 35.700 Euro seien jedenfalls ein Kampfpreis.

E-Autos im OÖN-Test

Für die E-Mobilitäts-Serie ist die OÖN-Motor-Redaktion geschlossen auf Stromer umgestiegen. Vier E-Autos stehen im OÖN-Test-Fuhrpark: BMW i3, VW e-up!, Nissan Leaf und Renault Zoe.

Was uns wichtig ist: die E-Autos im Alltag zu testen. Wie weit kommen wir mit den einzelnen Modellen? Wo kann ich den Akku aufladen? Wie lange dauert der Ladevorgang?

Über unsere Erfahrungen werden wir im Jänner berichten. Vorab darf aber schon verraten werden, dass E-Lenker starke Nerven benötigen. Denn bei tiefen Temperaturen sinkt die Reichweite deutlich ab, weshalb alle „Nebenverbraucher“ wie die Heizung abgeschaltet werden. Dennoch ist die Reichweiten-Anzeige unbarmherzig. Das Gefühl, mit nur noch zwei Kilometer Rest-Reichweite zur Zapfsäule zu rollen, ist sehr eigen. Ein Kollege musste am Heiligen Abend die Bescherung daheim verschieben. Er brauchte Strom, fand aber lange keine Schnellladestation – und kam erst spät nach Hause.

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