Enzo Ferrari: Vom Fußsoldaten zum Rennfahrer und Mythosmacher

Von Martin Roithner   20.Februar 2018

"Ich baue Motoren und schraube Räder dran." Das hat Enzo Ferrari einmal auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept geantwortet. Doch hinter dieser Aussage steckt mehr: Ferrari machte sein Unternehmen zu einer der prestigeträchtigsten (Luxus-)Automarken und formte einen Mythos, an den kein anderer Rennwagenbauer herankommt. In diesen Tagen wäre Enzo Ferrari 120 Jahre alt geworden.

Bereits um seinen Geburtstag ranken sich Mythen: Ferrari kam am 18. Februar 1898 zur Welt – doch weil in der Region um Modena in Norditalien ein Schneesturm tobte, ging sein Vater Alfredo erst zwei Tage später zur Gemeinde. In Enzo Ferraris Geburtsurkunde ist daher der 20. Februar angeführt.

Dass Ferrari einmal Luxusautos für die Straße bauen sollte, war nie vorgezeichnet. Als Kind wollte Enzo entweder Opernsänger oder Sportjournalist werden. Doch daraus wurde nichts. Vater Alfredo war Schlosser, und Enzo lernte bei ihm das Handwerk. Enzo und sein älterer Bruder Alfredo besuchten gemeinsam mit ihrem Vater öfter Autorennen in der Umgebung. Das bewog Enzo dazu, Rennfahrer werden zu wollen.

Enzo Ferrari in jungen Jahren  

Enzo Ferrari in jungen Jahren

Ehe es so weit war, brach der Erste Weltkrieg herein. Er traf die Ferraris hart. Vater und Bruder fielen, Enzo kam als Fußsoldat mit der Spanischen Grippe zurück nach Hause.

"Der Ferrari ist ein Traum"

1918 bewarb sich Ferrari bei Fiat in Turin als Fahrer, wurde aber abgewiesen. Bei Alfa Romeo fand er Unterschlupf und leitete dort sogar die Motorsportabteilung. Er dürfte kein angenehmer Vorgesetzter gewesen sein: Mitarbeiter nannten ihn "Il Drago", den Drachen.

Ferrari blieb bis 1932 Rennfahrer. Er gründete seinen eigenen Rennstall – und baute nach dem Zweiten Weltkrieg auch Sportwagen für private Kunden. "Der Ferrari ist ein Traum. Leute träumen davon, dieses spezielle Fahrzeug zu besitzen, und für die meisten wird es ein Traum bleiben, abgesehen von ein paar wenigen glücklichen", sagte Enzo Ferrari.

Gründer Enzo Ferrari mit Niki Lauda (Mitte) und dem späteren Ferrari-Chef Luca Di Montezemolo (r.)  

Gründer Enzo Ferrari mit Niki Lauda (Mitte) und dem späteren Ferrari-Chef Luca Di Montezemolo (r.)  

Sergio Marchionne, Vorstandsvorsitzender bei Ferrari und bei Fiat Chrysler (bis 2016 Ferrari-Mutter), sagt über den Firmengründer: "Er war ein Mann mit einer außergewöhnlichen Vision, ein starker Unternehmer und ein unfassbar mutiger Mensch." Ferrari galt zudem als Arbeitssüchtiger. Es heißt, er habe seinen Rennstall per Telefon aus einem abgedunkelten Büro auf dem Werksgelände beherrscht. Seine Fahrer soll er gegeneinander aufgehetzt haben, um sie zu Höchstleistungen anzuspornen. "Der wichtigste Erfolg ist jener, der kommen muss", lautete eines seiner Mottos. Die Zügel seines Rennstalls gab Ferrari bis ins hohe Alter nicht aus der Hand. 1988 starb er mit 90 Jahren.

SUV soll auf den Markt kommen

Heute steht sein Unternehmen besser da denn je. Im Vorjahr fuhr Ferrari ein Rekordergebnis ein: Der Nettogewinn stieg um 34 Prozent auf 537 Millionen Euro, der Umsatz legte um zehn Prozent auf 3,417 Milliarden Euro zu. Der Konzern verkaufte 8398 Autos.

Die Italiener planen weiteres Wachstum. Und sie wagen sich auf neues Terrain: Chef Marchionne kündigte an, 2021 erstmals einen SUV auf den Markt bringen zu wollen. Kostenpunkt der Gelände-Limousine: 300.000 Euro.