Ein kühler Rechner elektrisierte seine Dienstflotte

Von Carsten Hebestreit   30.Oktober 2018

Zwischen 200.000 und 300.000 Kilometer zeigten die Tachos von sechs seiner elf Dienstwagen an. Allesamt Diesel, allesamt am Ende ihres Daseins. "Ich habe lange gewartet", sagt Horst Müller. Und gerechnet. "Als die Steuervergünstigungen für E-Autos im Jahr 2017 kamen, war die Entscheidung klar", erzählt der 55-jährige Hausruckviertler. Die sechs der insgesamt elf Dienstwagen schickte der Unternehmer in die Schrottpresse, ebenso viele reine E-Autos wurden stattdessen angeschafft. Und zwar Kia Soul EV. "Die Souls haben zwar ein sehr selbstbewusstes Design, aber wenn s’ 170 Kilometer Reichweite anzeigen, dann fahren die Kias locker 200 Kilometer", sagt der Mann aus Weibern, der mit seiner Firma Müller Umwelttechnik seit 1987 Beratungen über Dünger, Abwässer und Bioabfall anbietet. "Der Soul ist das einzige E-Auto, das weiter fährt als die angezeigte Reichweite." Ein Faktum, das auch im OÖN-Test auftauchte.

Und auch der Preiszettel spreche für den Koreaner. Mit sämtlichen Förderungen und Steuernachlässen stehe unter dem Strich ein Kaufpreis von 23.800 Euro (statt 33.290 Euro). "Sitzheizung, Lenkradheizung, Navi, Klima – Vollausstattung inklusive." Und sieben Jahre Garantie. Da komme kein anderer Hersteller heran, egal, ob Benziner, Diesel oder auch E-Modell. Und dann wäre da noch der Wegfall des Sachbezuges. "Das ist eine riesige Ersparnis!"

Ein kühler Rechner elektrisierte seine Dienstflotte
Schnelllader mit 100 kW wären wünschenswert, sagt der Unternehmer.

88 Euro zahlte der Unternehmer nach 15.000 Kilometern für den ersten Service. Den Akku lädt der 55-Jährige daheim über Nacht auf. Mehrkosten pro Jahr auf der Haushaltsstromrechnung: 500 Euro bei 20.000 Kilometern Laufleistung. "Selbst wenn ich unterwegs an einem Smatrics-Schnelllader zehn Euro für eine Vollladung bezahle, passt somit der Preis", meint Müller.

160 bis 170 Kilometer im Winter

200 Kilometer Reichweite schafft der Soul EV im Sommer, 160 bis 170 Kilometer im Winter. "Und dies inklusive Heizung", sagt der 55-Jährige. Autobahnfahrten bei Tempo 130 reduzieren die Reichweite um 50 Kilometer, bei exakt 100 Stundenkilometern kann Grieskirchen – Wien mit einer Akkuladung zurückgelegt werden.

Apropos Schnelllader: Die Stationen, an denen mit mehr als 22 Kilowatt (kW) getankt werden kann, sind im Westen Oberösterreichs Mangelware. "Weder in Braunau noch in Vöcklabruck oder Grieskirchen steht eine Schnellladestation", kritisiert Müller. Und 22-kW-Ladepunkte seien zu leistungsschwach. "Vor ein paar Tagen habe ich meinen Kia während des Mittagessens an eine derartige Station angehängt. Nach dem Essen hatte ich 19 Kilometer mehr auf der Reichweitenanzeige. Das ist indiskutabel!"

Ein kühler Rechner elektrisierte seine Dienstflotte
Strom fürs E-Auto: „Der Preis passt.“

Der Umwelttechniker entwickelte mit dem Unternehmen Pöttinger eine Biogasanlage in St. Peter in Braunau. "Dort wird an einem Tag so viel Strom erzeugt, mit dem kommt ein Soul 4000 Kilometer weit", sagt der 55-Jährige. E-Auto-Interessenten rät der Hausruckviertler, mit dem Energieversorger abzuklären, welche Ladeleistung daheim und an der Arbeitsstätte zur Verfügung stehen. Sonst kann es zu bösen Überraschungen kommen, wenn die jeweilige Anschlussleistung zu gering ist. "Dann kann’s teuer werden!"

Horst Müller hat die E-Mobilität kennen- und lieben gelernt "Es war die beste und vernünftigste Entscheidung, auf E-Autos umzusteigen", sagt der Unternehmer.

 

Kia Soul EV

111 PS bzw. 285 Nm leistet der Permanent-Magnet-Synchronmotor im Kia Soul EV (Modell 2018), den Strom liefert der 30-kWh-Lithium-Ionen-Polymer-Akku. In 11,4 Sekunden beschleunigt der 1534 Kilogramm schwere Soul EV von 0 auf Tempo 100. Spitze: 145 km/h. Die Reichweite gibt Kia mit 250 Kilometern an (NEFZ). Garantie: 7 Jahre/150.000 km