Die schnelle Energie-Alternative
Auch kühle Rechner haben ihren Spaß an Seats flottem Erdgas-Ibiza.
Die Übernahme durch den VW-Konzern liegt schon lange zurück. Seit immerhin 1986 ist Seat ein Teil des Wolfsburger Imperiums. Was einst auf der Iberischen Halbinsel Skepsis erzeugte, wird heute im Rückspiegel der Geschichte als Glücksfall tituliert. Produzierten die Spanier zuvor ausschließlich Fiat-Derivate, durfte sich Seat unter Wolfsburger Führung zu einer eigenständigen Marke entwickeln. Heute gilt Seat als jung, frisch und spritzig. Dynamisches, kantiges Design trifft auf viel Konnektivität. Exakt das, worauf junge Käufer abfahren.
Nur beim Antrieb verharrten die Spanier beim Verbrenner. Die Iberer gelten als klassische Benzin-Marke. E-Mobilität? Das ist (noch) nicht das Ding von Seat. Um das Klimaziel von 95 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer zu erreichen, müssen die Katalanen umdenken. Und konzentrieren sich zwischenzeitlich auf CNG, Compressed Natural Gas. Oder, auf Deutsch: Erdgas. Wir testeten den Ibiza CNG.
Der Unterschied zur Benzin- bzw. Diesel-Variante ist rein technischer Natur: Erdgastank, ein Gaseinfüllstutzen neben dem Benzineinfüllstutzen, mehrere Sensoren für Gastemperatur und Druck an verschiedenen Komponenten, ein Druckregler sowie ein Gasverteilungssystem – mehr nicht.
Spritzig wie der Benziner
Die Alternativ-Energie befeuert den 1,0-Liter-Dreizylinder aus dem VW-Regal. Als Benziner leistet das Triebwerk 95 PS, als CNG-Verheizer 90 PS. Der Unterschied auf Asphalt ist im Fahrbetrieb praktisch nicht mehr spürbar. Die Erdgas-Variante gleicht in puncto Spritzigkeit dem Benzin-Bruder. Nur in höheren Gängen düst der CNG-Ibiza ein wenig hinterher. Da fehlt’s an Durchzugskraft. Ein Umstand, der im Alltag nicht auffällt.
Zapfpistole auf den Tankzapfen draufsetzen, mit einem Bügel verriegeln und den Startknopf drücken – fertig. Die Zapfsäule gleicht die Daten mit dem Erdgasauto ab und presst dann mit 240 bar das CNG in die Druckflaschen, die 13 Kilogramm Erdgas fassen. Der Tankvorgang dauert ähnlich lang wie beim Benziner oder Diesel.
Im OÖN-Test haben wir mit 22,27 Kilogramm Erdgas 628 Kilometer zurückgelegt. Das macht 3,55 Kilogramm oder 3,72 Euro pro 100 Kilometer. Wobei das Kilogramm CNG zum Testzeitraum an fünf Tankstellen in und um Linz mit 1,049 Euro gleich teuer war.
Ein Nachteil des Erdgas-Antriebs ist im Kofferraum zu finden. Die Druckflaschen reduzieren das Ladevolumen von 355 auf 262 Liter.
Die Erdgas-Reichweite lag bei knapp mehr als 250 Kilometer plus 40 Liter Benzin-Reserve. Der CNG-Ibiza ist durch und durch alltagstauglich.
Mehr CNG, weniger Benzin
Das Modelljahr 2019 bringt diesbezüglich aber einschneidende Änderungen. Die CNG-Druckflaschen werden um etwa ein Drittel größer, dafür schrumpft der Benzintank von 40 auf knapp über zehn Liter. Kurzum: Der Ibiza wird ein Erdgas-Auto mit kleiner Benzin-Reserve. Der Preis für den Neuen ist noch nicht kalkuliert, klar ist aber, dass der CNG-Bonus von 2000 Euro pro Neuwagen weiterhin gewährt wird. Und dies zahlt sich aus. Der OÖN-Testwagen kostete 17.990 Euro – abzüglich des 2000-Euro-Bonus. Damit fährt der CNG-Ibiza beim Ankaufspreis in vergleichbaren Preisregionen wie die Benzin- und Diesel-Brüder. Bei den Unterhaltskosten düst er allerdings allen auf und davon. Preistipp!