Deutsch-französische Freundschaft: Das dritte X für Opel

Von Carsten Hebestreit   30.September 2017

Opel habe zu spät auf das boomende Segment der SUVs gesetzt, behaupten Kritiker. Darum entschied sich GM für einen Verkauf der defizitären Tochter an den französischen PSA-Konzern (Peugeot, Citroen, DS). Mit Kleinwagen (Adam, Karl, Corsa) sei kaum Geld zu verdienen, die guten, großen Margen seien bei den Crossover-Modellen zu holen. Jetzt gehört Rüsselsheim Paris – und prompt folgt dem erfolgreichen Mokka X und dem Crossland X das dritte X – der Grandland X. Der SUV steht auf der Plattform des Peugeot 3008, nutzt viel Technik des Franzosen und wird von zwei Peugeot-Aggregaten angetrieben. Und doch: Das Grandland-X-Design ist unverkennbar Opel. Nicht nur die Licht-Signatur – links und rechts sowie vorne und hinten je ein Haken –, sondern auch der Kühlergrill so wie das geknickte Blech offensichtlich von Rüsselsheimer Designern stammt.

Ungewöhnlich geräumig

Beim ersten Einsteigen fällt die extrem hohe wie aufrechte Sitzposition auf. Die AGR-Sitze (Aktion Gesunder Rücken) können viele, aber nicht alle entzücken, dafür halten die Opelaner mit der Aussage Wort, dass der Innenraum außergewöhnlich geräumig ist. Luftig, würden Innenarchitekten dieses Qualitätsmerkmal beschreiben. Die Materialien fühlen sich wertig an, die Ausstattung ist vorbildlich: vorne und hinten Heizsitze, beheizbares Lenkrad sowie eine beheizbare Windschutzscheibe. Der Abstands-Tempomat (ACC) versieht ebenso seinen Dienst im Grandland X wie der Notbremsassistent, der Tote Winkel-Assistent und andere Helferlein. Nur in der absoluten Basisversion ist das Radio samt "Mäusekino"-Bildschirm verbaut, in allen anderen Ausstattungsvarianten spendiert Opel einen 7- oder einen 8-Zoll-Touchscreen für das Infotainmentsystem IntelliLink 4.0 bis 5.0.

Der Laderaum lässt sich von 514 auf 1652 Liter erweitern, die Rückbank ist 60:40 umklappbar und der Kofferraum Boden auf zwei Ebenen fixierbar. Das Fahrwerk des Leichtbaus (1350 Kilogramm bei 4,48 Metern Länge) ist auf Komfort getrimmt und schluckte auf den ersten OÖN-Testkilometern bravourös diverse Unebenheiten. Als herausragend darf getrost auch die Dämmung gelobt werden. Bei deutschem Autobahntempo kommen die Gesprächspartner mit Wohnzimmerlautstärke aus. Wahrnehmbar ist freilich der Motor, doch fällt das Geräusch nicht in die Kategorie "lästig". Wie schon in diversen Peugeot-Modellen verdient sich der 1,2-Liter-Dreizylinder auch im Grasland X Anerkennung. Der 130-PS-Turbobenziner ist quirlig, stark und trotzdem keineswegs rau. Ebenso fällt der 1,6-Liter-Turbodiesel mit 120 PS und 300 Newtonmetern positiv auf. Die Motoren aus dem PSA-Regal tun dem Rüsselsheimer, der im Peugeot-Werk in Sochaux vom Fließband läuft, richtig gut.

Hohe Erwartungen

Aber nicht nur aus diesem Grund kalkuliert Opel Österreich noch heuer mit 900 verkauften Grandland X, nächstes Jahr rechnet Opel-Chef Alexander Struckl mit 2000 verkauften Einheiten. Zum Start am 15. Oktober bietet Opel den Basis-Grandland X um 22.190 Euro an.

Wer ein wenig warten möchte: 2018 folgt ein 180-PS-Diesel samt 8-Gang-Wandlerautomatik. Wann der angekündigte Plug-in-Hybridantrieb erhältlich ist, darüber schweigen die Opelaner derzeit noch beharrlich.