"Begehrte Oldtimer verdoppeln in nicht einmal zwei Jahren ihren Preis"

Von Carsten Hebestreit   28.Jänner 2017

Oldtimer sind eine gute Alternative zu niedrigen Sparbuchzinsen, sagt Gerhard Weiß, Präsident des "Oberösterreichischen Motor Veteranen Clubs" (OÖMVC) den OÖN. "Mit so einem Auto zu fahren, das macht Spaß – im Gegensatz zu den Sparbuchzinsen."

In Zeiten der Fast-Null-Zinsen auf den Sparbüchern haben Investoren Oldtimer als Anlageprodukte entdeckt. Wie sehen Sie das?

Gerhard Weiß: Wenn ich mir die Auktionsergebnisse anschaue, dann lässt sich ein sehr hohes Preisniveau bei einigen Marken feststellen. Ferrari, Porsche, Mercedes und Jaguar legen hierbei am stärksten zu, die Steigerungen sind gewaltig. Ein Ende ist nicht abzusehen. Begehrte Fahrzeuge verdoppeln da in nicht einmal zwei Jahren ihren Preis. Diese Entwicklung hängt mit den Niedrigzinsen auf Sparbüchern zusammen. Oldtimer sind da eine gute Alternative. Meine Autos, die ich erworben habe, haben allesamt im Wert zugelegt. Und mit so einem Auto zu fahren, so einen Wagen in der Garage stehen zu haben, das macht Freude – im Gegensatz zu den aktuellen Sparbuchzinsen.

Welche Oldtimer sind begehrt? Die vier Marken, die Sie aufgezählt haben, sind ja nur die Spitze – auch preislich. Der Massenmarkt schaut doch wohl anders aus …

Richtig. Aber bei den Preissteigerungen sind diese vier Marken herausragend. Natürlich gibt’s noch andere Marken wie Ford, mit Abstrichen VW (Karmann Ghia), Opel (Rallye-Kadett). Kurzum: Es gibt eine große Anzahl von Fahrzeugen, die für Sammler interessant sind.

Zahlt sich die Investition in einen Oldtimer aus? Immerhin ist die Erhaltung, die Wartung, ja sehr kostenintensiv.

Das Hobby kostet, keine Frage. Aber dafür bieten Versicherungen Sonderkonditionen an, die die Kosten ein wenig mindern. Aber, und da haben Sie Recht, man muss Geld in seine Oldtimer stecken. Die Batterien halten nicht ewig, die Reifen werden brüchig und müssen erneuert werden, das Öl muss gewechselt werden. Und doch: Welches Hobby kostet kein Geld? Nehmen Sie einen Modelleisenbahn-Sammler her, was muss der immer ausgeben, wenn ein neues Modell herauskommt. Oder auch für die Ausrüstung eines Hobbyfotografen werden immer wieder Investitionen fällig.

Woher kommen all die Oldtimer, die jetzt gehandelt werden? Mit Scheunenfunden lässt sich ja die Nachfrage nicht befriedigen.

Tatsächlich gibt’s immer wieder Scheunenfunde, die historisch bedeutsam sind. Aber der Markt besteht im Wesentlichen aus den bestehenden Fahrzeugen, die nur den Besitzer wechseln. Da geben Leute aus Altersgründen ihre Fahrzeuge ab, da verkaufen Erben ihre Erbstücke – der Markt lebt vom Weitergeben und Weiterverkauf.

Also fehlt der Nachwuchs ...

Wir reden hier von Fahrzeugen, die 30 Jahre oder noch älter sind. Viele Jugendliche haben kaum ein Interesse, mit solch alten Autos zu fahren. Das lässt sich auch in unserem Club bemerken. Alleine ein Vorkriegsauto zu bewegen, ist ja eine Herausforderung. Die Schaltung erfordert viel Kraft und Gefühl, das will sich heute nicht mehr jeder antun.

Das heißt, das Angebot bleibt gleich, nur die Nachfrage steigt?

Das Angebot wird tatsächlich nicht größer. Denn es kommen kaum ältere Fahrzeuge nach. Ein modernes Auto mit all der Elektronik, wer soll das künftig noch reparieren können? Ob diese hochtechnisierten Modelle als Oldtimer überleben, bezweifle ich. Zusätzlich plant die EU ja, dass Autos, die älter als zehn Jahre alt sind, verschrottet werden sollen. Mit solch einer drastischen Maßnahme wird das Angebot an Oldtimern auch nicht größer.

In Deutschland haben Oldtimer-Verbände die Abwrackprämie kritisiert, weil dadurch potenzielle Oldtimer verschrottet worden sind. Wie schaut’s in Österreich aus?

Wir haben glücklicherweise keine Abwrackprämie. Aber die Oldtimer-Clubs und der Oldtimerverband sind in Österreich natürlich dahinter, dass Einschränkungen wie Fahrverbote in Innenstädten nicht ausufern. Wichtig wäre in diesem Zusammenhang, dass Oldtimer eigens gekennzeichnet werden – mit einem eigenen Nummerntaferl wie in Deutschland (H-Kennzeichen) oder mit einer eigens eingefärbten §57-Prüfplakette.

Wird ein Auto zum Oldtimer, ist das Fahrzeug ja ohnehin schon auf der sicheren Seite. Kommen vermehrt Umweltzonen oder andere Fahrverbote, fördert dies ja auch nicht gerade den Oldtimer-Nachwuchs.

Richtig. Einerseits sollen Autos, die älter als zehn Jahre sind, nicht mehr zugelassen werden, andererseits wird ein Auto erst mit 30 Jahren zum Oldtimer. Diese Lücke von 20 Jahren wird die Zahl der nachkommenden Oldtimer drastisch reduzieren. Da geht’s vor allem um seltene Fahrzeuge und um Autos mit anspruchsvoller Technik, die erhaltungswürdig wären, aber dann als Oldtimer fehlen.

Worauf muss man beim Kauf eines Oldtimers achten?

Am wichtigsten ist der Originalzustand, das Fahrzeug darf keine Umbauten haben. In der Charta von Turin wird exakt beschrieben, was erlaubt ist und was nicht.

 

Der OÖMVC

Der Oberösterreichische Motor Veteranen Club (OÖMVC) wurde im Jahr 1967 gegründet – und feiert heuer 50. Geburtstag. Der Club hat in den vergangenen fünf Jahrzehnten ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet – von neun Gründungsmitgliedern und vier Fahrzeugen (BMW Dixi, Tatra, Austro Fiat, Steyr XX) bis dato auf 140 Mitglieder und etwa 500 Fahrzeuge. Gerhard Weiß ist seit 2012 Präsident des OÖMVC.

Infos über die Veranstaltungen und einen möglichen Beitritt finden Sie unter www.ooemvc.at