Altes Blech, frischer Charme: Simca Aronde

Von Carsten Hebestreit   24.November 2015

"Exakt diese Ausstattung", erzählt Jutta Oberweger, "ist auch Jochen Rindt gefahren." Einen Simca Aronde Montlhery. Der Franzose war das erste Auto des späteren Formel-1-Weltmeisters. "Seine Oma hat ihm die Aronde geschenkt", sagt die 46-jährige Linzerin. Rindt startete damit – natürlich illegal – bei seinen ersten Straßenrallyes.

Rennen fährt Oberweger auch mit ihrem Simca, Baujahr 1960. Allerdings ausschließlich Oldtimer-Rallyes. Die betagte Technik taugt freilich nicht mehr für Spitzensport. Wozu auch. Französischer Charme lässt sich ohnehin nicht in km/h und Sekunden messen.

Liebe auf den ersten Blick

"Ich hab ihn gesehen und wusste: Den muss ich haben", erzählt die Linzerin. Das war im Mai 2009 auf einer Oldtimer-Messe in Tulln. Ein Fan alten Blechs hatte den Simca zum Ausschlachten erworben, dann aber festgestellt, dass das Modell sehr gut erhalten war. Eigentlich zu gut. Also: Ausschlachten gestoppt, ab zur Auktion.

Um "wohlfeiles Geld" hat Jutta Oberweger den Franzosen ersteigert. Dies auch, weil ihr Mann Andreas den Daumen gehoben hat. Denn: "Diesen Wagen ist auch sein Vater gefahren."

Eine Werkstätte des Vertrauens kümmerte sich um die Karosserie, Mann Andreas, ein TÜV-Sachverständiger, um die Inneneinrichtung, die Technik und Elektrik. Vor allem die Sitzbezüge hatten in all den Jahren gelitten. Aber, darauf legt Frau Oberweger wert: "Mein Simca ist nicht überrestauriert!" Da hätte der Charme gelitten. Ersatzteile liefert ein baugleiches Modell, das die Oberwegers beim Simca-Fred in Bayern erworben haben.

Bei drei, vier Rallyes starten die Linzer pro Jahr. "Aber nur in Österreich", sagt Oberweger. International beschränken sich die Linzer auf Treffen. 2010 wurden die Oldtimer-Fans in Bastogne (Belgien) mit dem Jurypreis "Bester Simca Aronde P60" ausgezeichnet, vier Jahre später in Beaulieu (England) mit dem "Simca Choice Award".

4000 km durch Frankreich

"Auf eigener Achse", wie’s in der Fachsprache heißt, fahren die Oberwegers auch gerne mit der Aronde (Franz. "Die Schwalbe") auf Urlaub. "Heuer bei unseren 4000 Kilometer quer durch Frankreich haben uns überall Leute angesprochen", erzählt die Linzerin, die eine der wenigen Frauen im OÖ Motor-Veteranen-Club ist. Motto: Der Opa hatte eine Aronde. Oder der Vater. Oder der Nachbar. "Jeder wusste etwas zu erzählen." Selbst neben einem megateuren Citroen-Oldtimer war der Simca der Star.

Drei Vorbesitzer hatte die rot-weiße Aronde, die in Österreich erstmals 1960 zugelassen worden war. Vier Zylinder, 1,3 Liter, 57 PS: "Die Aronde war in den Sechzigern schon ein wenig hochpreisiger und ein wenig luxiger." Die nur teilweise synchronisierte Viergang-Schaltung am Lenkrad sei die größte Herausforderung auf den ersten Kilometern gewesen.

"Wir wechseln uns beim Fahren immer ab", erzählt Oberweger über die Ausfahrten mit ihrem Andreas. "Wir sind ein perfektes Team!"