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Googeln Sie noch oder wissen Sie schon?

Wie Sie mit speziellen Merk- und Lerntechniken mehr Dinge im Gedächtnis behalten – denn Wissen beeindruckt.

Markus Hofmann ist Gedächtnistrainer und Bestseller-Autor. Bild: evenfoto.at

Wer kennt das nicht: Man steht jemandem gegenüber, den man kennt – aber der Name der Person will einem einfach nicht einfallen. Er liegt einem auf der Zunge, will aber nicht raus. Erst Minuten oder Stunden später kommt die Erkenntnis: "Ach, das war ja Franz Mayr!" Aber woran liegt es, dass wir Namen nicht parat haben, wenn wir sie brauchen? "Das liegt daran, dass wir den Namen nicht im richtigen mentalen Briefkasten abgelegt haben. Er ist nicht griffbereit, wir müssen erst suchen – und das dauert eben", sagte Gedächtnistrainer Markus Hofmann Dienstagabend bei der OÖN-Wirtschaftsakademie im Linzer Brucknerhaus.

Damit so ein Hoppala nicht mehr passiert, brauche es die richtigen Merk- und Lernstrategien und ein Grundraster an Wissen. "Da werden sich jetzt viele denken: Wozu Wissen aufbauen, wenn man doch heute eh alles googeln kann?", stellte Hofmann die Frage in den Raum. Die Antwort ist einfach: "Wer keinen Grundraster an Wissen hat, wird auch kein Transferwissen aufbauen können. Also Wissen verknüpfen können, damit neues entsteht. Und eines ist sicher: Wissen beeindruckt", sagt der gebürtige Bayer.

Das könne man im Alltag genauso sehen wie im Berufsleben oder beim Lernen für Schule oder Studium. Bei der Wirtschaftsakademie zeigte Hofmann daher dem Publikum als Beispiel, wie man sich die sieben Weltwunder der Neuzeit merken könne – und das Wissen so in "Briefkästen" lagert, damit man es aufs Stichwort wiederfindet.

Die Macht der Bilder nutzen

Zuhilfe genommen werden dabei Stellen des Körpers: Füße (Briefkasten Nummer 1), Knie, Oberschenkel, Hinterteil, Taille, Brust, Schultern, Hals, Gesicht und Haare (Briefkasten Nummer 10). "Zuerst müssen Sie wissen, welcher Körperteil welche Nummer hat – das lässt sich leicht üben: Auf Ihren Schultern sitzen die sieben Zwerge mit dem Schneewittchen – also Nummer 7. Sie haben zwei Knie, Nummer 2. Das Hinterteil sind die vier Buchstaben, Nummer 4", erklärt der Experte.

Wenn das einmal gemerkt ist, können diese Positionen mit Fakten belegt werden. Das mache man, indem man sich möglichst kuriose, groteske, lustige, übertriebene, schmerzhafte oder auch erotische Geschichten dazu einfallen lässt. "Nutzen Sie die Macht der Bilder. Stellen Sie sich vor, Ihnen tun Ihre Zehen so richtig weh, Sie schauen auf Ihre Füße und sehen: Da steht ja diese riesige Christus-Statue aus Rio! Und schon haben Sie sich das erste Weltwunder der Neuzeit gemerkt", zeigte Hofmann die Art der Vernetzung von Faktum und Briefkasten vor. Oder: Wenn Sie auf Ihre Kniescheibe schauen – die ist ja so schön rund – und den Deckel abheben, dann hören Sie darunter schon Geschrei und Anfeuerungsrufe und sehen: das Kolosseum in Rom. Weltwunder Nummer 2.

Genauso – über Geschichten, die Sie sich dazu ausdenken, geknüpft an die Stellen Ihres Körpers – kann man sich alle sieben Weltwunder merken. "Das geht mit fast allem, mit Details zu einer freien Rede, mit Fragen, Fach- und Allgemeinwissen, To-do-Listen, Kalenderdaten oder auch für alles, was Schüler und Studenten sonst auf einen Schummelzettel schreiben würden", sagt Hofmann, der auch Träger des deutschen Weiterbildungspreises ist. So mache Lernen plötzlich Spaß. Um sich das Wissen nicht nur kurzfristig, sondern auch dauerhaft anzueignen, brauche es natürlich Wiederholung. "Ich wiederhole das Ganze einmal zehn Minuten später, ein zweites Mal 24 Stunden später, dann noch ein, zwei Mal nach drei Tagen, einmal nach einem Monat und vielleicht noch einmal nach einem halben Jahr", sagt Hofmann. Dann sitzt das Wissen.

Übrigens: Auch mit Namen funktionieren diese Verknüpfungen. "Nehmen Sie ein markantes Merkmal der Person. Wenn Sie die Person nach dem Namen fragen, denken Sie sich eine Geschichte dazu aus", erklärte er.

Beispiel auf der Bühne: Besucherin Iris und ihre schöne Lockenpracht. "Denken Sie sich: Mit den Locken steche ich in mein Auge, in die Iris." Im Grunde sei es auch egal, wie die Frisur beim nächsten Treffen aussieht. "Das Gehirn hat sich auch das Gesicht gemerkt. Die Lockengeschichte dient als Briefkasten – dann finden Sie den Namen schneller wieder."

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Artikel Elisabeth Eidenberger 16. April 2016 - 00:04 Uhr
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