"Tiefen akzeptieren und Höhen umso mehr auskosten"
OBERÖSTERREICH. Hochschulabsolventen plaudern aus dem Nähkästchen: Gefühlsachterbahnen, fehlende Freizeit und Geld.
So richtig ins Unternehmerleben haben sich Brigitte Nußbaumer und Elisabeth Müller erst nach Abschluss ihres Studiums gestürzt. "Wir haben uns im Laufe des Studiums intensiv mit strategischen Themen beschäftigt", erzählen die beiden Neo-Unternehmerinnen. Kennengelernt haben sich Nußbaumer, gebürtig aus Ried im Innkreis, und die aus Salzburg stammende Müller während des FH-Studiums in Wels. Die zündende Idee kam während eines Workshops am Attersee.
Elisabeth Müller (blocksatz OG)
Brigitte Nußbaumer (blocksatz OG)
Die beiden Frauen befinden sich derzeit im Unternehmensgründungsprogramm des AMS und werden am 1. Mai ihr Unternehmen "blocksatz OG" gründen. Ihre Idee ist, verständliche Bedienungsanleitungen für Nicht-Techniker herzustellen und als Übersetzer zwischen Technik und Mensch zu fungieren. Als größtes Hindernis in ihrer bisherigen unternehmerischen Laufbahn bezeichnen sie den Faktor Zeit. "Während des Studiums haben wir uns mit strategischen Inhalten beschäftigt, dann ging es darum, unser Wissen im Unternehmensaufbau umzusetzen."
Die "Start-up-Achterbahn"
Ähnlich ging es auch Wolfgang . Der ehemalige Student der FH Hagenberg war maßgeblich an der Entwicklung von "LineMetrics" beteiligt. Das 2012 gegründete Unternehmen mit dem gleichnamigen Produkt ist Innovationsführer im Bereich der vereinfachten Industriedatenerfassung. Mittlerweile steht aber nicht mehr nur der heimische Markt im Mittelpunkt, das Produkt soll auch den globalen Markt erobern. Jedem Studenten, der sich selbstständig machen will, rät er, nicht im stillen Kämmerlein über einer Idee zu brüten: "Man muss nicht die geheime Zutat des Produktes verraten, aber die eigene Idee, sooft es geht, anderen vorstellen. Nur so bekommt man konstruktive Kritik. Und ein richtig genialer Input kommt oft aus ganz unerwarteten Gesprächen", sagt Hafenscher.
Wolfgang Hafenscher
Womit ein Neo-Unternehmer und Gründer auch umgehen müsse, sei die sogenannte "Start-up-Achterbahn". "An einem Tag bist du buchstäblich ganz oben und am nächsten ganz unten. Aber man gewöhnt sich daran, man lernt die Tiefen zu akzeptieren und die Höhen umso mehr auszukosten." Gleich auf zwei Hochzeiten, oder besser gesagt in zwei Unternehmen tanzt . Die 26-jährige JKU-Studentin gründete mit Stefanie Gerhofer die Werbeagentur "beraterinnen 2". Die beiden riefen mit Konrad Swietek auch das Produkt "offisy – makes office easy" ins Leben. Letzteres beschäftigt sich mit der Terminkoordination von selbstständigen Therapeuten und befindet sich gerade im Markteintritt. "Mit meinen beiden Unternehmen habe ich für mich die richtige Mischung gefunden. Ich gehe jeden Tag gerne ins Büro. Nur Zeit für ausschweifende Freizeitaktivitäten habe ich derzeit nicht. Dafür sehe ich die Arbeit auch als mein Hobby", sagt Schmiedseder. (diva)
Carina Schmiedseder (l.) gründete mit Stefanie Gerhofer (r.) eine Werbeagentur. Als »beraterinnen2« auf Schiene war, holten sich die beiden Konrad Swietek ins Boot und gründeten die offisy GmbH.