50 Jahre JKU

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Erinnerungen an die Studienzeit: "Links waren wir alle"

Gerhard Stürmer begann 1967 sein Studium an der JKU. Für die OÖN erinnert er sich zurück an die Zeit des Beginns.

Von Elisabeth Eidenberger, 08. Oktober 2016 - 00:04 Uhr

Wir waren 700 Inskribierte, davon haben wahrscheinlich 400 aktiv studiert und 150 waren gleichzeitig am Campus. Ja, jeder hat jeden gekannt", sagt Gerhard Stürmer. Der JKU-Absolvent von 1971 und heutige Präsident der Kepler Society, dem Absolventenclub der JKU, hat mit Persönlichkeiten wie WK-Präsident Christoph Leitl, Rechtsanwalt Helmut Moringer oder Ex-RLB-Generaldirektor Ludwig Scharinger studiert. "Wir hatten ein enges Verhältnis zu den Professoren und Assistenten. Man konnte daher auch außerhalb der formalen Prüfungen auffallen. Positiv oder negativ."

Er hat das in den Vorlesungen selbst erlebt und erinnert sich mit einem Schmunzeln zurück: "Ich bin damals mit Christoph Leitl in seiner ausgefransten Lederjacke in der Vorlesung von Marketing-Professor Ernest Kulhavy in der ersten Reihe gesessen. Kulhavy hat gefragt: ,Was ist das Gegenteil von Produktivität?‘ Da hat einer gerufen: ,Beamte!‘ Und ich hab geantwortet: ,Na, Professoren!‘ Das wirft er mir heute noch vor." Trotz dieser Zwischenrufe – oder vielleicht gerade deswegen – hat Stürmer am Institut von Kulhavy als Assistent begonnen und dort bis 1979 gearbeitet, bis 1999 dann als Lektor.

Rebellion mit Leichtigkeit

Der gesellschaftliche Umbruch, die 68er-Generation, hat sich auch in Linz niedergeschlagen. Jeden zweiten Tag gab es ein Sit-in an der Uni, an denen um Mitbestimmung gekämpft und die gesellschaftlichen Probleme gewälzt wurden. "Dank der Studienrichtungen wie Soziologie und Sozialwirtschaft hatten wir einen großen 68er-Geist an der Uni. Links waren wir alle. Leider haben uns die Gegner gefehlt", sagt Stürmer. Denn auch die Professoren waren sehr liberal eingestellt. Stürmer erinnert sich an eine Situation: "Der heutige Rechtsanwalt Helmut Moringer hat damals bei einem Sit-in eine Brandrede gegen den konservativen Begriff ,Magnifizenz‘ als Anrede für den Rektor gehalten. Rektor Adolf Adam war anwesend und hat darauf in seiner brummbärigen Stimme geantwortet: ,Kein Problem, Sie können auch Väterchen Frost zu mir sagen.‘"

Die Rebellion in Linz hatte also eine spielerische Leichtigkeit. So formulierte es auch Stürmers Studienkollege Christoph Leitl: "Ich habe mich selbst als ziemlich aufmüpfig in Erinnerung. Allerdings hat sich diese Protesthaltung vor allem in endlosen Gesprächen geäußert, nicht in handgreiflicher Aktion. Es gab engagierte Diskussionen, aber auch großartige Feste wie das legendäre Marketing-Gschnas. Gegen einen, der das repräsentierte, was ich heute bin, hätte ich damals wohl demonstriert." Demonstration sei das Vehikel der Zeit gewesen. "Wir haben gegen Fahrpreiserhöhungen der öffentlichen Verkehrsmittel demonstriert, genauso wie gegen die damals vom Bund geplante Bundesheer-Milliarde", erzählt Stürmer.

Die Uni war auch ein Biotop gesellschaftlicher Strömungen. So gab es etwa die erste Frauenbewegung an der Uni. Als wissenschaftliche Community musste sich die Hochschule erst beweisen. "Freunde, die an anderen Unis studiert haben, hatten uns immer am Häckerl: Ihr studiert’s ja an der Mühlviertler Hochschule!" Mit einer guten Berufungspolitik hat sich die Uni aber schnell einen guten Namen gemacht. Die Absolventen waren gefragt: "Sorge um einen Job nach dem Studium hatte keiner."

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