Linz: 5°C Ort wählen »
 
  °C ·  mehr Wetter »

Handwerk-Großmacht Österreich erobert in Belgien 14 Goldmedaillen

SPA FRANCORCHAMPS. Lange belächelt, seit kurzem bestaunt: Das duale Ausbildungssystem in Österreich.

So sehen Sieger aus! Die österreichischen Teilnehmer bei den Euro-Skills 2012 in Belgien. Bild: Philipp Hirsch

„Die Euro-Skills sind ansteckend wie ein Virus. Wer einmal diese Stimmung erlebt hat, vergisst das nie wieder“, sagt Renate Römer, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. Römer ist infiziert.

Zur Siegerehrung kommt sie im Dirndl, schwingt ein kleines rot-weiß-rotes Fähnchen und stimmt in jeden: „Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreicher“-Schlachtgesang mit ein. Gründe zu singen gab es am vergangenen Sonntag in Belgien für die Österreicher mehr als genug.

14-mal Gold, sechsmal Silber und zweimal Bronze erkämpfte das Team bei den dreitägigen Bewerben am Gelände des Formel-1- Rings in Spa Francorchamps und war damit mit Abstand die erfolgreichste Nation (siehe Medaillenspiegel unten rechts). Die Euro-Skills zeigen, dass das duale Ausbildungssystem in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hoch qualifizierte Fachkräfte hervorbringt.

„Ich nehm’ das persönlich“

„Es geht darum, dass das Handwerk wieder an Ansehen gewinnt“, sagt Steinmetzmeister Bernhard Hasenöhrl. „Ein Gesellenbrief sollte soviel wert sein wie eine Matura.“ Er begleitet als Experte die 23-jährige Steinmetzin Melanie Seidl, die für den oberösterreichischen Steinmetz-Betrieb Kienesberger arbeitet. Hasenöhrl leidet während des Wettbewerbs drei Tage lang mit. Er ist wohl sogar nervöser als „die Meli“. Sein Schützling arbeitet konzentriert. Die Welt außerhalb der kleinen Box, in der sie den Block aus belgischem Kalkstein in die vorgegebene Form zwängt, ist für sie scheinbar verschwunden.

„Ich nehm’ das Ganze hier einfach sehr persönlich“, sagt Hasenöhrl. Als es bei der Medaillenzeremonie in der Kategorie der Steinmetze heißt: „Gold goes to Austria!“, brechen bei ihm alle Schranken. Der Druck, den er sich über Monate aufgebaut hatte, fällt auf einem Schlag von seinen breiten Steinmetzschultern. Er springt auf seinen Sitz und schreit seine Erleichterung heraus. „Sie hat es einfach so sehr verdient, weil sie so ein klasses Mädel ist.“ Seidl ist nicht die einzige, die für Oberösterreich eine Goldmedaille errang. Anlagenelektriker Andreas Brunner von der voestalpine gewann souverän. Der 20-Jährige nimmt gleich zwei Goldene mit nach Hause. Denn zusätzlich siegte er auch in der „Best of Nations“-Kategorie. Kein anderer Österreicher erreichte mehr Punkte als der Mühlviertler. Die Mechatroniker der voestalpine, Daniel und Martin Freundenthaler, errangen Silber. Grafik-Designer Tino Wasilakis komplettierte die oberösterreichische Medaillensammlung mit Bronze.

Das Team Österreich war für die Euro-Skills bestens aufgestellt. Sogar ein Mentaltrainer des Skiverbandes war dabei. Er sollte die „Athleten“ wieder aufbauen, wenn einmal etwas nicht so läuft. „Für die Teilnehmer ist es eine große Belastung. Die Aufgaben sind schwierig und ihre Erwartungen hoch“, erklärt Römer. Für die Vizepräsidentin sind die Euro-Skills „eine große Herzensangelegenheit“.

Als die österreichische Malerin Anita Mayer am Ende des Bewerbs wegen dem Druck der vergangenen Tage zu weinen beginnt, kullert auch bei der Funktionärin eine Träne.

 

Medaillenspiegel:

1. Österreich: 14 x Gold / 6 x Silber / 2 x Bronze
2.Niederlande: 6 x Gold / 5 x Silber / 5 x Bronze
3.Deutschland: 6 x Gold / 0 x Silber / 4 x Bronze
4.Belgien: 5 x Gold / 6 x Silber / 3 x Bronze
5.Ungarn: 5 x Gold / 1 x Silber / 5 x Bronze
6.Finnland: 4 x Gold / 6 x Silber / 7 x Bronze

Kommentare anzeigen »
Artikel Philipp Hirsch aus Belgien 13. Oktober 2012 - 00:04 Uhr
Mehr Campus

Technologie gegen den toten Winkel

HAGENBERG. Die fehlende Sicht im "toten Winkel" – der Bereich direkt um das Fahrzeug herum, den Autofahrer ...

Wie Frauen zu Innovatorinnen und Führungsfiguren werden

"Innovatorinnen-Leadership-Programm": Geschlechtergerechtigkeit in der Forschung

Einblicke in 75 Studiengänge: FH präsentiert sich

LINZ/HAGENBERG/STEYR/WELS. Zahlreiche Vorträge, Campustouren sowie Gespräche mit Lehrenden und ...

Die Geschichte der Demokratie und die große Frage nach dem "Wir"

LINZ. Andreas Pfaffenberger ist mit seinem Stück "Wir! Eine Solo-Show" an der JKU zu Gast

Wie Neuronen geschaltet werden können

LINZ. JKU-Wissenschaftler steuern Nervenzellen mit Licht und Fett
Meistgelesen   mehr »
Services