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Vom Flüchtling zum Spitzenmanager

WIEN. Porträt In den 1990ern floh Emini Driton (40) aus dem Kosovo. Er schaffte es mit Ehrgeiz und Zielstrebigkeit bis in das Top-Management von T-Mobile Österreich.

Emini Driton Bild: T-Mobile

Heute ist Emini Driton stellvertretender Netzwerk-Chef des Handynetzbetreibers T-Mobile Österreich. Er hat einen harten Weg hinter sich. "Ich habe eine Kämpfernatur entwickeln müssen." Der Kosovare wurde von seinen Eltern als 16-Jähriger wegen der bürgerkriegsähnlichen Unruhen 1992 auf die Flucht geschickt – "wie heute die Balkanroute".

Ohne Deutschkenntnisse aus einem Dorf in die Großstadt Berlin katapultiert war das eine "gewaltige Herausforderung" für den Jugendlichen. Mit Hilfe eines Onkels schaffte er es, sofort mit Deutschkursen und Schulbesuch zu beginnen. "Ich habe alle Möglichkeiten zur Integration gesucht. Fußball-Training war für mich ein Schlüssel. Da fragt niemand, ob du Flüchtling bist." Nach sechs Jahren hatte er das Abitur in der Tasche.

Das Elektrotechnik-Studium finanzierte er sich mit Arbeit in einer Flüchtlingsorganisation. Staatliche Unterstützung bekam er nur bis zur Volljährigkeit. Er habe von Anfang an gewusst, er müsse selbst seine Karriere in die Hand nehmen. "Ich hatte immer das Bewusstsein, dass ich diese Möglichkeiten in meiner Heimat nie gehabt hätte. Deutschland hat mir den Rahmen gegeben, dafür bin ich sehr dankbar."

Die aktuelle Flüchtlingssituation in Europa versetzt den Vater zweier Töchter (7, 1) wieder in seine Vergangenheit zurück. Er empfiehlt den Flüchtlingen, sich möglichst schnell die Sprache des Landes anzueignen. "Sonst bist du sehr schnell ausgeschlossen." Auf jeden Fall sieht er den Ball bei den Flüchtlingen, sich zu integrieren. "Man kann nicht nur mit dem Körper in Österreich sein und mit den Gedanken in der Heimat. "Das funktioniert so nicht." Er selbst, der seit sieben Jahren in Österreich arbeitet, bezeichnet heute Berlin und Wien als seine Heimat. "Ich habe nicht den Drang, in den Kosovo zurückzugehen", obwohl er privat oft dort ist und noch eine emotionale Bindung an seine alte Heimat hat.

"Immer wieder aufstehen"

Er selbst hat erfahren, wie schwierig es ist, sich in einem fremden Kulturkreis eine Existenz aufzubauen. "Man muss immer wieder aufstehen und darf nie die Hoffnung verlieren", auch wenn es auf dem Arbeitsmarkt schwierig sei. Auf jeden Fall, ist Driton überzeugt, gebe es für Flüchtlinge nur die Chance, sich in den Jobmarkt zu integrieren, wenn sie alle Möglichkeiten nutzen und ihre Zukunft selbst gestalten wollen.

Weil viele Flüchtlinge eine hohe Motivation mitbrächten, ist der Netzwerktechniker optimistisch, dass viele von ihnen längerfristig auch hochqualifizierte Tätigkeiten ausüben können. Er ist das beste Beispiel dafür.

 

Zur Person

Emini Driton floh als Jugendlicher aus dem Kosovo nach Deutschland. Seine Diplomarbeit (TU Berlin) wurde mit dem „Siemens Excellence Award“ ausgezeichnet. Seine Karriere startete der Nachrichtentechniker bei der Deutschen Telekom in Nürnberg. Danach arbeitete er für deutsche Unternehmen in den USA, Kanada, Finnland und Kroatien. 2009 wurde er von T-Mobile Austria nach Wien geholt.

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Artikel Ulrike Rubasch 09. April 2016 - 00:04 Uhr
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