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"Frauen müssen sich mehr trauen"

LINZ. Weltraumarchitektin: Sandra Häuplik-Meusburger beweist, dass Erfolg in technischen Berufen keineswegs männlich ist.

Die Weltraumarchitektin ist Mutter eines 18 Monate alten Sohns. Bild: Mag. (FH) Stefan Rumersdorfer

Sohn Kaspar, 18 Monate, sitzt am Schoß und wird langsam unruhig, während seine Mutter Sandra Häuplik-Meusburger von ihrem Beruf schwärmt. Die 41-Jährige ist Architektin mit dem Spezialgebiet Weltraum, unterrichtet an der Technischen Uni Wien und hat ihr eigenes Architekturbüro. Bei einem Referat diese Woche in Linz bei der Verleihung der Mechatronikpreise entführte sie die Zuhörer auf eine Reise ins Weltall.

Eine Raumstation, die Platz für 1000 Menschen bietet oder sich auf dem Mars befindet – technisch sei vieles längst möglich, sagt Häuplik-Meusburger. Die Realisierung scheitere am Geld, nicht an den Ideen. "Die Zukunft ist längst da."

Langeweile in der Bank

Diese Visionskraft begleitet die Architektin auch auf ihrem eigenen Werdegang. Aufgewachsen im niederösterreichischen Enzersfeld, absolviert sie eine Handelsakademie. Nach einem Au-pair-Aufenthalt in London beginnt sie, in einer Bank zu arbeiten. "Das hat mich nach eineinhalb Jahren so gelangweilt, dass ich mit Architektur begonnen habe."

Sie sei die Erste in ihrer Familie gewesen, die studiert habe. "Das war gar nicht vorgesehen. Hätte ich eine Lehre gemacht, wäre es auch recht gewesen." Rasch kristallisiert sich ihr Spezialgebiet heraus – Architektur unter extremen Bedingungen. Und was könnte extremer sein als Leben und Arbeiten im Weltraum? Für ihre Diplomarbeit entwirft sie eine gehende Mondbasis, eine Art Laufmaschine, die einem Schweizer Messer gleich Arme und Beine ausklappen kann. Zur Dissertation folgt eine Analyse der amerikanischen, russischen und internationalen Raumstationen.

Realisiert wurde die Mondbasis freilich nicht, aus der Doktorarbeit entstand ein Buch. Einen praktischen Nutzen ihrer Arbeit sieht Häuplik-Meusburger dennoch: Unter extremen Bedingungen sei die Optimierung des vorhandenen Raums entscheidend, und das sei das Um und Auf jeder Architektur. "Wir haben zum Beispiel ein Zahnlabor entworfen, das ist im Wesen einer Raumstation ähnlich: Alles ist sehr technisch, sehr funktionell, und die Abläufe müssen exakt abgestimmt sein." Die Herausforderung bei einem Wohnhaus und einer Raumstation sei dieselbe: "Es fehlt immer an Stauraum."

Vor allem aber ist Häuplik-Meusburger der Prototyp der modernen Frau, die versucht, Karriere und Kind unter einen Hut zu bringen. Junge Frauen motiviert sie, weniger Selbstzweifel zu haben. "Frauen wollen immer alles perfekt machen. Dabei müssen sie sich einfach mehr trauen."

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Artikel Susanne Dickstein 22. November 2014 - 00:04 Uhr
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