Mangel an Fachkräften bremst die gute Konjunktur der Bauwirtschaft
LINZ. Trotz guter Bezahlung und Aufstiegsmöglichkeiten fehlt der Nachwuchs.
Über Fachkräftemangel klagen viele Branchen. In der Bauwirtschaft ist er eklatant. Firmen müssen Aufträge ablehnen, weil sie nicht die personellen Kapazitäten haben, sie auch auszuführen. Das bestätigt Bau-Innungsmeister Norbert Hartl, Geschäftsführer der Schmid Baugruppe mit Sitz in Frankenburg, im OÖNachrichten-Gespräch.
Dabei ist die Baubranche bekannt dafür, gut zu zahlen. Auch die Aufstiegschancen seien gut, sagt Hartl. "Harte körperliche Arbeit bei Wind und Wetter ist halt eine Tatsache, die man nicht wegdiskutieren kann." Das scheint viele Leute abzuschrecken.
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Kurzfristig gelten Osteuropäer und Asylwerber als Potenzial. Wobei das Anwerben etwa von Tschechen immer schwieger wird. "Da kommt nichts mehr nach", sagt Gerhard Resch, Chef der Brüder Resch Hoch- und Tiefbau GmbH & Co KG mit Sitz in Aigen-Schlägl und damit unmittelbar an der Grenze zum nördlichen Nachbarland. Man habe schon überlegt, in die Ukraine zu fahren, um Leute anzuwerben.
Österreichische Lehrlinge fand das mittelständische Unternehmen mit 230 Mitarbeitern im Vorjahr überhaupt keine mehr. Acht Afghanen stellte Resch ein. Die Erfahrungen mit den Ayslwerbern seien sehr positiv, sagt Resch im OÖN-Gespräch. Asylwerber seien zwar ein Potenzial, "aber ein überschaubares", sagt Innungsmeister Hartl. Was das Rekrutieren von Osteuropäern angeht, gebe es auch Grenzen. Die Qualifikation dieser Leute entspreche längst nicht österreichischen Standards und könne so den Nachwuchs nicht ersetzen. "Die Lehrlinge von heute sind unsere Führungskräfte von morgen", sagt Hartl.
Zielführender sei aus seiner Sicht, die Baulehre attraktiver zu machen. Das sei bereits geschehen. Im Vorjahr wurde sie von Grund auf neu gestaltet, "entstaubt" und digitalisiert. Jeder Lehrling bekommt im zweiten Lehrjahr ein Tablet, auch die Ausbildung selbst wurde auf den "Stand der Technik" gebracht.
Eine weitere Stellschraube für die Bauwirtschaft ist, verstärkt Frauen anzusprechen. Das geschieht auch (siehe Bericht unten). Die harte Arbeit auf der Baustelle wird freilich auch weiterhin eine Männerdomäne bleiben. Eine Möglichkeit ist auch, Bauteile vorzufertigen. Damit wird auf der Baustelle nur mehr "legomäßig" zusammengebaut, sagt Hartl. Damit könne man die Bauzeiten verkürzen, und der Personalaufwand auf der Baustelle wird geringer. In die Richtung sei man ebenfalls unterwegs, so Hartl.
Vor allem im Holzbau ist dies eine Möglichkeit. Das setzt freilich hohe Investitionen in entsprechende Produktionskapazitäten voraus. Außerdem müssen bei dieser Art des Bauens auch Architekten und Bauherren mitziehen.
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