DOMOTEX 2019: Kreative Projekte und visionäre Inszenierungen für den Boden
Schon im Herbst wählte eine Fachjury die "Framing Trends", die als zukunftsorientiertes Highlight der Messe in Hannover noch bis 14. Jänner besondere Aufmerksamkeit finden.
Die "Framing Trends" gliedern sich in drei Module, die sich mit dem aktuellen Leitthema "CREATE’N’CONNECT" befassen. Für den Boden mit seinen vielseitigen gestalterischen Möglichkeiten spielt der Trend der "Vernetzung" eine besondere Rolle. Er bildet die Basis der Räume, in denen wir leben und arbeiten.
In den "Flooring Spaces" können Aussteller und Unternehmen der Fußbodenbranche ihre kreativen Ideen anhand des aktuellen Leitthemas darstellen, um sich mit Besuchern zu vernetzen und als Trendsetter hervorzuheben. Unter der Bezeichnung "NuThinkers" zeigen Studentinnen und Studenten ihre innovativen Konzepte zum Megatrend der Konnektivität. Das Modul "Art & Interaction" stellt Installationen aus Kunst und Design vor, die das Leitthema spielerisch aufbereiten und sinnlich erlebbar machen.
Projekte mit großer Bandbreite und inhaltlicher Tiefe
Das letzte Wort bei der Entscheidung, welche Projekte auf der Sonderfläche präsentiert werden, hatte der Vorsitzende Peter Ippolito. Das neue Leitthema "CREATE’N’CONNECT" findet er reizvoll als Gegenposition zum Thema des letzten Jahres, als es um den Megatrend der Individualität ging: Jeder schafft sich sein eigenes Universum. Das Thema Konnektivität – was verbindet uns mit welchen Wertmaßstäben – sei ein ganz spannendes, wenn man es in den Raum übersetzt, so Ippolito. "Aus innenarchitektonischer Sicht ist Boden immer ein Medium, das Raum schaffen, verbinden und erweitern kann. Das ist unsere Grundannahme."
Susanne Schmidhuber, Sprecherin der Jury, betont, dass es in diesem Jahr bei den eingereichten Konzepten eine schöne und große Bandbreite gibt. "Die Bewerberzahlen sind in etwa gleich geblieben, aber die Qualität hat sich noch weiter verbessert. Inhaltlich gehen die Projekte mehr in die Tiefe." Dies trifft in besonderem Maße auf die Hochschulprojekte zu, befanden die Juroren.
Flooring Spaces: Kreative Produktinszenierungen
Durch das Projekt "DOMOTEX Wood Lifecycle" spielt Holz auf der Messe eine zentrale Rolle. Das Konzept und Design von Total Tool Milano stellt den Lebenszyklus von Holz in sieben Schritten, vom Baum im Wald bis zum recycelten Produkt dar. Wert und Vielseitigkeit des natürlichen Materials wird in den Fokus gerückt, um innovative und inspirierende Nutzungsmöglichkeiten aufzuzeigen. In vielfältigen Exponaten werden besondere Eigenschaften, Anwendungsmöglichkeiten und Qualitäten des Werkstoffs Holz anschaulich gemacht. Unternehmen aus verschiedensten Bereichen zeigen ihre Produkte wie Naturholzmöbel, Fußböden oder Recyclingplatten in den einzelnen Stationen des Zyklus, um die Produktions- und Lieferkette des nachwachsenden Rohstoffs exemplarisch darzustellen. "Holz ist einer der ältesten Werkstoffe in der Menschheitsgeschichte. Doch immer wieder überraschen uns seine durch technologische Innovationen neu entwickelten Einsatzmöglichkeiten", sagt Design Director und Kurator Giulio Ceppi.
Der Flooring Space des indischen Herstellers M.A. Trading heißt "Rain of Stories". Dabei werden Entstehungsgeschichten von Produkten metaphorisch und persönlich erzählt. Ganz im Sinne echter "Connection" von Mensch zu Mensch sind die Gestalter der Produkte anwesend. Unter den Regenschirmen, die besondere Räume für Kreativität und Dialog symbolisieren, sind Besucher eingeladen, über Material, Produkte und Ideen zu sprechen und so gemeinsam etwas Neues zu schaffen. Das "Connectivity Wheel" ist visuelle Attraktion und spielerische Interaktion zugleich. Besucher können in das Rad einsteigen, es durch eigene Schritte in Bewegung versetzen und so in einer Aktion der Kreation das Spiel der Lichtreflexe farbiger Glasfacetten mit umliegenden Bodenbelägen von Carpet Concept zum Leben erwecken.
"CREATE’N’CONNECT" aus künstlerischer Sicht
Die amerikanische Künstlerin Rena Detrixhe setzt Materialien aus der Natur ein, um die Beziehung zwischen Mensch und Umwelt kritisch zu untersuchen. Für ihre Installation "Red Dirt Rug" verwendet Detrixhe rote Erde, die sie im US-Bundesstaat Oklahoma gesammelt hat und im Rahmen der "Framing Trends" zu einem temporären Teppich auslegt. Zunächst siebt sie Erde und verarbeitet diese zu feinem Schlamm, der dann zu einer gleichmäßigen Schicht ausgebreitet wird. Auf der eckigen Fläche nutzt sie Teile alter Schuhsohlen wie Stempel, um geometrische Muster und Ornamente in das feine sandige Material zu prägen. Mit ihrem "Red Dirt Rug" will die Künstlerin auf die massiven Eingriffe in die Landschaften ihrer Heimat hinweisen, die der Mensch vornimmt, um Bodenschätze wie Erdöl und Erdgas zu erbeuten.
Vanessa Barragão aus Portugal stellt in ihrem Designstudio handwerklich gefertigte Teppiche für Boden und Wand aus Abfallprodukten der Textilindustrie her. Ihre Verbindung zum Meer dient als Inspirationsquelle für textile Kunstwerke aus Recyclingmaterialien, die Unterwasserwelten in Form von dreidimensional gestalteten Korallenriffen in Techniken wie Häkeln, Makramee oder Stricken darstellen. Barragão lebt in Porto, wo sich der Kern der portugiesischen Textilindustrie befindet. Umweltschädliche Einflüsse durch die Produktion betreffen insbesondere die Ozeane, die 90 Prozent der Luftverschmutzung absorbieren und sich deshalb erwärmen, erklärt sie. Die Textilkünstlerin möchte mit ihren Arbeiten zu einem Umdenken für schonenderen Umgang mit der Umwelt beitragen und zugleich "beim Betrachter ein Bewusstsein wecken für die gefährlichen Folgen, die mit dem bedauernswerten Aussterben von Korallenriffen verbunden sind‘‘.