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"Bei unserer Vorstellung von Wohnen dreht sich alles um Stimmung"

29. Dezember 2018, 00:04 Uhr
"Bei unserer Vorstellung von Wohnen dreht sich alles um Stimmung"
"Living by moods" ist das Motto von Das Haus auf der imm cologne 2019. Bild: Truly Truly; Koelnmesse

Die australischen Designer Kate und Joel Booy, die 2014 in Rotterdam ihr Studio Truly Truly gründeten, wurden von der Einrichtungsmesse imm cologne eingeladen, der Einrichtungswelt ihre persönliche Vision zeitgenössischer Wohnkultur zu zeigen.

"Living by Mood" nennen die Guests of Honor der imm cologne ihren Entwurf für Das Haus 2019. Die 180 Quadratmeter große Simulation eines Wohnhauses in den Kölner Messehallen zeigt ihre persönliche Vision zeitgenössischen Wohnens: ein Haus fast ohne Innenwände, mit vier ineinander übergehenden Zonen "Reclusive", "Serene", "Active" und "Reclining". Für ein Wohnen, das flexibel genug ist, die sich verändernden Lebensrhythmen mitzumachen und sich den Bedürfnissen seiner Bewohner anzupassen, und gleichzeitig ein inspirierender Raum für ein Miteinander jenseits der von Hektik und Routine.

Ihr Entwurf für Das Haus soll ein Platz für "wissbegieriges Design" werden, sagen Sie. Sind Sie denn so neugierig?

Joel: Als Designer, ja. Unser Ansatz ist der eines Forschers. Bei unseren Entwürfen gehen wir oft von einem Material oder von einer Materialeigenschaft aus, ohne genau zu wissen, wohin oder zu welcher Form es uns am Ende bringt. Auch Das Haus ist für uns vor allem ein Raum, in dem wir Fragen zu Themen des häuslichen Lebens stellen können.

Was war für Sie das Spannendste an dem Projekt?

Joel: Schon von der imm cologne als Produktdesigner zu einem solchen Projekt eingeladen zu werden, war eine Herausforderung – schließlich sind wir ja keine Architekten. Wir haben uns gefragt: Wenn es ein Produkt wäre, wie würden wir damit umgehen? Letztlich sind wir das Projekt angegangen, wie wir alles angehen: einen Schritt zurücktreten und die Sache aus einer Perspektive betrachten, von wo aus alles möglich ist."

Und? War es eine lohnende Aufgabe?

Kate: Ja, war es. Wir mussten uns intensiv mit der Frage beschäftigen, wie wir leben wollen, was wir von einem Zuhause erwarten. Dadurch, dass wir unser Design in Beziehung zu einem Raum stellen konnten, den wir selbst bestimmen, sehen wir auch unsere Produkte wieder in einem anderen Licht. Joel: Es ist eine schöne Erfahrung, Raum und Möbel zusammen gestalten zu können, sich zu überlegen, wie das Sofa aussehen könnte, das zu dem Haus passt – wie in einem Gesamtkunstwerk. Das war die reine Freude.

Und wie sieht Das Haus aus, wenn Sie es gestaltet haben wie ein Produkt?

Joel: Es macht schon von außen neugierig. Wir legen großen Wert auf Texturen und Farben. Das Haus hat ein sehr charakteristisches Äußeres, wobei die teils geschlossene, teils geöffnete Außenfront textil ist und einladend wirken soll. Ich bin ein großer Fan von Rietvelds Technik. Aber wir lassen uns vor allem von einem Material oder von Naturkräften inspirieren. Wir wollen etwas von der in diesen Dingen liegenden Schönheit kommunizieren und dann mit der Funktion verbinden. In der Natur teilt sich die Schönheit eines Sonnenuntergangs ganz von allein mit, aber im Design muss man sie erst herausarbeiten. Die Art der Aufhängung von unserer Leuchte Levity haben wir zum Beispiel so gewählt, dass die Flexibilität des verwendeten Materials erfahrbar wird, nämlich durch Einwirkung der Schwerkraft.

Kate: Unser Ziel ist es immer, die Schönheit eines Materials sichtbar zu machen – etwa durch den Kontrast mit anderen Materialien oder indem wir für einen interessanten Lichteinfall sorgen, bestimmte Eigenschaften hervorheben. Das ist eine Frage der Balance. Wir wollen die Neugierde auf ein Material wecken. Und Das Haus soll neugierig auf mögliche Umgebungen zum Wohnen machen.

Wie wollen Sie das erreichen?

Joel: Die Räume sind weder in ihrer Begrenzung noch in ihrer Funktion ganz festgelegt. Auch die Möbel sind manchmal mehrdeutig: Sie legen sich weder von ihrer Form noch von ihrer Position her fest, in welche "Welt" sie gehören – sind es Arbeitstools, gehören sie zur Küche oder schon zur Sitzecke, von welcher Seite setzt man sich darauf …?

Kate: Das Haus steckt einen Rahmen für Interpretation. Wenn man den Raum betritt, wird man sich vielleicht überlegen, wie man ihn auf unterschiedliche Weise nutzen könnte – je nachdem, in welcher Stimmung man ist und was man tun möchte. Auch die Platzierung und die Kombination der Möbel ist mehrdeutig. An dem großen Esstisch zum Beispiel werden wir bewusst nur ein paar Stühle platzieren, von denen einige vielleicht Bürostühle sind. So lässt der Tisch Raum für spontane, vielseitige Aktionen.

Joel: Auch unsere Küche in Das Haus sieht nicht aus wie eine klassische Küche – weder in Bezug auf die einzelnen Module noch auf die Materialien: eine Kombination aus Edelstahl mit Hochglanzfliesen. Die Bank, die zur "Reclining"-Zone überleitet, in der man sich entspannt "zurücklehnen" kann, ist ein etwas niedrigeres Sitzmöbel da sie aber aus denselben Materialien wie die Küchenelemente besteht, bildet sie einen Rückbezug auf die Küche. Betrachtet man es als abstrakte Struktur, geht alles ineinander über, ist Teil eines größeren Textes, der in seinen Mehrdeutigkeiten und Querbezügen gelesen werden will.

Im Mittelpunkt steht die Küche. Warum?

Joel: Die Küche bildet das Herz unseres Hauses. Die Küche sollte unserer Meinung nach kein separater, auf eine einzige Funktion festgelegter Raum sein. Wir kochen gerne zusammen und die Küche sollte ein attraktiver Ort sein, an dem sich alle treffen und auf vielerlei Art Zeit verbringen können. Ein Raum zum Genießen, in dem es nicht um Effizienz geht, sondern um Zusammensein.

Wenn es nicht die Funktion ist, die den Raum und seine Nutzung bestimmt, was ist es dann?

Joel: Die Stimmung. Wir haben emotionale Räume gestaltet. Als Erstes haben wir diesen grünen Rückzugsraum entworfen – er ist relativ klein, beschreibt von oben gesehen eine strenge grafische Form und ist von ganz aus Pflanzen gebildeten Wänden begrenzt.

Kate: Das Entscheidende sind dabei die visuellen Anhaltspunkte: Sie erlauben Eindrücke, lassen aber nicht alles erkennen. Das weckt Neugierde: Man möchte sehen, was da drinnen noch so ist, wie es sich anfühlt, sich dort hinten einmal hinzusetzen ...

Indem Sie die Wände durch Vorhänge und textile Raumteiler ersetzen, gestalten Sie in Das Haus ein fast durchgehend offenes Wohnformat. Ist das die Zukunft?

Kate: Auch wenn wir selbst eine offene Wohnung haben, erwarten wir jetzt nicht, dass die Menschen in Zukunft genauso leben werden wie in unserer Vorstellung vom Wohnen in Das Haus. Aber wir haben einige interessante Ideen untersucht, die darin Form annehmen.

Joel: Wir sehen, dass die Auflösung der Grenzen zwischen privat und öffentlich, Freizeit und Arbeit, Intimität und Geselligkeit auch in der Wohnung zu neuen Formen führt. Unsere Vorstellung vom Wohnen ist viel organischer, fließender. Wohnen, Arbeiten, Schlafen und Abhängen sind nicht streng getrennt. Potenziell ist alles überall möglich und Ort und Aktivität werden je nach Stimmung ausgesucht. Farben, Materialien und Licht sind wichtig.

Wie wichtig sind Ihnen Materialien in Das Haus?

Joel: Material und Struktur sind in Das Haus eng verknüpft. Unser Ziel war eine starke Vereinfachung und daher gibt es auch nur drei Materialien: die Pflanzen, die Wände und der Vorhang. Wir haben verschiedene Materialien und Texturen durch das gesamte Interieur hindurch ausbalanciert, um bestimmte Atmosphären und Stimmungen zu schaffen.

Kate: Der Vorhang, den wir mit Kvadrat zusammen realisieren, bildet nicht nur die Außenwand und die fensterartigen Ausschnitte, er drückt in Farbe und Muster auch das Wohnkonzept aus, das wir für Das Haus umsetzen. Die Textur ist sehr warm und fühlbar und das Camouflage-ähnliche Muster bildet die Vielgestaltigkeit ab, die Raum und Möbel charakterisiert.

"Bei unserer Vorstellung von Wohnen dreht sich alles um Stimmung"
Kate und Joel Booy (Studio Truly Truly), Dick Spierenburg (Creative Director imm cologne) Bild: Lutz Sternstein
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