32-Millionen-Investition in Austria Center Vienna
Wien soll durch die Modernisierung zum größten Kongressstandort Europas werden
Das Austria Center Vienna (ACV) wird groß umgebaut bzw. modernisiert und das wird man auch optisch merken: Für 32 Millionen Euro erhält das Kongresszentrum nicht nur einen Zubau für mehr Veranstaltungsflächen, sondern auch einen markanten neuen Vorplatz – ein "Donausegel". Die Arbeiten starten im Frühjahr 2019 und sollen 2022 abgeschlossen sein.
Zuerst wird man sich den Vorplatz vornehmen. Dessen Neugestaltung soll bereits bis zum Radiologenkongress Anfang März 2020 fertig sein. Platziert wird dort ein augenfälliges, gitterförmiges weißes Dach, durch das von oben Sonnenlicht einfallen kann. Die mit einem Fußballfeld vergleichbare Fläche kann als eine Art offene Plaza genutzt werden und das soll sie künftig auch von der Bevölkerung. "Dort hält sich jetzt nämlich nie jemand auf", sagte ACV-Direktorin Susanne Baumann-Söllner vergangene Woche bei der Präsentation des Vorhabens. Der Vorplatz könne aber zusätzlich geschlossen und als Indoor-Location bespielt werden. "Das ist einzigartig auf der ganzen Welt", freute sich die Chefin.
Umbau bei laufendem Betrieb
Die 2007 installierte gelbe Vordachkonstruktion – Welle genannt – wird abgebaut. Verschwinden werden auch die seitlichen Außentreppen. Stattdessen wird vor das Gebäude eine neue Zugangshalle gestellt. Das bringt dann insgesamt vier Eingänge und zusätzliche Veranstaltungsflächen. "Aktuell haben wir für fünf Ebenen nur einen Eingang. Das wollen viele Kunden nicht", sagte Baumann-Söllner. Der Zubau wird außerdem kurze direkte Verbindungen zu den Ausstellungshallen schaffen. Dieser Teil des Projekts wird im Sommer 2020 in Angriff genommen und soll im Frühjahr 2022 erledigt sein.
Durch mehr Kulturevents sollen auch die Wiener verstärkt ins Austria Center gelockt werden. Für die Gestaltung zeichnen die Büros Dietrich/Untertrifaller sowie Vasko und Partner verantwortlich. Architekt Much Untertrifaller sprach von der "Introvertiertheit des bestehenden Hauses". Ziel sei es, dass Passanten künftig "was von diesem lebendigen Gebäude mitbekommen". Der Umbau werde bei laufendem Betrieb erledigt. Wobei die Hausherrin einräumte, dass es im Zeitraum der Modernisierung wohl Umsatzrückgänge geben werde. Vor allem bei kleineren Veranstaltungen werde man etwas zurückfahren müssen.
Die Kosten von 32 Millionen Euro übernimmt zu 65 Prozent der Bund als Eigentümer. Finanzminister Hartwig Löger (VP) hofft, dass Wien durch die Neuerungen zum wichtigsten Kongressstandort Europas wird. Derzeit liege man an zweiter Stelle hinter Paris. Finanzstadträtin Renate Brauner (SP) verwies auf die wirtschaftliche Relevanz des Austria Center Vienna. Mit 450 Millionen Euro Wertschöpfung pro Jahr spiele das Center fast die Hälfte der Wiener Tagungswirtschaft (eine Milliarde Euro) herein.
Die Pläne für den Bau des Kongresszentrums hatten im Vorfeld für heftige Debatten gesorgt. Ein von der ÖVP 1982 initiiertes Volksbegehren gegen den Bau des Centers kam auf mehr als 1,36 Millionen Unterschriften und ist damit nach wie vor das erfolgreichste Volksbegehren Österreichs. Geholfen hat es nichts: Das Austria Center wurde 1987 eröffnet.
Heute beherbergt es 24 Säle für 100 bis 4320 Personen, 180 Meeting-räume und 22.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Im bisher stärksten Jahr 2017 zählte man 105.512 Gäste und einen Umsatz von mehr als 12 Millionen Euro.