Die Preise in Deutschlands Städten stiegen auch im Vorjahr rasant
BERLIN. Bundesbank warnt vor massiver Überteuerung – Vieles spricht aber für weitere Zuwächse.
500.000 Euro für eine Vier-Zimmer-Wohnung, Reihenhäuser im Speckgürtel für eine Dreiviertelmillion, freistehende Häuser, die für die meisten Leute unbezahlbar sind: Wer in deutschen Städten wie Hamburg, Frankfurt, Freiburg oder Mainz Wohnungen sucht, stößt auf Preise, die vor Jahren kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Selbst für einige Experten ist der Ansturm auf Immobilien schon unheimlich. Von einer Linderung der Wohnungsnot ist nichts zu sehen. Auch im dritten Quartal 2018 setzte sich der Preisanstieg ungebremst fort, wie eine Analyse des Hamburger Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung (Gewos) zeigt. Demnach kosteten Eigentumswohnungen im Schnitt um 8,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Herbst 2017 waren die Preise binnen Jahresfrist genauso stark gestiegen. Bei Eigenheimen beobachtet Gewos gar eine Beschleunigung. Die Preise kletterten dort um 7,6 Prozent.
Am stärksten verteuerten sich Wohnungen in den sieben größten deutschen Städten mit einem Plus von gut elf Prozent. "Ein Abflachen der Entwicklung ist nicht festzustellen", sagte Geschäftsführerin Carolin Wandzik. Sie hat Immobilien bei mittlerer Lage und Ausstattung im Baualter von 30 Jahren untersucht. Ihre Erkenntnisse decken sich mit Zahlen des Instituts Empirica mit Standorten in Berlin, Bonn und Leipzig, aus denen ebenfalls keine Atempause abzulesen ist. Bei neu gebauten Wohnungen gibt es demnach eine Beschleunigung. Im dritten Quartal sprangen die Preise dort um 8,0 Prozent hoch.
Neue Eigentumswohnungen kosten laut Empirica in München durchschnittlich 8158 Euro je Quadratmeter, gefolgt von Frankfurt (5889 Euro) und Stuttgart (5886 Euro). Solche Preise alarmieren die Deutsche Bundesbank, die wiederholt warnte, Immobilien in deutschen Städten seien bis zu 30 Prozent überteuert. Ist der Markt 2019 also nach fast zehn Jahren der Preisanstiege reif für die Wende? Können Wohnungskäufer endlich auf Entlastung hoffen?
Fachleute wiegeln ab. "Die Treiber für weiter steigende Preise sind intakt", sagte Stefan Mitropoulos von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Die niedrigen Zinsen, die Finanzierungen billig machten, dürften voraussichtlich nur leicht steigen, und die Menschen strömten weiter in die Ballungsräume. Auch die Wirtschaft werde wohl gedämpft wachsen. "Ich sehe keine Rezession und schon gar keine, die ein Sinken der Immobilienpreise auslösen könnte", sagte er. Zudem werde weiter nicht genug gebaut, sagt Mitropoulos – auch wegen des Fachkräftemangels.