Von einer Immo-Blase ist Österreich weit entfernt
WIEN. Raiffeisen-Analysten erwarten aber weiteren Preisanstieg.
Die Preise für Wohn-Immobilien steigen in Österreich weiter, auch heuer wird sich der Auftrieb fortsetzen. Von einer problematischen Überhitzung könne man aber nicht sprechen, sagte Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International (RBI), diese Woche bei einem Pressegespräch in Wien. In Summe sei das Risiko einer Immobilien-Blase "leicht erhöht". Gleichzeitig habe seit der Finanzkrise die Leistbarkeit von Wohnraum abgenommen.
Nachholbedarf in Österreich
Während viele europäische Länder in den vergangenen zehn Jahren eine Korrekturphase durchlaufen haben, sind die Immo-Preise in Österreich deutlich gestiegen. Das liege aber auch daran, dass die Preise, wie in Deutschland, etliche Jahre davor quasi stagnierten, sagte Brezinschek. Im historischen Vergleich zu Immo-Hochphasen in anderen Ländern, wie Spanien oder Schweden, sei die Entwicklung in Österreich nicht beunruhigend.
Die Leistbarkeit in Relation zu den Einkommen sei in den vergangenen zehn Jahren zwar deutlich gesunken, liege aber im internationalen Durchschnitt. Seit 2013 gebe es eine "fundamentale Überbewertung", sagte Michael Heller, Immobilien-Analyst bei der RBI. Im internationalen Vergleich sei sie moderat und habe kein Krisenterrain erreicht.
Hierzulande würden für eine 70 Quadratmeter große Neubauwohnung 6,3 Brutto-Jahresgehälter veranschlagt. Heuer dürften die Preise für Immobilien in Österreich um 3,5 bis 5,5 Prozent zulegen, wobei das "eher konservativ" geschätzt ist, sagte Heller.
Für 2019 gehen die Analysten von einem Plus zwischen 2,3 und 4,3 Prozent aus. Starke Preisentwicklungen beobachte man nicht nur in den Städten, sondern auch in den Regionen, so Heller.
Die Renditen im Immobilien-Bereich seien zuletzt gesunken, das Niveau sei aber nach wie vor attraktiv. Ein langfristiger Treiber für den heimischen Immo-Markt ist die demografische Entwicklung, erklärte Heller. Nur wenige europäische Länder würden stärker wachsen als Österreich: Bis 2021 soll die Einwohnerzahl auf neun Millionen steigen. Den größten Zuwachs bei den Privathaushalten werde es in Wien geben.
Angebotslücke schließt sich
Die RBI-Experten gehen davon aus, dass sich die Angebotslücke im Wohnbau schließen wird, die Baugenehmigungen stünden auf Rekordniveau. Auch wenn die konjunkturelle Dynamik im kommenden Jahr an Schwung verliert, werde fleißig weiter gebaut, sagte Brezinschek.
Auch die Wohnkredite haben zuletzt deutlich zugelegt, die rege Kreditvergabe dürfte aber nicht langfristig sein. Möglicherweise wollen sich viele noch mit günstigen Krediten eindecken, meinte Heller. Für die Banken sei das Risiko gering. Abzuwarten sei, was die neuen Bank-Vorschriften Basel IV bringen werden, so Brezinschek.