"Lieber alte Häuser renovieren als Villen bauen"

23.September 2017

Die Initiatoren sehen ein günstiges Zeitfenster, um Gehör für ihr Begehr zu finden. Worum geht es? Die Initiative Wirtschaftsstandort Oberösterreich (IWS) und Georg Spiegelfeld als Präsident der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege in Oberösterreich treten für eine Veränderung im Umgang mit Sanierungen denkmalgeschützter Häuser ein.

Spiegelfeld, durch dessen Hände im Zuge seiner Berufslaufbahn rund 60 überwiegend denkmalgeschützte Immobilien gingen, fordert eine Änderung im Steuerrecht. Käme es dabei zu Begünstigungen für Hauseigentümer, die Geld in ihre erhaltenswerten Objekte stecken, könnte man auf eine Förderung für den Denkmalschutz gänzlich verzichten, sagt der Praktiker.

Spiegelfeld zielt auf mehrere Erleichterungen ab: So sollte es in alten Gemäuern Erleichterungen in Notfällen geben. Der Einbau von Brandschutzvorrichtungen oder die Einrichtung mehrerer Fluchtwege sei meist besonders aufwändig, gleiches gelte für die Dämmung. Er plädiert für einen Punktekatalog, in dem etwa eine ökologische Heizung und eine Deckendämmung aufwändigen Vollwärmeschutz kompensieren kann.

Würden alle vom Bundesdenkmalamt bestätigten Umbaumaßnahmen als außerordentliche Ausgaben bzw. als Betriebsaufwand geltend gemacht werden, könnte sich der Bund jene zwei Millionen Euro ersparen, die jährlich für die Förderung von Sanierungen denkmalgeschützter Objekte budgetiert sind. Dazu gibt es bisher Geld der Länder. Das Land Oberösterreich habe über Jahre fünf bis sechs Millionen Euro jährlich ausgegeben. Nimmt man die Sanierungsförderung dazu, die im Rahmen von Landesausstellungen erfolgt sind, so seien es zehn Millionen Euro gewesen, so Spiegelfeld. Zehn bis 30 Prozent der Sanierungskosten sind förderbar.

In dem Zusammenhang lässt der Schlossbesitzer aufhorchen: Spiegelfeld kam im Februar in die Schlagzeilen, weil ein vernichtender Landesrechnungshof-Bericht den Umgang mit Steuergelden der Landes-Kulturabteilung kritisierte. Spiegelfeld war mehrfach Nutznießer öffentlicher Gelder: "Ein Ergebnis davon ist, dass es von mir kein neues Objekt mehr geben wird."

Der 60-Jährige ist dagegen, "im Windschatten von Landesausstellungen Objekte durch Sanierungen zu retten, ohne die Nachnutzung definiert zu haben". Das war ein Kritikpunkte des LRH.

Vernünftiger als Förderungen sei eine gute Beratung durch das Denkmalamt, wie Besitzer von Bürgerhäusern am besten vorgehen sollten. Würden überschießende Auflagen gelockert, könnten bis zu zehn Prozent der Baukosten eingespart werden, sagt Spiegelfeld.

Baukultur wird zum Thema

Immer wieder müssten sich die Hausbesitzer mit der Finanz auseinandersetzen, weil die aufwändige Renovierung als "Liebhaberei" beurteilt werde. Dies, weil eine Sanierung als nicht wirtschaftlich beurteilt werde, berichtet Spiegelfeld.

Auf den Einwand, mit seinen Forderungen für Begüterte und Erben einzutreten, sagt Spiegelfeld: "Es ist besser, ein Erbe steckt Geld in ein denkmalgeschütztes Gebäude an einem Stadtplatz statt in eine protzige Villa im Grünen." IWS-Geschäftsführer Gottfried Kneifel argumentiert auch mit dem Bodenverbrauch, den Substanzerhalt hintanhalten könnte.

Warum das Zeitfenster für eine gesetzliche Neuregelung gut ist? Mit den Baukultur-Leitlinien, die die Bundesregierung im August beschlossen hat, habe sich selbst Druck aufgebaut, Verbesserungen herbei zu führen. (sib)

 

So viel Denkmalschutz

 

38.081 Denkmäler zählt das Bundeskanzleramt. Laut Spiegelfeld kommen pro Jahr etwa 100 „Unterschutzstellungen“ dazu. Ein Denkmal ging 2016 verloren: Die Eisenbahnbrücke in Linz wurde abgerissen. Zum Vergleich: In Bayern stehen etwa 80.000 Objekte unter Schutz, so Spiegelfeld.

12.500 Objekte davon befinden sich im Eigentum von Privatpersonen, ergibt eine Schätzung aus dem Jahr 2011.

10.900 Häuser und andere Immobilien befinden sich im Besitz von Gemeinden.

10.100 Kirchen, Stiftsgebäude und Klöster gehören Religionsgemeinschaften. Der Rest entfällt auf die öffentliche Hand und Firmeneigentum.

200 bewohnte Schlösser dürfte es in Österreich geben, knapp 30 davon in Oberösterreich.