Leere Häuser, Hallen und Geschäfte: 40.000 Hektar liegen brach

09.September 2017

Der Flächenverbrauch und die Zersiedelung haben in Österreich ein enormes Ausmaß angenommen. Derzeit werden, wie berichtet, jährlich 0,5 Prozent der Agrarfläche beziehungsweise 20 Hektar pro Tag verbaut.

Ein wesentlicher Schlüssel, um die Bodenversiegelung zu reduzieren, ist die Revitalisierung brach liegender Flächen. Laut Umweltbundesamt stehen in Österreich Industriehallen, Gewerbeimmobilien und Häuser im Ausmaß von mindestens 40.000 Hektar leer. Das entspricht der Fläche Wiens.

Es brauche wirtschaftliche Anreizsysteme, um diese Flächen wieder zu nutzen, sagt Kurt Weinberger, der aus Oberösterreich stammende Generaldirektor der Österreichischen Hagelversicherung. Das Unternehmen setzt sich seit einigen Jahren federführend für den Bodenschutz ein.

Sanierungen schaffen Jobs

Bei den Brachflächen anzusetzen, wäre "ein Beispiel, wie sich Ökologie und Ökonomie perfekt ergänzen können", sagt Weinberger: "Sanierung schafft Arbeitsplätze und schützt gleichzeitig Ressourcen."

Dass sich ein Großteil der brach liegenden Flächen in Privatbesitz befindet und die Immobilienpreise generell stark gestiegen sind, macht die Sache natürlich nicht einfacher.

Von außen sei das vorhandene Potenzial an nutzbaren Brachen schwer abschätzbar, sagt VP-Agrarlandesrat Max Hiegelsberger: "Unsere Gemeinden kennen geeignete Standorte und können als Informationsdrehscheibe wirken." Zuletzt hat FP-Wohnbau- und Baureferent Manfred Haimbuchner die Sanierungs-Verordnung novelliert. Die Förderungen wurden verbessert. Auch damit sollen Ortskerne belebt und die Bodenversiegelung eingedämmt werden.

"Täglich fallen rund drei Hektar ehemals genutzte Gewerbe- und Industrieflächen brach", sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker: "Diese könnten teilweise für Siedlungszwecke und Betriebsniederlassungen genutzt werden." Auf einem Hektar hätten rund zehn freistehende Einfamilienhäuser oder 100 bis 250 Geschoßwohnungen Platz.

Höher und tiefer bauen

Die Hagelversicherung hat am Dienstag in Linz weitere Vorschläge präsentiert, um den Bodenverbrauch zu reduzieren:

Vier statt drei Geschoße zu bauen, das sieht Manfred Hochhauser, Chef der Wohnbaugenossenschaft Welser Heimstätte, als "wichtigen Beitrag, den Gemeinden liefern könnten". Der Bodenverbrauch würde reduziert, die Kosten für Bewohner würden sinken. Hochhauser schlägt auch vor, die Raumordnungs-Kompetenz den Städten und Gemeinden zu entziehen und einer übergeordneten Behörde zuzuteilen – ähnlich wie in Deutschland. (az)

 

So teilt sich Österreichs Grundfläche auf (PDF):

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Zahlen und Fakten

83.880 Quadratkilometer: Die gesamte Grundfläche Österreichs beträgt etwa 83.880 Quadratkilometer. 31.370 Quadratkilometer (rund 37 Prozent) stehen derzeit als „Dauersiedlungsraum“ zur Verfügung. Das sind die für Landwirtschaft, Siedlung und Verkehrsanlagen verfügbaren Flächen. Davon sind 4448 Quadratkilometer Bau- und Verkehrsflächen, der Rest sind Agrarflächen.

20 Hektar: In den vergangenen zehn Jahren wurden in Österreich durchschnittlich 20 Hektar pro Tag verbaut. Das entspricht 30 Fußballfeldern. Zuletzt hat sich dieser Wert schon verringert. Im Vorjahr waren es 16 Hektar pro Tag. Der Masterplan Ländlicher Raum des Agrarministeriums sieht aber eine weitere Reduktion des Flächenverbrauchs um 90 Prozent vor.

1,8 Quadratmeter: Österreich ist dichter verbaut als viele andere Länder, so die Hagelversicherung. Die Supermarkt-Fläche beträgt 1,8 Quadratmeter pro Einwohner. In Bayern ist es ein Quadratmeter. Beim Straßennetz sind es 15 Meter pro Einwohner in Österreich und acht Meter in Deutschland.