WAG-Chef stellt in Frage, ob Verteilung neu gebauter Wohnungen passt

24.Dezember 2016

Über leistbares Wohnen und die Bedeutung von Architektur spricht Wolfgang Schön, Chef der WAG, dem größten Wohnungsunternehmen Oberösterreichs.

 

OÖN: Rund 20.000 Leute suchen dringend eine Wohnung in Oberösterreich. Wird genug gebaut?

Schön: Grundsätzlich ist die Wohnbauproduktion angemessen. Die Zahl der geförderten, preisgedeckelten Mietwohnungen beträgt konstant rund 2000 Wohnungen pro Jahr. Die Frage ist, ob die Verteilung der neu gebauten Wohnungen stimmt. Hier gäbe es Optimierungsbedarf. Im Zentralraum ist die Nachfrage sehr groß, in Randgemeinden weniger. Vor allem sollte es mehr Ergänzungsbauten geben, etwa Dachgeschoßwohnungen.

Wie viele Leute stehen bei der WAG auf der Warteliste, können Sie die Nachfrage bedienen?

14.900 Personen stehen auf der Warteliste, 7000 davon sind nur bei uns registriert. Wir haben derzeit 18.000 Wohnungen in Oberösterreich. Die Fluktuation beträgt sieben bis acht Prozent, und wir errichten im Schnitt rund 250 Wohnungen. Wir können also etwa 1600 Wohnungen im Jahr bereitstellen. Bei der großen Zahl an Wohnungssuchenden sind auch sogenannte Wohnungsverbesser dabei.

Über leistbares Wohnen wird viel diskutiert. Wie sehen Sie die Lage?

Im preisgedeckelten Bereich ist es leistbar. Bei uns beträgt die durchschnittliche Ist-Miete im Bestand 3,80 Euro pro m2 und Monat. Bei Neuvermietungen – alt und neu – sind es 4,50. Qualitätsstandards sind heute sehr hoch, Normen und Auflagen überschießend. Was die Wohnkosten hinauftreibt, sind Betriebskosten und teils der frei finanzierte Markt.

Welche Projekte sind derzeit die spannendsten bei der WAG?

Drei Projekte, bei denen wir im Bestand Wohnraum ergänzen. In Linz-Oed gestalten wir das Ortszentrum mit Einkaufs- und Wohngelegenheiten neu. In Linz-Bindermichl modernisieren wir dreigeschoßige Kriegsbauten mit intelligenten Dachgeschoßausbauten. In Wels sanieren wir die Dragonerhöfe und ergänzen sie mit dem ersten sechsgeschoßigen Holz-Wohnbau.

Die WAG ist ein Partner beim Architekturpreis Daidalos. Wie ist Ihr Verhältnis zur Architektur?

Ich habe eine hohe Affinität zur Architektur. Ich teile das Verständnis von Professor Franz Riepl: Architektur soll zeitbeständig, also zeitlos sein, nicht zeitgenössisch. (az)

 

OÖNachrichten-Architekturpreis Daidalos

Der Daidalos wird in den Kategorien „Mutiges Experiment“ (Bauwerke) und „Freundlicher Freiraum“ (Ortsentwicklung) vergeben. Sonderpreis: „Gelungene Reparatur“ (Sanierung).

Die Einreichung erfolgt digital (Bauwerksdaten, Pläne, Bilder, Text). Auf www.nachrichten.at/daidalos steht eine Online-Plattform zur Einreichung der Projekte bereit. Einsendeschluss: 20. Jänner 2017.

Die OÖN haben den Daidalos initiiert. Partner sind die Kammer für Architekten und Ingenieurkonsulenten, Energie AG Power Solutions, Hypo Oberösterreich, WAG, Land Oberösterreich, afo architekturforum oberösterreich.