Haimbuchners Wohnbau-Vorschriften lösen Sturm der Entrüstung aus

14.Juni 2014

Die Kritik an den neuen Auflagen im geförderten Wohnbau reißt nicht ab. Wie berichtet, führt Wohnbaulandesrat Manfred Haimbuchner "Standardausstattungskataloge" ein, die die steigenden Baukosten bremsen sollen. Offiziell treten die neuen Regelungen Anfang 2015 in Kraft, die Vorgaben wirken sich aber schon jetzt auf Planungen für Wohnbauprojekte aus.

Diese Woche ging die Plattform "Nachhaltig leistbarer sozialer Wohnbau in Oberösterreich" an die Öffentlichkeit. Initiiert von Günter Lang (Passivhaus Austria), wird Haimbuchner aufgefordert, die Kataloge zurückzunehmen. Die Kritiker warnen vor einem "Anschlag auf die Baukultur" sowie "höheren Folgekosten, die die Mieter tragen müssen", und sie sagen "Nein zu Sozialbunkern". Von einem Rückschritt in die 1990er- oder 1950er-Jahre ist die Rede.

Mitglieder der Plattform sind neben Passivhaus Austria, Architektenkammer und afo architekturforum oberösterreich die Plattform Fenster und Fensterfassaden, der Bundesverband Sonnenschutztechnik, der Verband für Bauwerksbegrünung und der Verband Komfortlüftungssysteme. Alle diese Branchen sind oder sehen sich als Betroffene. Beispiele für neue Vorgaben sind: Fassadenbegrünung nur in Ausnahmefällen, Fenster nur in Normalausführung (Kunststofffenster weiß), bei kontrollierter Wohnraumlüftung nur Einzelgeräte in Zimmern.

Auch Wissenschafter engagieren sich für die Plattform: Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen sowie Professor Wolfgang Feist von der Universität Innsbruck.

Feist bezeichnete Haimbuchners Maßnahmen als "unverantwortlich". Er rechnete vor, dass der Einbau wärmegedämmter, dreischeibenverglaster Fenster höchstens 40 Euro pro Quadrat- meter mehr koste als der Einbau herkömmlicher Fenster. Über den Lebenszyklus des Gebäudes würden moderne Fenster aber mehr als das Vierfache an Energiekosten-Einsparung bringen.

"Auch Betriebskosten sinken"

Haimbuchner konterte. Zahlreiche Maßnahmen würden nicht nur Bau-, sondern auch die Betriebskosten senken (beispielsweise Reinigung ohne zusätzliche technische Ausrüstung). Es seien weiter kreative architektonische Wohngebäude möglich, "sonst hätten wir Normgrundrisse verbindlich vorgegeben". Keine Branche werde benachteiligt. Bei der Plattform handle es sich um Einrichtungen, die "ökonomisches Eigeninteresse" verfolgten. Der Standardausstattungskatalog werde in vielen Fällen fehlinterpretiert.

Die Plattform fordert einen "Kongress" mit der Politik und den gemeinnützigen Wohnbauträgern, bei dem der gesamte Wohnbau in Oberösterreich diskutiert und neu aufgestellt werden soll.

Diese Woche gab es erstmals ein Gespräch zwischen Haimbuchner und Architekten. Ende Juni lädt der Politiker zu "Fachgesprächen" ein, im Herbst soll es noch eine größere Runde geben. (az)