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Frischer Wind in alten Mauern

Von Karin Haas   11.Jänner 2014

KREMSMÜNSTER. Was macht ein junges Ehepaar, das in Holland lebt, wenn es ein denkmalgeschütztes Haus in Familienbesitz als Domizil für moderne Bedürfnisse herrichten soll? Es wendet sich an das Denkmalamt, steckt Zeit, Geld und Herzblut hinein, und beide Seiten sind hochzufrieden.

So geschehen in Kremsmünster, wo Simone und Max Collon das ehemalige Hofrichterhaus, ein Prachtstück aus der Barockzeit mit Schindeldach, Stuckfassade und historischem Innenleben, zu zeitgemäßem Leben erweckten. Dazu gehört eine moderne Küche genauso wie trendige Glastüren und Designersofas kombiniert mit betagten Stuckdecken, alten Schiffbrettböden, Schmiedeeisentüren und Biedermeiermöbeln.

"Wir lieben das Spiel zwischen Alt und Neu", sagt Simone Collon. Praktischerweise ist die Hausherrin Architektin. Sie stammt aus Linz aus der Familie von Zivilgeometer Friedrich und Waltraud Lanzendörfer und lebt mit Gatten Max Collon in Katwijk bei Leiden in den Niederlanden. Max Collons Unternehmen Cosine gedeiht in Holland im Umfeld des Weltraumkonzerns ESA. Simone Collon leitet die Lichtdesignabteilung Europa der Bauconsultingfirma Arup, die etwa für das Beleuchtungskonzept des neu eröffneten Rijksmuseums Amsterdam Verantwortung trägt.

Das Hofrichterhaus ist ihr Ferien-Wohnsitz. Es wird auch das "blaue Haus" genannt und ist seit 1944 in Besitz der Familie von Max Collon. Dessen Großmutter Hertha Wascher erwarb es von Gräfin Huyn. Collons Tante Hildegund Wascher, die noch heute im Erdgeschoß des Hauses lebt und es zu einem Generationenhaus macht, übernahm das Kleinod 1980.

Der heutige Hausherr Max Collon verbrachte darin etliche Jahre seiner Kindheit. Der Name Collon stammt übrigens aus Belgien. Dort kommt sein Vater Patrick Collon her, der in St. Florian die Orgelbauerschule besuchte und Max Collons Mutter kennenlernte.

23 Farbschichten

Im Hofrichterhaus lebten bisher 23 Generationen. Davon zeugen auch die 23 Farbschichten, die bei der Restaurierung zutage kamen. Wandmalereien kamen zum Vorschein, die aus Kostengründen nicht gänzlich, sondern in "Sichtfenstern" freigelegt wurden.

Die Restauratoren gaben sich im vergangenen Jahr im Hofrichterhaus die (historische) Klinke in die Hand.

Hand angelegt im Hofrichterhaus haben etwa der Kirchenmalermeister Christian Woller aus Ostermiething, Holzexpertin Christine Rotter aus Braunau und Bildhauer Markus Hofer aus Weitersfelden. Das Baumanagement hat Jürgen Wiltschko erledigt.

„Wir hatten keine fixen Vorstellungen, sondern haben die Sache sich entwickeln lassen“, sagt Max Collon. Die historischen Böden wurden unter einem unzeitgemäßen Belag hervorgeholt. Auch der moderne Tisch passt dazu. Er stammt „aus der Familie“, von Künstler Jörg Wascher, und wiederholt die Formensprache des Bodens.

Auch das Denkmalamt hat mit dem Hofrichterhaus große Freude, zumal Raritäten wie historische Türen und alte Schlösser (jedes ist anders) restauriert wurden. „Die Zusammarbeit war sehr positiv“, lobt Eva Lettl, die seitens des Landeskonservatorats für Oberösterreich das Projekt betreute. Nicht zuletzt wirkten Bund und Land auch finanziell mit – mit einer Förderung, die den erhöhten Aufwand erträglich machte.

Rarität „Murnockerl-Boden“

Trotzdem muss einiges noch warten. Die Fenster bleiben vorläufig drinnen, auch wenn sie seit einer Sanierung in den 1970er-Jahren keine Kastenfenster mehr sind. Dafür wurde eine Rarität im Keller ans Licht geholt. Der „Murnockerl-Boden“, benannt nach seinen runden Flusskieseln und eine historische Rarität, wurde freigelegt und erfreut die Besitzer.
 

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