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WIR SIND ZEITUNG
Wir sind Zeitung
Wir sind Zeitung 2021

Wir sind Zeitung, Teil 6

Unterricht ganz anders! Da gibt es was zu erzählen.

Folgender Beitrag wurde eingereicht von:

Name: Hanna Dunzinger
Schule: HBLA Elmberg
Klasse: 4. Klasse

Es war einmal vor langer Zeit ein Mädchen, das fröhlich und fromm durch die Welt schritt. Sie und ihre Familie lebten in einem kleinen Dorf, welches zu einem weit entfernten Land gehörte. Dort hatte das Mädchen, welches auf den Namen Valerie hörte, viele Freunde und durfte auch zur Schule gehen. Dies war eine Seltenheit in dieser Zeit, aber der König dieses Landes war sehr fortschrittlich und förderte die Bildung der jungen Menschen. Das Königreich, in dem sie lebten, wurde jedoch von der dunklen Herrscherin namens Lilith bedroht. Diese versuchte sich seit Jahren das Land anzueignen und in ihr eigenes dunkles Reich einzugliedern. In diesem Reich gab es nicht viel Glückliches. Die Leute mussten von Kindesalter an Zwangsarbeiten verrichten, durften nichts lernen und es war ihnen nicht erlaubt, nachts ihre Häuser zu verlassen. Auch das generelle Vergnügen und Zusammenkünfte waren verboten. 

Eines Tages erkrankte der König schwer und keiner wusste, was ihm widerfahren war. Ärzte von weit her wurden bestellt, aber keiner von ihnen konnte diese unbekannte Krankheit heilen. So kam es, dass das Reich, welches von dessen Herrscher immer beschützt wurde, schutzlos war. Lilith nutzte ihre Chance und besetzte das Land. 

Das Volk litt sehr unter ihrer neuen Herrscherin. Besonders Valerie, welche die Gesellschaft ihrer Freunde sehr vermisste, konnte sich nur sehr schlecht mit der neuen Situation abfinden. Ihr Lehrer versuchte verzweifelt, den Unterricht aufrechtzuerhalten. Er unterrichtete sie durch die Fenster der Häuser am Marktplatz. Dies war das einzig Positive, das sie noch hatten, auch wenn es nicht dasselbe war wie die normale Schule. Die Zeit dabei war beschränkt, da sie von nun an auch verpflichtet waren, in den Goldminen, welche eigentlich schon vom alten König stillgelegt wurden, arbeiten mussten. Valerie war täglich am Ende. Dennoch war ihre eigene Situation nicht die, die sie verunsicherte. Ihr kleiner Bruder machte ihr viel mehr Sorgen, denn er war schon immer ein eher zierlicher, dürrer Junge gewesen. Die ganze starke körperliche Arbeit wirkte sich auf ihn viel stärker aus als auf andere und es war abzusehen, dass er dem Tod geweiht war, wenn er dies noch länger durchhalten müsste. 

Die einzige Möglichkeit, die Valerie in ihrer Not sah, war, dass der König gesund wurde. Das Hoffen, dass sich das Problem von selbst lösen würde, erlosch aber von Tag zu Tag mehr. So begann Valerie mit den wenigen Büchern, die sie in ihrem Heim zur Verfügung hatte, nach einer Lösung zu suchen. In einem alten Geschichtenbuch fand sie die Antwort auf all ihre Fragen - ein spezieller Trank, welcher alle Krankheiten heilen sollte. Das einzige Problem dabei war, dass dieses Mittel in einer Ruine versteckt war und von dem Geist seines Entwicklers bewacht wurde. Diese stillgelegte Burg lag auch noch im Todeswald, aus welchem noch keiner lebend wiederkehrte. Etwas abgeschreckt, aber getrieben von ihrer Verzweiflung und der Angst um ihren Bruder, wollte Valerie es trotzdem wagen. Um nicht doch noch von ihrem Vorhaben abgebracht zu werden, schrieb sie ihren Eltern einen Brief, damit sich diese nicht gar so viele Sorgen machten. Sie machte sich in der Dämmerung auf - mit dem noch spärlichen Licht der aufgehenden Sonne, das ihr den Weg leitete, und der schützenden Dunkelheit der Nacht, die sich noch etwas verbarg. Es lag ein Halbtagesmarsch vor ihr, um zum Wald zu kommen. Dies war schon alleine gefährlich genug, da man, wenn man nicht zur Arbeit erschien, gesucht, gefoltert und in den Kerker geworfen wurde. Diese Maßnahmen galten auch für die restlichen Regeln, wie z.B. die Ausgangsbeschränkung nach 8 Uhr abends, nach welcher man sich nicht mehr im Freien aufhalten durfte. Gleich diese beiden Regeln und noch einige weitere brach sie mit ihrem Unternehmen und wenn sie erwischt werden würde, war sie sich sicher, dass sie zu einem sehr langen und qualvollen Tod verurteilt werden würde.  

Mit diesem Bewusstsein und dem Ziel weiter vor Augen schlich sie sich unbemerkt aus dem Haus und über den früher so belebten Marktplatz zu den Feldern, ab welchen die Häuser immer weniger wurden. Je weiter sie ging, desto mehr schwand auch das Risiko, dass sie entdeckt wurde. Ihr zuerst sehr vorsichtiger, fast kauernder Gang wurde Schritt für Schritt selbstbewusster – bis sie sogar ein leises Lied pfiff, während sie die Felder zum Wald durchquerte. Erst als sie nur noch ein paar Schritte vor dem Wald stand, begann sich ein mulmiges Gefühl in ihr breit zu machen. „Was, wenn ich es doch nicht schaffe und erwischt werde? Oder schlimmer - in dem Wald von unbekannten Kräften übermannt werde?“ Diese Gedanken schob sie bestimmt zur Seite und versuchte sich auf ihr eigentliches Ziel zu konzentrieren. 

Mit dem Bild ihres Bruders vor Augen setzte sie mutig die ersten Schritte in den Todeswald. Nach den ersten Metern umfing sie eine unheimliche Stille, die ihre Nerven, welche bis zum Zerreißen gespannt waren, auf eine harte Probe stellten. Auch das Dämmerlicht, in welchem Valerie nun ihre Umgebung wahrnahm, trug nicht gerade dazu bei, dass sie sich in dem Wald wohlfühlte. Nach einer kurzen Inspektion der Bäume, welche wie auch in dem Buch beschrieben, mit Moos auf der linken Seite des Stammes bewachsen waren, hielt sie sich immer rechts, um auf dem beschriebenen Weg zu bleiben. Der Weg wurde immerzu steiler und als sie schon fast am Ende ihrer Kräfte war, brach sie durch das Unterholz und erblickte Schauriges. Nicht nur eine komplett zerfallene Ruine, sondern auch ein Meer aus Gräbern, welches diese umzäunte. Vorsichtig und ohne einen wirklichen Plan näherte sie sich, zwischen den Gräbern tänzelnd, der ehemaligen Burg. Sie brachte all ihren Mut auf und schritt durch den schon sehr bröckeligen Torbogen in das Innere der Ruine. Dort fand sie etwas, das sie nicht erwartet hätte. In der Mitte des Innenhofes stand ein kleines Podest, auf dem eine volle Phiole eines bläulichen Tranks stand. Valerie lief zu dem Podest hinüber, aber kurz bevor sie dieses erreichte, erschien ein kleines Männlein, welches sie wie durch Magie von dem Mittel wegschob. „Junge Göre, du willst mich doch nicht etwa um das Wertvollste meines Besitzes bringen? Diesen Trank bekommt nur der- oder diejenige, welche alle meine Aufgaben meistert. All jene, die gescheitert sind, kannst du rund um meine Festung sehen. Wie sieht es bei dir aus? Hast du den Mut, dich meiner zu stellen?“ Valerie zögerte nur kurz, aber noch immer ihren Bruder vor Augen, willigte sie ein, die drei Aufgaben, welche das Männchen stellen würde, zu beantworten.  

„Nun gut, wo fangen wir denn an? Ah, wie wäre es damit, ich zeige dir fünf Bilder von Personen und du musst herausfinden, welche dieser Personen glücklich ist“, erwiderte das Männlein. Okay, dachte sich Valerie, das ist ja wohl nicht schwer. Doch als sie die Bilder sah, verstand sie die Schwierigkeit der Aufgabe, denn alle Personen trugen Masken, welche Mund und Nase bedeckten. Sie überlegte eine Weile, beobachtete die Augen der Personen und entschied sich schließlich für ein Kleinkind, welches die Augen etwas verengt hatte. Fluchend gab das Männchen ihr recht und stellte fest, dass sie nun die erste Prüfung bestanden hatte. Die zweite Prüfung war eine Frage, die lautete: „Zwei Menschen leben in deiner Heimat, zur jetzigen Zeit - beide blind, beide gehörlos und diese verlieben sich. Kann das so vor sich gehen?“ Mit solch einer Frage hatte Valerie nicht gerechnet. Dennoch schoss sie sofort heraus: „Nein, weil sie sich durch die gegenseitige Berührung verlieben würden. Dies ist aber derzeit in unserem Land untersagt.“ „Auch richtig“, meinte das Männlein unglücklich. „Die dritte Prüfung und somit auch die schwerste Prüfung habe ich mir bis zum Ende aufgespart. Du siehst hier eine Schatzkammer voll Gold und Geschmeide. Mit diesem Geld könntest du ohne Zweifel glücklich werden. Du kannst all das besitzen und damit in die Welt hinausziehen, du musst dich nur gegen den Trank entscheiden“, erklärte der Wicht. Valerie überlegte, da sie nie wirklich reich gewesen waren, hatte sie nie erleben können, was man für so einen Berg Gold alles kaufen konnte. Es war verführerisch, aber schon allein der Gedanke an ihre Familie und Freunde, welche weiterhin ein unmenschliches Schicksal erwarten würde, ließ ihr die Antwort leicht über die Lippen kommen. „Ich wähle den Trank“, entschied sie. Das Männlein reichte ihr nach kurzer Überraschung die Phiole und riet ihr: „Beeil dich, kluges Kind, und rette dein Volk. Lange hast du nicht mehr Zeit.“ Mit diesen Worten verschwanden Valerie und das Männlein und die Ruine blieb verlassen zurück. 

Voller Glück über die bestandenen Prüfungen und mit dem Trank in der Tasche bestritt Valerie den Rückweg, ungehört und ungesehen. So schlich sie sich weiter in das Landesinnere, sodass sie nach einem langen und mühseligen Weg vor der Hinterseite des Königsschlosses stand. Natürlich konnte sie nicht einfach hineinspazieren und den König heilen. Sie musste es geschickter anstellen. Zu ihrem Glück wurde gerade ein Diener, der anscheinend nicht fähig genug war, gefeuert. Sie bot an, die frei gewordene Stelle zu übernehmen. Erleichtert über dieses Angebot wurde sie sofort aufgenommen und in Dienerkleidung gesteckt. Das Schwierige an der ganzen Sache war, dass sie sich zum schwerbewachten König vorarbeiten musste, was Fingerspitzengefühl benötigte. Nach einigen Versuchen wurde ihr angeordnet, dem König zu trinken zu geben. Den Trank immer griffbereit, leerte sie diesen in den Kelch des Königs und hoffte, dass dieser seiner beschriebenen Wirkung nachkam. Nachdem sie ihm den Trank erfolgreich verabreichte, sah es wie ein Wunder aus, als der König merklich von Minute zu Minute stärker wurde. Nach 10 Minuten war er so weit genesen, um sich aufzusetzen und kurz darauf gab er den Wachen schon wieder Befehle. Diese waren kurz verwirrt, erinnerten sich aber umgehend an ihren alten Herrscher, sie folgten ihm und seiner Absicht, sein Land wieder für sich zu gewinnen. Mithilfe der Wachen und einiger anderer Gefolgsleute überrumpelte der König Lilith und ließ sie in das tiefste Verlies des Kerkers werfen. Valerie war glücklich, nicht nur weil sie reichlich für ihren Dienst am Land entlohnt wurde, sondern weil sie nach Hause zu ihrer Familie durfte. Dort konnte sie nun wieder leben wie vor dieser schrecklichen Zeit, sie durfte wieder ihre Freunde sehen, in die Schule gehen und lebte so ein erfülltes und sorgloses Leben. Ach ja, und falls sich jemand noch fragt, welche Krankheit dem König widerfuhr - es handelte sich um einen Biss einer infizierten Fledermaus, welche von Lilith absichtlich im Schloss ausgesetzt wurde. 

Der Wundertrank - Ein Corona-Märchen

Name: Hanna Dunzinger
Schule: HBLA Elmberg
Klasse: 4. Klasse

Es war einmal vor langer Zeit ein Mädchen, das fröhlich und fromm durch die Welt schritt. Sie und ihre Familie lebten in einem kleinen Dorf, welches zu einem weit entfernten Land gehörte. Dort hatte das Mädchen, welches auf den Namen Valerie hörte, viele Freunde und durfte auch zur Schule gehen. Dies war eine Seltenheit in dieser Zeit, aber der König dieses Landes war sehr fortschrittlich und förderte die Bildung der jungen Menschen. Das Königreich, in dem sie lebten, wurde jedoch von der dunklen Herrscherin namens Lilith bedroht. Diese versuchte sich seit Jahren das Land anzueignen und in ihr eigenes dunkles Reich einzugliedern. In diesem Reich gab es nicht viel Glückliches. Die Leute mussten von Kindesalter an Zwangsarbeiten verrichten, durften nichts lernen und es war ihnen nicht erlaubt, nachts ihre Häuser zu verlassen. Auch das generelle Vergnügen und Zusammenkünfte waren verboten. 

Eines Tages erkrankte der König schwer und keiner wusste, was ihm widerfahren war. Ärzte von weit her wurden bestellt, aber keiner von ihnen konnte diese unbekannte Krankheit heilen. So kam es, dass das Reich, welches von dessen Herrscher immer beschützt wurde, schutzlos war. Lilith nutzte ihre Chance und besetzte das Land. 

Das Volk litt sehr unter ihrer neuen Herrscherin. Besonders Valerie, welche die Gesellschaft ihrer Freunde sehr vermisste, konnte sich nur sehr schlecht mit der neuen Situation abfinden. Ihr Lehrer versuchte verzweifelt, den Unterricht aufrechtzuerhalten. Er unterrichtete sie durch die Fenster der Häuser am Marktplatz. Dies war das einzig Positive, das sie noch hatten, auch wenn es nicht dasselbe war wie die normale Schule. Die Zeit dabei war beschränkt, da sie von nun an auch verpflichtet waren, in den Goldminen, welche eigentlich schon vom alten König stillgelegt wurden, arbeiten mussten. Valerie war täglich am Ende. Dennoch war ihre eigene Situation nicht die, die sie verunsicherte. Ihr kleiner Bruder machte ihr viel mehr Sorgen, denn er war schon immer ein eher zierlicher, dürrer Junge gewesen. Die ganze starke körperliche Arbeit wirkte sich auf ihn viel stärker aus als auf andere und es war abzusehen, dass er dem Tod geweiht war, wenn er dies noch länger durchhalten müsste. 

Die einzige Möglichkeit, die Valerie in ihrer Not sah, war, dass der König gesund wurde. Das Hoffen, dass sich das Problem von selbst lösen würde, erlosch aber von Tag zu Tag mehr. So begann Valerie mit den wenigen Büchern, die sie in ihrem Heim zur Verfügung hatte, nach einer Lösung zu suchen. In einem alten Geschichtenbuch fand sie die Antwort auf all ihre Fragen - ein spezieller Trank, welcher alle Krankheiten heilen sollte. Das einzige Problem dabei war, dass dieses Mittel in einer Ruine versteckt war und von dem Geist seines Entwicklers bewacht wurde. Diese stillgelegte Burg lag auch noch im Todeswald, aus welchem noch keiner lebend wiederkehrte. Etwas abgeschreckt, aber getrieben von ihrer Verzweiflung und der Angst um ihren Bruder, wollte Valerie es trotzdem wagen. Um nicht doch noch von ihrem Vorhaben abgebracht zu werden, schrieb sie ihren Eltern einen Brief, damit sich diese nicht gar so viele Sorgen machten. Sie machte sich in der Dämmerung auf - mit dem noch spärlichen Licht der aufgehenden Sonne, das ihr den Weg leitete, und der schützenden Dunkelheit der Nacht, die sich noch etwas verbarg. Es lag ein Halbtagesmarsch vor ihr, um zum Wald zu kommen. Dies war schon alleine gefährlich genug, da man, wenn man nicht zur Arbeit erschien, gesucht, gefoltert und in den Kerker geworfen wurde. Diese Maßnahmen galten auch für die restlichen Regeln, wie z.B. die Ausgangsbeschränkung nach 8 Uhr abends, nach welcher man sich nicht mehr im Freien aufhalten durfte. Gleich diese beiden Regeln und noch einige weitere brach sie mit ihrem Unternehmen und wenn sie erwischt werden würde, war sie sich sicher, dass sie zu einem sehr langen und qualvollen Tod verurteilt werden würde.  

Mit diesem Bewusstsein und dem Ziel weiter vor Augen schlich sie sich unbemerkt aus dem Haus und über den früher so belebten Marktplatz zu den Feldern, ab welchen die Häuser immer weniger wurden. Je weiter sie ging, desto mehr schwand auch das Risiko, dass sie entdeckt wurde. Ihr zuerst sehr vorsichtiger, fast kauernder Gang wurde Schritt für Schritt selbstbewusster – bis sie sogar ein leises Lied pfiff, während sie die Felder zum Wald durchquerte. Erst als sie nur noch ein paar Schritte vor dem Wald stand, begann sich ein mulmiges Gefühl in ihr breit zu machen. „Was, wenn ich es doch nicht schaffe und erwischt werde? Oder schlimmer - in dem Wald von unbekannten Kräften übermannt werde?“ Diese Gedanken schob sie bestimmt zur Seite und versuchte sich auf ihr eigentliches Ziel zu konzentrieren. 

Mit dem Bild ihres Bruders vor Augen setzte sie mutig die ersten Schritte in den Todeswald. Nach den ersten Metern umfing sie eine unheimliche Stille, die ihre Nerven, welche bis zum Zerreißen gespannt waren, auf eine harte Probe stellten. Auch das Dämmerlicht, in welchem Valerie nun ihre Umgebung wahrnahm, trug nicht gerade dazu bei, dass sie sich in dem Wald wohlfühlte. Nach einer kurzen Inspektion der Bäume, welche wie auch in dem Buch beschrieben, mit Moos auf der linken Seite des Stammes bewachsen waren, hielt sie sich immer rechts, um auf dem beschriebenen Weg zu bleiben. Der Weg wurde immerzu steiler und als sie schon fast am Ende ihrer Kräfte war, brach sie durch das Unterholz und erblickte Schauriges. Nicht nur eine komplett zerfallene Ruine, sondern auch ein Meer aus Gräbern, welches diese umzäunte. Vorsichtig und ohne einen wirklichen Plan näherte sie sich, zwischen den Gräbern tänzelnd, der ehemaligen Burg. Sie brachte all ihren Mut auf und schritt durch den schon sehr bröckeligen Torbogen in das Innere der Ruine. Dort fand sie etwas, das sie nicht erwartet hätte. In der Mitte des Innenhofes stand ein kleines Podest, auf dem eine volle Phiole eines bläulichen Tranks stand. Valerie lief zu dem Podest hinüber, aber kurz bevor sie dieses erreichte, erschien ein kleines Männlein, welches sie wie durch Magie von dem Mittel wegschob. „Junge Göre, du willst mich doch nicht etwa um das Wertvollste meines Besitzes bringen? Diesen Trank bekommt nur der- oder diejenige, welche alle meine Aufgaben meistert. All jene, die gescheitert sind, kannst du rund um meine Festung sehen. Wie sieht es bei dir aus? Hast du den Mut, dich meiner zu stellen?“ Valerie zögerte nur kurz, aber noch immer ihren Bruder vor Augen, willigte sie ein, die drei Aufgaben, welche das Männchen stellen würde, zu beantworten.  

„Nun gut, wo fangen wir denn an? Ah, wie wäre es damit, ich zeige dir fünf Bilder von Personen und du musst herausfinden, welche dieser Personen glücklich ist“, erwiderte das Männlein. Okay, dachte sich Valerie, das ist ja wohl nicht schwer. Doch als sie die Bilder sah, verstand sie die Schwierigkeit der Aufgabe, denn alle Personen trugen Masken, welche Mund und Nase bedeckten. Sie überlegte eine Weile, beobachtete die Augen der Personen und entschied sich schließlich für ein Kleinkind, welches die Augen etwas verengt hatte. Fluchend gab das Männchen ihr recht und stellte fest, dass sie nun die erste Prüfung bestanden hatte. Die zweite Prüfung war eine Frage, die lautete: „Zwei Menschen leben in deiner Heimat, zur jetzigen Zeit - beide blind, beide gehörlos und diese verlieben sich. Kann das so vor sich gehen?“ Mit solch einer Frage hatte Valerie nicht gerechnet. Dennoch schoss sie sofort heraus: „Nein, weil sie sich durch die gegenseitige Berührung verlieben würden. Dies ist aber derzeit in unserem Land untersagt.“ „Auch richtig“, meinte das Männlein unglücklich. „Die dritte Prüfung und somit auch die schwerste Prüfung habe ich mir bis zum Ende aufgespart. Du siehst hier eine Schatzkammer voll Gold und Geschmeide. Mit diesem Geld könntest du ohne Zweifel glücklich werden. Du kannst all das besitzen und damit in die Welt hinausziehen, du musst dich nur gegen den Trank entscheiden“, erklärte der Wicht. Valerie überlegte, da sie nie wirklich reich gewesen waren, hatte sie nie erleben können, was man für so einen Berg Gold alles kaufen konnte. Es war verführerisch, aber schon allein der Gedanke an ihre Familie und Freunde, welche weiterhin ein unmenschliches Schicksal erwarten würde, ließ ihr die Antwort leicht über die Lippen kommen. „Ich wähle den Trank“, entschied sie. Das Männlein reichte ihr nach kurzer Überraschung die Phiole und riet ihr: „Beeil dich, kluges Kind, und rette dein Volk. Lange hast du nicht mehr Zeit.“ Mit diesen Worten verschwanden Valerie und das Männlein und die Ruine blieb verlassen zurück. 

Voller Glück über die bestandenen Prüfungen und mit dem Trank in der Tasche bestritt Valerie den Rückweg, ungehört und ungesehen. So schlich sie sich weiter in das Landesinnere, sodass sie nach einem langen und mühseligen Weg vor der Hinterseite des Königsschlosses stand. Natürlich konnte sie nicht einfach hineinspazieren und den König heilen. Sie musste es geschickter anstellen. Zu ihrem Glück wurde gerade ein Diener, der anscheinend nicht fähig genug war, gefeuert. Sie bot an, die frei gewordene Stelle zu übernehmen. Erleichtert über dieses Angebot wurde sie sofort aufgenommen und in Dienerkleidung gesteckt. Das Schwierige an der ganzen Sache war, dass sie sich zum schwerbewachten König vorarbeiten musste, was Fingerspitzengefühl benötigte. Nach einigen Versuchen wurde ihr angeordnet, dem König zu trinken zu geben. Den Trank immer griffbereit, leerte sie diesen in den Kelch des Königs und hoffte, dass dieser seiner beschriebenen Wirkung nachkam. Nachdem sie ihm den Trank erfolgreich verabreichte, sah es wie ein Wunder aus, als der König merklich von Minute zu Minute stärker wurde. Nach 10 Minuten war er so weit genesen, um sich aufzusetzen und kurz darauf gab er den Wachen schon wieder Befehle. Diese waren kurz verwirrt, erinnerten sich aber umgehend an ihren alten Herrscher, sie folgten ihm und seiner Absicht, sein Land wieder für sich zu gewinnen. Mithilfe der Wachen und einiger anderer Gefolgsleute überrumpelte der König Lilith und ließ sie in das tiefste Verlies des Kerkers werfen. Valerie war glücklich, nicht nur weil sie reichlich für ihren Dienst am Land entlohnt wurde, sondern weil sie nach Hause zu ihrer Familie durfte. Dort konnte sie nun wieder leben wie vor dieser schrecklichen Zeit, sie durfte wieder ihre Freunde sehen, in die Schule gehen und lebte so ein erfülltes und sorgloses Leben. Ach ja, und falls sich jemand noch fragt, welche Krankheit dem König widerfuhr - es handelte sich um einen Biss einer infizierten Fledermaus, welche von Lilith absichtlich im Schloss ausgesetzt wurde. 

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