Die Hälfte vom Kuchen: Politikerinnen über Gleichstellung

Frauen bekommen nach wie vor nicht die "Hälfte vom Kuchen", waren sich die Diskutantinnen beim OÖN-Frauentag einig. Über die Wege zur Gleichverteilung schieden sich jedoch die Geister.
Ganze Männer machen halbe-halbe" war der Slogan der Frauenpolitik in den 1990er-Jahren, geprägt von der damaligen Frauenministerin Helga Konrad. Er meinte die gleiche Beteiligung der Männer an der unbezahlten Hausarbeit. Heute beträgt die Einkommensschere in Österreich immer noch 13 Prozent bei Vollzeitarbeit. Die Frauen würden mehr (unbezahlt) arbeiten als Männer und im Alter trotzdem oft arm sein. Also bekommen Frauen nach wie vor nicht die "Hälfte vom Kuchen", waren sich die Diskutantinnen der frauenpolitischen Runde beim OÖN-Frauentag einig. Über die Wege zur Gleichverteilung schieden sich jedoch die Geister.
"Dieses Motto ,halbe-halbe‘ müssen wir heute wieder stärker in den Vordergrund rücken", sagte Eva-Maria Holzleitner, Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ. Sie forderte nicht nur eine verpflichtende Karenz für Männer, bei der sich die Familien sich dennoch dagegen entscheiden können, sondern auch ein Einkommenstransparenzgesetz nach isländischem Vorbild.
In die Entscheidung, ob Frauen oder Männer bei den Kindern bleiben oder ob die Kinder familienextern betreut werden, solle sich der Staat nicht einmischen, sagte die stellvertretende FP-Bundesobfrau Marlene Svazek: "Der Staat soll sich aus den Wohnzimmern der Familien raushalten." Frauen hätten die gleichen Chancen und "am Ende zählt die Leistung". Das sahen andere differenzierter: "Privates ist schon politisch", so Holzleitner. Eine wie von der FPÖ geforderte "Herd-Prämie" direkt an die Familien, wenn ein Elternteil die Kinder betreut, würde ein traditionelles Familienbild zementieren, so Neos-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. Sie trat auch für bessere Rahmenbedingungen für Frauen in der Politik ein, denn "Frauen sind sehr politisch, nur überlegten sie es sich genau, ob sie sich zusätzlich zur vielen Arbeit das auch noch antun wollen".
Damit Frauen überhaupt mehr in Vollzeit arbeiten können, wenn sie wollen, müssen die Kinderbetreuungsreinrichtungen ausgebaut werden. "Frauen haben keine volle Wahlfreiheit", weil Zwänge wie fehlende Betreuungsmöglichkeiten oder geringe Fraueneinkommen verhindern, dass Frauen vermehrt einer bezahlten Arbeit nachgehen, sagte Agnes Sirkka Prammer, Justizsprecherin der Grünen. Claudia Plakolm, Jugendstaatssekretärin der ÖVP, wies darauf hin, dass mit verbesserter Kinderbetreuung "viel, aber nicht alles" gelingen könne. Es sei schon viel passiert: Die Betreuungsquote für unter Dreijährige habe sich in zehn Jahren von 14 auf 31 Prozent verdoppelt. Plakolm erwähnte auch das Paket von fast 40 Millionen Euro, das jetzt in die Elementarpädagogik investiert werde und zur besseren Bezahlung von Kindergärtnerinnen führen soll. Brandstötter forderte abermals ein Steuerzuckerl von 100 Euro im Monat für Vollzeitarbeit – im Gegensatz zur Bestrafung von Teilzeitarbeit –, denn "die Freiheit der Frau beginn in der eigenen Geldbörse".
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