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"Wir mussten Lukas zu seiner Schwester ins Grab legen"

Von René Laglstorfer   12.Dezember 2020

Wie viele schwere Schicksalsschläge kann eine kleine Familie ertragen, ohne dabei zu Grunde zu gehen? Seit 15 Jahren sind Ramona und Harald Müller aus Ebensee ein Paar. Was die beiden in dieser Zeit durchgemacht haben, wäre selbst auf 100 Jahre verteilt noch eine kaum verkraftbare Belastung.

"Angefangen hat alles schön", sagt Harald. Er ist 27 Jahre jung, als er 2005 die Liebe seines Lebens kennenlernt. Ramona ist damals 18 und leidet seit ihrer Kindheit an Diabetes Typ I. Oft spritzt sie Insulin und bringt trotzdem nicht ihren Zuckerspiegel runter. Nach einem verlorenen Kind erwartet das Paar im Jahr 2007 Zwillinge. Bald darauf stirbt ein Zwilling im Mutterleib. "Ein kleines Wunder blieb", sagt Harald liebevoll.

Kopf-OP bei fünfjährigem Sohn

Doch im siebten Monat treten bei seiner Frau plötzlich Blutungen auf und der verbliebene Zwilling, Amy-Leonie, kommt tot zur Welt. Die Obduktion ergibt, dass sie gesund war, doch die Nabelschnur hatte sich um ihren winzigen Hals gewickelt. "Das Einzige, das wir tun konnten, war unserer Tochter ein würdevolles Begräbnis, ein Urnengrab und einen Grabstein zu schenken. Der Schmerz war riesengroß", sagt der Ebenseer mit bewegter Stimme.

Ein Jahr später sind erneut Zwillinge unterwegs. Schon der Kaiserschnitt im Welser Klinikum ist ein Überlebenskampf. Die Neugeborenen Lukas und Philipp müssen reanimiert werden. Wegen eines Darmverschlusses muss Lukas zur Notoperation nach Linz. "Meine Frau und ich haben uns aufgeteilt. Wir sind zwischen Wels und Linz hin und her gependelt. Monatelang hat sich Lukas durch zahlreiche Operationen gekämpft. Kurz vor Weihnachten dann die Nottaufe, ein ständiges Auf und Ab", erzählt Harald. Im April 2009 kollabiert die Lunge des Sorgenkinds und es stirbt mit nur fünf Monaten. "Auch unserem kleinen Lukas haben wir ein schönes Begräbnis geschenkt und ihn zu seiner Schwester Amy-Leonie ins Grab gelegt", sagt der 42-Jährige. Lukas’ Zwillingsbruder Philipp erholt sich und darf bald nach Hause.

2010 feiern Ramona und Harald Hochzeit, einer der wenigen Freudentage. Doch die Wachstumsnähte im Kopf ihres Sohnes verschließen sich viel zu früh. Philipps Gehirndruck steigt 2013 gefährlich an, weil sein Schädel nicht wie bei gesunden Kindern mitwachsen kann. Im Alter von fünf Jahren muss Philipp eine Kopf-Operation über sich ergehen lassen, bei der Chirurgen mit Implantaten Raum im sogenannten Turmschädel schaffen. Auch eine Niere, die nicht richtig arbeitet und Infektionen auslöst, wird dem Buben im selben Jahr entfernt. Die vielen Sorgen führen dazu, dass Haralds Frau Ramona psychisch schwer krank wird. "Meine Frau hat nicht mehr gekonnt und ich habe viel runtergeschluckt", sagt Harald. Er versucht über Jahre alles, damit es seiner Familie gut geht, zeigt keine Schwäche und keine Trauer.

Ende 2015 sterben kurz nacheinander Haralds Eltern. "Sie waren ein Luftholen für mich. Das gibt es jetzt auch nicht mehr." Im Frühling 2019 hat Harald plötzlich Schwindelanfälle und starke Schmerzen. Diagnose: beginnendes Burnout, Depressionen und Angststörungen. "Ich dachte mir, das wird schon wieder, nimmst halt ein paar Tabletten." Im Herbst des Vorjahrs kommt es bei Harald zum Nervenzusammenbruch, nichts geht mehr.

"Weihnachtsgeld fehlt heuer"

Heuer im Jänner erhält seine Frau Ramona, die am Mittwoch 33 Jahre wird, eine Bauchspeicheldrüse und Niere transplantiert. Krankenhauskeime verursachen drei Blutvergiftungen. "Zweimal wäre meine Frau fast gestorben. Es ist ein ständiger Stress im Hinterkopf, wenn man einen geliebten Mensch jederzeit verlieren kann", sagt Harald. Er erlebt kurz nach dem ersten Corona-Lockdown einen weiteren Rückschlag: Der Lagerarbeiter wird im Burnout-Krankenstand gekündigt. "Das Weihnachtsgeld geht heuer definitiv ab", sagt der 42-jährige Familienvater.

Er hofft zu Weihnachten, dass die Schicksalsschläge endlich aufhören, Ramona gesund wird und ihm vielleicht jemand eine Chance zu einer Ausbildung und anfangs stundenweisen Beschäftigung im Büro gibt. Und auch einen "Herzenswunsch" hat die dreiköpfige Familie, die seit Jahren in einer 60 Quadratmeter kleinen Gemeindewohnung sehr bescheiden lebt: ein leistbares Mietshäuschen in Ebensee mit Holz-Werkstätte und kleinem Garten zu finden.

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