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"Ich bin jetzt die Pflegemama für meine Enkelin"

Von René Laglstorfer, 21. Dezember 2020, 00:04 Uhr

MÜHLVIERTEL. Die kleine Alina aus dem Mühlviertel kam mit dem Schnürsyndrom zur Welt. Weil ihre Mama selbst schwer krank ist, sprang die Oma ein.

Vanessa P. hat trotz ihrer Jugend schon viel hinter sich. Mit 14 muss ihr eine kaputte Niere entfernt werden, mit 20 entdeckt ein Spezialist im Linzer Uni-Klinikum, dass der Druck in ihrem Kopf viel zu hoch ist. Über das Rückenmark muss überschüssige Gehirnflüssigkeit abgeleitet werden.

Kurz nach ihrem 21. Geburtstag erfährt die junge Mühlvierlerin, dass sie und ihr Freund ihr erstes Kind erwarten. Die Schwangerschaft verläuft unauffällig und im Herbst 2018 kommt die kleine Alina ohne Komplikationen zur Welt – die Freude währt jedoch nur kurz.

Unmittelbar nach der Geburt erfährt Vanessa vom Arzt, dass ihr Säugling komplexe Fehlbildungen hat. Unter anderem fehlen Alina zwei Finger am linken Händchen. "Das war ein Schock für mich. ‘Was passiert jetzt, was mache ich?’", war Vanessa verzweifelt.

Alinas Opa (50) starb nach OP

Alina litt im Mutterleib unbemerkt am Schnürfurchensyndrom. Dabei kommt es in der Schwangerschaft zu Einrissen der inneren Fruchtblasenhaut, wodurch klebrige Bänder entstehen. Dreht sich das Ungeborene im Mutterleib, verfängt es sich in den Bändern. Gliedmaßen können so abgeschnürt und sogar abgetrennt werden.

Bei Alina amputieren die Bänder ihren linken Zeige- und Mittelfinger. Stattdessen ragen zwei zusammengewachsene Stümpfchen aus ihrer Babyhand. Außerdem sind am linken Fuß zwei Zehen zusammengewachsen und ein Schnürring hat den linken Unterschenkel tief eingeschnitten.

Eine Woche nach der Geburt meldet sich die Kinderfürsorge. Sie will Alina wegen der Erkrankungen ihrer jungen Mama zu einer Pflegefamilie geben, weil auch der Kindesvater keine Anstalten macht, sich um seine kleine Familie zu kümmern. "Ich habe mich bemüht, dass die Kleine bei mir bleiben kann. Aber ich war auf fremde Hilfe angewiesen und selbst oft im Spital", sagt Vanessa.

Da ihre Mama Christine berufstätig ist, springt eine Tante ein und nimmt Alina zu sich. "Das war die Rettung. Ich hätte es nicht verkraftet, wenn Alina zu Pflegeeltern gekommen wäre", sagt Vanessa. Nach wenigen Monaten kündigt ihre Mutter Christine ihren Job, um ihre Enkelin und Tochter zu sich nehmen zu können. "Ich bin jetzt die Pflegemama für meine Enkelin", sagt sie.

Im Advent 2018, drei Monate nach ihrer Geburt, wird Alina das erste Mal wegen ihrer Fehlbildungen operiert. "Alles musste aufgeschnitten werden, damit das Beinchen gerade und mit dem Körper mitwachsen kann. Und Alinas Fingerstümpfchen und Zehen wurden getrennt und modelliert", sagt Oma Christine.

Wenige Wochen nach Alinas Operation folgt der nächste schwere Schicksalsschlag für die Mühlviertler Familie: Christines Mann Reinhard stirbt im Jänner 2019 mit nur 50 Jahren nach einer Bypass-Operation. "Das war sehr hart für uns, aber wir haben noch viel Zeit mit ihm verbracht, geredet und uns um ihn gekümmert", sagt Vanessa, die das schwere Herzleiden ihres Vaters geerbt hat. Als ihre Tochter sechs Monate alt ist, muss Vanessa ein dauerhaftes Schlauchsystem, ein sogenannter Shunt, in den Kopf eingesetzt werden, um überschüssige Gehirnflüssigkeit abzuleiten.

Keine Geburtstagswünsche

Heute ist ihre Tochter Alina zwei Jahre alt und ein aufgewecktes, lebensfrohes Mädchen. "Dank Ergo- und Physiotherapie hat sie Krabbeln und Laufen gelernt. Sie kann trotz ihrer zwei Fingerstümpfchen ganz normal greifen, trinken und mit Messer und Gabel essen", sagt Oma Christine stolz.

Kontakt zum Kindesvater gibt es keinen. Der Unterhaltsvorschuss kommt nur unregelmäßig. "Er schickt Alina nicht einmal Geburtstagswünsche. Wir schaffen das auch ohne ihn", sagt Vanessa, die ihrer Mutter sehr dankbar ist: "Ohne meine Mama, wüsste ich nicht, wie ich das alles geschafft hätte."

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Autor
René Laglstorfer
Redakteur Land und Leute
René Laglstorfer

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4  Kommentare
4  Kommentare
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kpader (11.506 Kommentare)
am 23.12.2020 05:41

Wie lange bleibt dieser Bericht in den Top 10?

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Joob (1.350 Kommentare)
am 21.12.2020 14:16

Alles Gute der Familie. Ich bin mir sicher, dass diese Familie die derzeitige Zeit ganz anders erleben wird als so manche unzufriedene egoistische Mitbürger.

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DLiner (1.064 Kommentare)
am 21.12.2020 11:37

Habe heuer schon fürs Christkindl gespendet.
Ich weiß, dass das Folgende der Betroffenen nicht hilft, aber trotzdem (wieder) der dringende Aufruf an die Frauen dieser Welt: amüsiert euch (gern auch horizontal), ABER BITTE sucht die Väter eurer Kinder sorgfälig aus!
Wartet mit der Familienplanung, bis die rosa Brille gefallen ist!
Es kann dann immer noch viel passieren, aber bei Vielen sieht man doch schon von vornherein, dass sie für die Übernahme von Verantwortung ungeeignet sind.

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Cindy2007 (122 Kommentare)
am 21.12.2020 11:16

Leute, wir müssen dankbar🙏 sein, solange es uns gut geht.
Man sollte es nicht als Selbstverständlichkeit erachten!
Morgen kann es schon ganz anders sein. Ich wünsche der Familie das Allerbeste und ein gesegnetes Weihnachtsfest🌲🌟🌠💕✨ Gott möge euch beschützen 💖👏👏👏

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