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Ein Bub mit einem besonderen Gespür: "Leonis lebt in seiner eigenen Welt"

Von Karoline Ploberger   04.Dezember 2021

Sie ist Mutter eines ganz besonderen Kindes – so beschreibt Nicole Radlingmayer ihre familiäre Situation. Ihr Sohn Leonis (10) war schon im Kleinkindalter anders als andere Kinder: "Er hat als Kind kaum gesprochen, und auch als Baby konnte er Körperkontakt nur sehr schwer ertragen", sagt seine Mama Nicole. Auch heute noch sind Menschenmengen für den 10-Jährigen eine Herausforderung: Sind zu viele Leute in einem Raum, beginnt Leonis zu schreien oder schlägt sich selbst mit den Händen auf den Kopf. Schon eine fremde Person genügt, und der Bub ist kaum zu bremsen. Ein typisches Verhalten für einen Autisten.

Besonders im Alltag ist die alleinerziehende 34-Jährige mit Leonis, der in seiner geistigen Entwicklung etwa vier Jahre zurückliegt, gefordert. Denn diesen meistern die beiden alleine, an eine Vollzeit-Arbeitsstelle ist da nicht zu denken. "Ich arbeite jetzt seit Ende November als Reinigungskraft im Krankenhaus. Wenn Leonis in der Hortbetreuung ist, lege ich mein Telefon nie aus der Hand. Es kann sein, dass ich spontan angerufen werde und mich die Betreuer bitten, ihn abzuholen", sagt Nicole und seufzt. Der 10-Jährige bräuchte eigentlich eine Einzelbetreuung, aufgrund des Personalmangels ist das zurzeit jedoch nicht möglich. "Leonis ist mit sechs anderen Kindern im Hort, das ist ihm oft zu viel."

Selbst bei Ausflügen ist der Straßenlärm für den Autisten oftmals unerträglich. "Für ihn sind das zu viele Geräusche auf einmal. Er nimmt seine Umgebung ganz anders wahr – das konnte ich früher gar nicht nachvollziehen", sagt Nicole Radlingmayer. Für Freunde und Familienmitglieder wird das Verhalten des Buben oftmals zur Herausforderung. "Leonis spürt es sofort, wenn Leute von ihm genervt sind. Er ist extrem empfindlich." Dann hört der Bub gar nicht mehr auf zu schreien. "Oft gibt es Tage, an denen ich einfach nicht mehr weiterweiß", sagt seine Mutter.

Der Wald ist Leonis’ Ruhepol

Nur zuhause kann sich der Bub wieder beruhigen, wo er am liebsten mit seinem Spielzeug-Zug auf dem Boden liegend spielt. Vollkommen alleine, denn mit ihm gemeinsam zu spielen ist unmöglich. "Er braucht seine Ruhe. Alles muss seine Ordnung haben", sagt Mama Nicole. Sein Ruhepol ist der Wald. Egal bei welchem Wetter – im Wald fühlt sich der Bub wohl. Dort kann er sich frei bewegen, ist allein in der Natur und "in seiner eigenen Welt".

Einmal in der Woche geht der Bub zur Ergotherapie, seit zwei Jahren wird die Familie durch die mobile Betreuung unterstützt. "Es hat Monate gedauert, bis Leonis Vertrauen zu seinem Pfleger aufgebaut hat", erzählt seine Mutter, die sich für ihren Sohn nur eines wünscht: dass er eines Tages selbstständig das Leben meistern kann.

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