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1000 und einmal den Dom in Passau erklärt

26. August 2017, 00:04 Uhr
1000 und einmal
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Linz-Passau, Passau-Linz. Seit zehn Jahren lenkt Georg Steiner die Geschicke des Tourismus in Linz, pendelt wöchentlich zwischen den beiden Städten hin und her. Roswitha Fitzinger hat er die sehenswertesten Ecken von Passau gezeigt. Fotos von Volker Weihbold.

Wer mit Georg Steiner durch Passau spaziert, merkt schnell, der 59-Jährige ist bekannt wie die bunten Dackel vom Dackel-Sepp, einem echten Passauer Original hier. Doch dazu später. Steiner mag seit zehn Jahren das Amt des Linzer Tourismusdirektors bekleiden, aber Passau ist ihm schon länger Heimat. Seit 47 Jahren lebt der in der Nähe von Landshut geborene Bayer in der Dreiflüssestadt und tut es immer noch. "Wie die Linzer am Wochenende an den Attersee fahren, fahre ich nach Passau", sagt er. Aber den Begriff Heimat mag er nicht exklusiv vergeben. Heimat sei für ihn da wie dort. In beiden Städten fühle er sich verankert, in Passau wie in Linz sei er Teil der Stadt.

Wo sonst als auf dem Domplatz könnte ein Rundgang durch Passau beginnen? Es ist der höchste Punkt der Altstadt, auf einer Landzunge und gut zehn Meter über Donau und Inn gelegen. Jeder der 500.000 Touristen, die die Stadt jährlich besuchen, kommt hier vorbei. Georg Steiner kennt den Platz in- und auswendig. Er ist Erinnerung. Hier hat er sich als 16-Jähriger sein erstes eigenes Geld verdient – als Stadtführer. "Ich habe sicher 1000-mal den Dom erklärt", sagt er lachend und setzt an zu seiner 1001. Erklärung des Passauer Stephansdoms, der einen Vergleich mit dem Wiener Pendant nicht zu scheuen braucht – weder optisch noch hinsichtlich seiner Bedeutung. "Passau war das größte Bistum im Römischen Reich, quasi die Mutterkirche des Christentums im Donauraum", erklärt der 59-Jährige.

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Passauer Landzunge mit der Donau und dem Inn. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Nicht zuletzt die Bischöfe hätten aus Passau ein Juwel gemacht – und zwei Stadtbrände im 17. Jahrhundert. "Passau hatte das Glück, dass es durch Katastrophen immer schöner geworden ist." Italienische Baumeister haben beim Wiederaufbau überall in der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Zu sehen am besten im Dom. Ursprünglich gotisch, wurde er im oberen Bereich mit Stuck, Fresken und "barocker Dramaturgie" versehen. "Die Schäfchen sollten hinaufschauen zu Gott, den Blick in den Himmel richten", sagt Steiner. Der frühere Stadtführer hat nichts vergessen. Auch zur mächtigen goldenen Kanzel ("die gleiche wie in Maria Taferl") und zu der mit 17.000 Pfeifen größten Domorgel der Welt ("das fünfte Orgelwerk ist in einer Rosette im Mittelgang verborgen") kommen die Details noch wie auf Knopfdruck.

Auf den Hund gekommen

Durch einen Seitenausgang wird der Dom verlassen. Das buckelige Kopfsteinpflaster in der engen Gasse verlangt nach bequemem Schuhwerk, die Fahnen an der alten Bischofsresidenz hängen auf halbmast. Die Stadt gedenkt der Anschlagsopfer in Barcelona. Eine Steintafel an der Hausmauer verweist zudem auf den Minnesänger Walther von der Vogelweide, der die Passauer mit seinen Künsten beglückte. "Hier entstand auch das Nibelungenlied", sagt Steiner. Wer zurückblickt, schaut noch einmal empor zu einem der drei Türme des Doms. Am Ende der Gasse steht man auf dem Residenzplatz.

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Viele kleine Gassen durchziehen die Altstadt Bild: VOLKER WEIHBOLD

"Aufgedaggelt" ist Sepp Küblbeck nur im zünftiger Hinsicht. Mit Lederhose, Leinenhemd und -gilet steht er vor seinem Laden, in dem sich fast alles um den Dackel dreht. Wenn ein Mitbringsel den Weg nach Hause finden soll, wird man bei "Dackel-Seppi" sicher fündig. Ein Passauer Original sei er, so Steiner. Und ein Souvenir-Händler mit Philosophie, ergänzt Küblbeck selbstbewusst.

Der "Daggel", in unterschiedlichster Form dargeboten, hat sich zum Verkaufsschlager unter Touristen entwickelt. "Bei den Gästen ist er halt der Inbegriff für Bayern, ein Repräsentant für Geselligkeit und Gemütlichkeit", erklärt Küblbeck.

Passauer Original: Dackel-Sepp mit seinen „Daggeln“    

Es geht weiter – bergab über die Schrottgasse zum Donauufer, vorbei an diversen Touristengruppen, angeführt von Guides. Steiner kennt sie alle, so scheint es. Es ist ein Halli und ein Hallo, Hände werden geschüttelt. Doch unser Ziel ist das Rathaus, für den Wahllinzer ebenfalls eine Art Heimat, eine politische. Doch wir sind wegen der Rathaussäle gekommen. Während sie durch wuchtige Malereien glänzen, lässt unter freiem Himmel der Rathausturm die Augen groß werden.

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Rathaussäle: Hier wird Politik gemacht und geheiratet. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Und noch etwas erregt Aufmerksamkeit: Markierungen an der Hausmauer. So nahe am Wasser gebaut, wurde die Stadt häufig von Fluten heimgesucht. Seit dem 19. Jahrhundert hat man die Höhen der Hochwasser gekennzeichnet. Die jüngste Marke ist gerade einmal vier Jahre alt. Sie legt Zeugnis ab von der zweitschlimmsten Hochwasserkatastrophe der Stadt, die den Wasserpegel bis zu den ersten Stockwerken ansteigen ließ. Aber auch aus dieser Katastrophe sollte Passau noch schöner hervorgehen. Die Schäden sind beseitigt, die Häuserfassaden strahlen in bunten Farben um die Wette.

Cafés und Biergärten reihen sich an der Donaulände aneinander. Das etwas zurückversetzte Scharfrichterhaus gilt als Geburtsstätte des bayrischen Kabaretts. Hier entwickelte

sich in den 1970er Jahren eine Gegenkultur zu den konservativen Kräften bestehend aus CSU, Kirche und Passauer Neuer Presse. Heute sei "das mächtige Dreigestirn", wie Steiner es nennt, jedoch nur noch "ein Schatten seiner selbst". Im Scharfrichterhaus kommt Kleinkunst auf die Bühne, hier ist ein Programmkino untergebracht, außerdem eine Vinothek und ein Restaurant, in dem sich es hervorragend speisen lässt.

Ist Steiner in seiner bayrischen Heimatstadt, dann gehört ein Kaffeehausbesuch zu seinen täglichen Fixpunkten. Möglichkeiten gibt es zuhauf (siehe nebenstehende Tipps). Wo immer er auch seinen Kaffee genießt, immer ist er lesend anzutreffen. Für ihn ist das Meditation. "Ich lebe gerne im öffentlichen Raum", sagt er. Da halte er es mit Karl Kraus, der meinte: "Ins Café geht man, wenn man zum Alleinsein die Öffentlichkeit braucht."

Weißwurst zuzeln oder nicht?

Allein ist man auf der Veste Oberhaus, einer der größten Burganlagen Europas, nicht. Doch allein der Aussicht wegen lohnt sich die kurze Fahrt auf den Georgsberg. Geschichtsinteressierte können im Museum Oberhaus mehr über das Leben auf der 800 Jahre alten Festung erfahren, die den Bischöfen zum Schutz vor äußeren wie inneren Feinden diente. Hungrige kehren im gleichnamigen Restaurant ein und lassen den Passau-Besuch echt bayrisch ausklingen – bei Weißbier und Weißwurst samt Panoramablick auf die Stadt selbstverständlich.

Die Frage kommt, weil sie sich aufdrängt: Wie isst man sie nun richtig, die Weißwurst? Wird sie gezuzelt? "Nein, das wäre barbarisch. Wir haben schließlich eine Kultur", sagt Steiner, greift zu Messer und Gabel und schneidet der Länge nach tief in die erste von immer zwei Würsten. "Aber nicht durchschneiden!", mahnt er, während er das Innere vorsichtig von der Haut löst und die Hälften auseinanderklappt. Das Weißbier ist ebenso ein Muss, wie die Brez’n und der süße Senf selbstverständlich sind. Und etwas gibt es zu beachten: "Die Weißwurst soll das 12-Uhr-Läuten nicht hören", so Steiner. Es ist 11.33 Uhr. Prost! Mahlzeit!

 

Georg Steiner Bild: (Volker Weihbold)

Georg Steiner (59), in der Nähe von Landshut geboren, lebt seit seinem 13. Lebensjahr in Passau. Bereits als 16-Jähriger ist er in der Dreiflüssestadt als Stadtführer tätig. Nach seinem Studium in Regensburg wird er 24-jährig Passauer Tourismusdirektor. Politisch engagiert er sich in der Jungen Union, gründet jedoch nach einem Zerwürfnis mit der Partei eine eigene Bürgerliste, mit der er bis 1999 im Gemeinderat vertreten ist.

Seine beruflichen Wege führen ihn zunächst als Tourismuschef nach Niederbayern, anschließend zur Donauschifffahrtsgesellschaft Wurm & Köck, ehe er 2007 zum Linzer Tourismusdirektor bestellt wird. Seit 2014 sitzt Steiner wieder für die CSU im Gemeinderat, die vergangenen zwei Jahre als ihr Obmann.

Steiner ist verheiratet, Vater zweier erwachsener Kinder, außerdem aktives Kirchenchormitglied.

 

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König Maximilian I. wendet auf dem Domplatz der Kirche den Rücken zu. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Die Stadt: Drei Flüsse aus drei Himmelsrichtungen – aus dem Westen die Donau, dem Süden der Inn und dem Norden die Ilz – verleihen der Stadt ein einzigartiges Erscheinungsbild. Die von italienischen Meistern im 17. Jahrhundert geschaffene barocke Altstadt und die Tatsache, dass hier alle Donaukreuzfahrtsschiffe starten, ziehen jährlich 500.000 Touristen an. Passau (50.000 EInwohnern) ist zudem Universitätsstadt mit den Schwerpunkten Jura, BWL und Informatik.

Echt bayrisch: Will man im Biergarten, Weißwurst und Weizenbier genießen, empfiehlt Georg Steiner die Traditionsbrauerei Hacklberg im gleichnamigen Stadtteil. Hervorragendes Essen bekommt man auch im Gewölbe-Keller im Scharfrichterhaus serviert – Speisen und Biere sind stark österreichisch angehaucht.

Cafés: Wer mit dem Zug anreist (Fahrzeit ab Linz eine Stunde), findet in einem Jugendstilhaus in Bahnhofsnähe das Aaran, Georg Steiners Stammkaffee. Nicht unweit befindet sich das Cafe Diwan. Es liegt im obersten Stockwerk des Kapfinger Turms und lockt neben dem Ausblick auf die Stadt mit einem herrlichen Torten- und Kuchenbuffet. Selbiges findet man auch im Café Stephan’s auf dem Domplatz.

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1  Kommentar
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trude65 (142 Kommentare)
am 29.08.2017 10:04

Herr Steiner leistet gute Arbeit als Tourismusdirektor. Ich war jetzt wirklich schon oft zu Besuch in Linz und sehe, dass sich da wirklich etwas tut. Die Stadt ist auf dem aufsteigendem Ast. Passau würde ich auch gerne einmal besichtigen. Das könnte man sogar mit einem Linzbesuch verbinden, eine Stunde mit dem Zug ist wirklich nicht lange...

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