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Ende nach mehr als 200 Jahren: Linzer Raumausstatter Kaindl sperrt zu

Von Sigrid Brandstätter, 25. April 2018, 00:04 Uhr
Das Ende nach mehr als 200 Jahren: Linzer Raumausstatter Kaindl sperrt zu
Christoph Kaindl (sechste Generation), sein Vater Klaus Bild: Schwarzl

LINZ. Schwierige Branche: Das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr – Firmen kaufen direkt bei den Herstellern, Private kaufen online oder in großen Möbelhäusern.

Längst vorbei sind die goldenen Zeiten der Raumausstatter: Das war, als es in den heimischen Wohnungen und Einfamilienhäusern Tapeten an den Wänden, Spannteppiche auf dem Boden und Vorhänge an den Fenstern gab. Die Zahl der Betriebe ist um etwa die Hälfte in 20 Jahren geschrumpft – und schrumpft weiter: Gestern hat Christoph Kaindl seine Belegschaft informiert, dass der Raumausstatter seinen Groß- und Einzelhandel aufgibt.

17 Mitarbeiter sind noch beschäftigt. Zu Glanzzeiten des Traditionshauses an der Linzer Dametzstraße waren es allein im Großhandel 140. Die Liquidation erfolgt geplant. "Zusperren mit einer Insolvenz kam für uns nicht in Frage", sagt Kaindl. In den nächsten Wochen wird abverkauft. Ein Räumungsabverkauf muss vom Magistrat genehmigt werden, er startet in einigen Wochen. Es folgt ein Sozialplan, der es dem Großteil der überwiegend langjährigen Mitarbeiter ermöglicht, deutlich vor dem geplanten Ende im September aufzuhören.

"Es ist eine Familienentscheidung", sagt Christoph Kaindl. Der 37-Jährige repräsentiert die sechste Generation des alteingesessenen Handelshauses. Vater Klaus (78) war bis vor zwei Jahren aktiv. Dann hat ihn eine Gehirnblutung aus dem Geschäft gerissen. Er habe sich erholt und trage die Entscheidung mit, sagt sein Sohn. Gemeinsam mit Mutter Monika und seinen Schwestern Hanna und Eva sei beschlossen worden, den Handel mit Vorhangstoffen, Bodenbelägen und Tapeten aufzugeben.

Der Branche werde von mehreren Seiten zugesetzt: Kaindl als Großhändler wurde immer stärker übergangen, kleine Ausstatter kauften direkt bei den Herstellern. Die schnelle Lieferung mache eine Lagerhaltung überflüssig, so Kaindl. Im Privatkunden-Geschäft hätten erst die großen Möbelhäuser wie Lutz, Leiner und Ikea den Fachhändlern das Wasser abgegraben. Jetzt komme noch der Internet-Handel dazu, berichtet der Firmenchef.

Es bleiben die Immobilien

Christoph Kaindl wird sich auf die Immobilienentwicklung und -verwaltung konzentrieren. Das Kaindl-Areal umfasst fast den gesamten Häuserblock von der Museumstraße bis zur Pochestraße. "Die Häuser Dametzstraße 1 bis 5 sind bereits generalsaniert." Eingemietet sind unter anderem der Fahrradhändler Brückl, der Bandagist Schmied und die Tanzschule TopTanz. In Leonding, in der Salzburger Straße, war der Großhandel auf 4000 Quadratmeter untergebracht. Nachbarn sind Banner Batterien und die Aveg. "Falls die Platzbedarf haben, sind wir gesprächsbereit. Sonst entwickeln wir dieses Areal." Der technische Industriebedarf Kaindl hat mit der Raumausstattung und Immobilienverwaltung nichts zu tun. Die Firmen agieren seit 1987 unabhängig voneinander.

Rückblick

1810: Franz Josef Kaindl gründet in Linz eine Gerberei und Lederwarenhandlung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von Lederhandel auf Raumausstattung und technische Produkte umgestellt.

1987 wurden Raumausstattung und technische Produkte getrennt. Klaus Kaindl übernimmt 1994 in fünfter Generation. 2010 wird das 200-Jahr-Jubiläum gefeiert.

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26  Kommentare
26  Kommentare
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( Kommentare)
am 25.04.2018 17:25

Als Kind kann ich mich noch erinnern, da hatte mein Vater das sogenannte "Linzer Buch". Da wurde aufgeschrieben, was in Linz für das Geschäft eingekauft werden musste. Da hatte der "Kaindl am Graben" eine Spalte im Linzerbuch, erinnern kann ich mich auch noch an den "Rosenbauer Spittelwies" und noch ettliche Geschäfte, wo mein Vater erforderliches eingekauft hat. Einmal in der Woche ist der Vater, oft auch mit der Mutter nach Linz gefahren. Daheim haben wir Kinder auf die "Stadtsemmel" gewartet.
Wenn wir mitfahren durften, sind wir beim Arzt (Primar Widhalm) gewesen, dann sind wir mit der Mutter zu einem Kleidergeschäft gefahren um Arbeitskleider für die Mitarbeiter zu kaufen und zum Schluss haben wir im "Stadtkeller" auf den Papa gewartet. Gesessen sind wir immer auf einem Tisch mit dem Wappen von irgend einem Bezirk in Oberösterreich. Die Mutter hat uns dann diesen Bezirk erklärt.

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ossi42 (283 Kommentare)
am 25.04.2018 14:43

Schade um den Kaindl, da hat man wirklich alles bekommen.

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Gugelbua (31.900 Kommentare)
am 25.04.2018 11:02

mich wunderts daß er überhaupt so lange durchgehalten hat, wieder ein stück Individualität dahin, der Weg führt zum Einheitsbrei Dank der Giganten.

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glingo (4.970 Kommentare)
am 25.04.2018 12:12

ja das ist Richtig,
der Konsument will es aber so!

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benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 25.04.2018 12:24

Einheitsbrei?
Einheitsbrei hat man, wenn alle beim lokalen Händler kaufen.

Das Angebot am Markt ist weitaus größer.
So groß, daß der lokale Händler bald wieder bevorzugt werden wird.
WENN ER ES SCHAFFT 5 JAHRE DAS SELBE TRUMM ZU LIEFERN!

Dauernder Produktwechsel schafft in Betrieben sogar bei Kugelschreibern Probleme... weil bei ungünstiger Verwaltung 200 Artikelleichen im System sind. grinsen

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 25.04.2018 12:58

Vielfalt hast du NUR mit Mitbewerbern.

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Ruinenhund (117 Kommentare)
am 25.04.2018 10:46

Hochachtung vor diesen Unternehmern

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aeck (2.060 Kommentare)
am 25.04.2018 10:21

Die nötige Objektivität, Distanz und Weitsicht, um eine solche Entscheidung zu treffen, haben nicht viele Unternehmer.

Einerseits freut es mich für die Mitarbeiter, dass es zu einem geordnetem Ende kommt, so ist Zeit für die Jobsuche und das Chaos einer Insolvenz bleibt erspart.

Andererseits ist es auch schön für die Familie, die wohl ohnehin ausgesorgt hat und offenbar bereits neue Pläne für die Zukunft hat. Wäre schön, wenn die als Arbeitgeber in einer anderen Form bleiben.

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 25.04.2018 10:01

Ich zieh meinen imaginären Hut, liebe Familie Kaindl!

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nachrichter (490 Kommentare)
am 25.04.2018 09:01

ALSO.... nicht nur jubeln, dass die das ordentlich machen - sondern auch zum Ausverkauf gehen. Damit die es leichter haben!!

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rudolfa.j. (3.611 Kommentare)
am 25.04.2018 08:51

Eine geregelte schliessung,meine Hochhachtung.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 25.04.2018 07:56

Der Grundstimmung hier zur Unternehmersfamilie alle Achtung.
—-
Unter dem Strich will ich anmerken:
Es ist eine Folge des Kulturverlustes, der einen weiteren nach sich zieht.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 25.04.2018 07:44

ich habe Klaus Kaindl immer geschätzt. Alles Gute für die Zukunft,
auch den Mitarbeitern!

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innuoon (640 Kommentare)
am 25.04.2018 07:15

Ein richtiger Unternehmer noch, einer mit sozialer Verantwortung und dem die MitarbeiterInnen und Lieferbetriebe nicht egal sind und nur sich selbst optimiert.

Hut ab also vor dieser mutigen und alles andere als einfachen Entscheidung!

Den MitarbeiterInnen wünsche ich einen baldigen, neuen Arbeitgeber!

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alf_38 (10.950 Kommentare)
am 25.04.2018 10:31

(++++++++)

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athena (3.249 Kommentare)
am 25.04.2018 05:52

schade um die ganzen kleineren fachbetriebe! wenn man alleine an das stadtbild denkt wie es vor 20 30 jahren war in linz welche geschäfte es alles gab in der innenstadt -welche vielfalt- u viele gehen auch ab! trotzdem billigkonkurenz lässt natürlich viele woanders hingehen!
trotzdem SEHR schade nur mehr großketten zu haben u denen auch immer mehr ausgeliefert zu sein! irgendwann wird sich aber auch das wieder ändern!!!
und hut ab vor diesem chef der die schließung mit charakter u rücksicht auf betroffene durchführt- hat seltenheitswert heutzutage!

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Harbachoed-Kater (4.911 Kommentare)
am 25.04.2018 05:58

Richtig, athena.
Es ist ein Irrtum, zu glauben, Konzentration
wäre für die Verbraucher gut.

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HerrVOLVO (2.330 Kommentare)
am 25.04.2018 12:32

Grundsätzlich gebe ich dir recht, leider wird es aber dann so sein, das es keine gelernten Handwerker mit dem richtigen, guten, alten Wissen, den Kniffen des älteren Praktikers gibt. Ich bin keinem seine gewünschte Karriere neidig. Traurig ist der Verlust von Wissen und Können.
Wenn ich sehe, das es z.B. den Beruf des Betriebsschlossers nicht mehr gibt, da der Beruf umbenannt wurde, habe ich kein Problem. Ich sehe aber, das die, die heute in diesem Bereich eine Lehre machen um vieles weniger lernen, Dinge die für uns logisch und nötig waren, heute nur so am Rande gestreift wird, aber im Betrieb, bei der Arbeit fehlt. Dafür aber Sachen lernen müssen, die so nötig sind wie ein Kropf und bisweilen in 34 Jahren in der Metallbranche ich noch nie brauchte, geht mir der Hut hoch. Man soll ja den"Fåchtl" vom "G'söhn" lernen, aber Theorie sollte in der Schule vermittelt werden.

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naalso (2.144 Kommentare)
am 25.04.2018 04:55

Ein Unternehmer mit Charakter! Statt die Firma "auszuboanln" um sie anschließend in einen Konkurs zu schicken, der gravierende finanzielle Folgen für die Lieferbetriebe hat, zieht er eine geirgnete Schließung vor.

Meine Hochachtung!

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naalso (2.144 Kommentare)
am 25.04.2018 04:56

...geordnete...

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Harbachoed-Kater (4.911 Kommentare)
am 25.04.2018 05:56

Das
ist ihnen gar nicht hoch genug anzurechnen.
+ für naalso

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HerrVOLVO (2.330 Kommentare)
am 25.04.2018 00:46

Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit...
Traurig aber wahr.

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vwcabrio03 (474 Kommentare)
am 25.04.2018 00:34

Folgen der globalisierten Dreckswelt. Einfach zum KOTZEN.

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Sommergewitter (1.104 Kommentare)
am 25.04.2018 00:41

Ich wette, sie haben einen Parkettboden und keine Tapeten an der Wand zwinkern

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FreundlicherHinweis (15.581 Kommentare)
am 25.04.2018 08:45

Jaja, aber fleißig bei Amazon bestellen, gell.

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aeck (2.060 Kommentare)
am 25.04.2018 11:18

War schon spät, gell?

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