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Johann Schinnerl, das Opfer einer Denunziantin

Von Markus Staudinger, 22. April 2015, 00:04 Uhr
Johann Schinnerl, das Opfer einer Denunziantin
Tod in den letzten Kriegstagen Bild: OON

Serie: Belauscht und verraten: Wie Oberösterreicher zu Kriegsende ihren Mitbürgern zum Opfer fielen.

Der junge Mann war verzweifelt: Zwei Tage zuvor, am 20. April 1945, hatte Johann Schinnerl den Fehler begangen, der ihn das Leben kosten sollte.

Da rief der 20-jährige Soldat vom Postamt Mönchdorf (Bezirk Freistadt) aus seine Eltern in Steyr an und teilte ihnen mit, er werde in wenigen Tagen zu Hause sein. Von seiner Truppe im Waldviertel hatte sich Schinnerl zuvor abgesetzt.

Die Postbeamtin Marianne R. durchkreuzte den Plan: Sie hörte das Gespräch mit – und verständigte die Gendarmerie. Prompt saß Schinnerl in der Freistädter Kaserne in Haft.

Im Schnellverfahren wurde er standrechtlich zum Tode verurteilt. Nur noch vier Tage hatte Schinnerl am 22. April zu leben, am 26. wurde er erschossen. Der Freistädter Stadtpfarrer Johann Kittinger begleitete Schinnerl zur Richtstätte: "Der junge Bub konnte es gar nicht begreifen und fassen, was mit ihm geschah", erzählte Kittinger später dem Buchautor Edmund Merl ("Die Besatzungszeit im Mühlviertel").

Beim Koffertragen verraten

Das Schicksal Schinnerls ist kein Einzelfall. Von Mitbürgern denunziert, verloren etliche Menschen in Oberösterreich in den letzten Kriegswochen noch ihr Leben.

Dem Volkssturmmann Johann Kantner, der das Kriegsgefangenenlager in Kleinreifling zu bewachen hatte, wurde seine Hilfsbereitschaft zum Verhängnis.

Am 14. April kreuzte Theresia B. seine Wege – und bat ihn, ihr beim Tragen ihres Koffers behilflich zu sein. Es kam zum Gespräch. Kantner meinte, man solle der Roten Armee keinen Widerstand entgegensetzen, verfluchte das Deutsche Reich, das Österreich in den Krieg gezerrt habe. An ihrem Zielort – einem Bauernhof – angekommen, informierte Theresia B. umgehend anwesende Wehrmachtssoldaten. Es kam zu einer Gegenüberstellung, B. identifizierte Kantner. Am 18. April wurde Johann Kantner in Weyer hingerichtet.

In Linz kritisierte Anton Anreiter vor Mitarbeiterinnen die Exekution zweier "Ostarbeiterinnen" wegen Milchdiebstahls als "unmenschlich" und meinte, bald gebe es eine neue Regierung, "da würden alle Nazi aufgehängt". Auch er wird verraten und noch am 1. Mai hingerichtet – am selben Tag wird im Rundfunk schon die Nachricht von Hitlers Tod verbreitet.

Für Marianne R. und Theresia B. sollten ihre Taten nach dem Krieg Folgen haben. R. wurde in Wien wegen Denunziation zu zwölf Jahren Haft, B. 1946 in Leoben zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das Vermögen beider Frauen wurde eingezogen.

 

Das geschah am 22. April 1945

Berlin
Adolf Hitler erfährt, dass SS-Obergruppenführer Felix Steiner den Entsatzangriff seiner Armeegruppe in der Schlacht um Berlin als undurchführbar verweigert hat. Hitler tobt und schreit, erleidet einen Nervenzusammenbruch. Er erklärt, er werde in Berlin bleiben. Falls die Stadt nicht nochmals freigekämpft werde, werde er sich erschießen.

Jasenovac
600 Gefangene des von der faschistischen Ustascha in Kroatien nach dem Vorbild der Vernichtungslager in Deutschland errichteten KZ Jasenovac unternehmen einen Ausbruchsversuch. Nur 80 Häftlinge können fliehen, alle anderen kommen ums Leben.

Stuttgart, Dresden
Die französische 1. Armee unter General Jean de Lattre de Tassigny besetzt Stuttgart. In Moritzburg bei Dresden stirbt die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz. Sie zählt zu den bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.

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25  Kommentare
25  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
lituk (1.138 Kommentare)
am 22.04.2015 23:22

wo Gehorsam hinführt!

Also meine lieben Forumsposter, falls ihr gefolgstreuen Vasallen ein Parteibuch habt oder monatlich Kirchensteuer überweist, steht auf, werdet erwachsen und geht eure eigenen Wege!

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jago (57.723 Kommentare)
am 22.04.2015 13:52

war auch damals schon keinen Pfifferling wert in der Waage gegen den blöden Patriotismus.

Das ist mein Posting dazu: so sehr mir der Bub leid tut, interessiert mich (Katholik) die Seele der Vernaderin mehr.

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wassaduda (5.597 Kommentare)
am 22.04.2015 11:34

leider wieder aktuell:rechtsruck!damit verbunden der extremismus,das mitläufertum was unweigerlich zum denuziantentum führt!aufklärung ist angesagt!hetzte und populismus,wie es z.B. eine fpö betreibt,ist abzulehnen!

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 22.04.2015 11:16

wird es immer und überall geben !

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oblio (24.740 Kommentare)
am 22.04.2015 12:17

Deswegen soll man sie aber NICHT ignorieren
oder vielleicht gar noch loben ob ihres
Kadavergehorsams einer Menschenmördermaschinerie!
(((( traurig ))))

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wassaduda (5.597 Kommentare)
am 22.04.2015 10:58

"Klatsch und Denunziation sind eng miteinander verwobene Kommunikationsformen, die häufig der Ausgrenzung Einzelner dienen. Die Denunziation zeichnet dabei die Besonderheit aus, dass sie an eine übergeordnete Instanz (Vorgesetzte, staatliche Stellen) ergeht, von der Sanktionen gegen die Betroffenen erwartet werden.
Insofern ist sie ein Mittel der sozialen Kontrolle, das die "höhere Instanz" zu instrumentalisieren versucht."

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jago (57.723 Kommentare)
am 22.04.2015 13:59

war vor 70 Jahren noch das Amtsgeheimnis.

Aber selbstverständlich war Fahnenflucht ein Verbrechen(tm) am heiligen Staat und hatte amtlich gemeldet zu werden. Wenn sie kein Verbrechen gewesen wäre, dann wäre der Bub nicht erschossen worden.

Die Obrigkeit macht sich die Gesetze zu ihrem Schutz und die Nützlichen Idioten zu ihren Beschützern. Wir Bürger sind nur Zwerge im Bergwerk.

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lancer (3.688 Kommentare)
am 23.04.2015 08:38

...können eine eigene Meinung haben und nach ihrem Gewissen handeln !

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 22.04.2015 10:42

dieses verlogene NIE WIEDER ständig zu wiederholen !

NIE WIEDER GIBT ES NICHT.... LEIDER !

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wassaduda (5.597 Kommentare)
am 22.04.2015 10:34

"Juden, Sozialdemokraten und Kommunisten führten die Verfolgungsagenda an, und manche Menschen beobachteten genau, wie die staatlichen Stellen mit dem Volkswillen umgingen. Vielfach stand die Denunziation am Ende einer längeren Ausgrenzung – und am Anfang der Verurteilung. Die Nachbarn hatten schon lange geredet, viele hatten vieles gehört und schon immer gewusst. Dabei bot das Konstrukt der "Volksgemeinschaft" die moralische Richtschnur für die Frage nach richtig und falsch. Schließlich gab es die ständige Forderung an den Einzelnen, sein Verhalten anzupassen und seine Moralvorstellungen im Lichte der volksgemeinschaftlichen Projektion neu auszurichten."

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wassaduda (5.597 Kommentare)
am 22.04.2015 10:15

"Und Denunziationen gingen auch keineswegs still und heimlich vor sich. Vorneweg marschierten nationalsozialistische Zeitungen wie der Stürmer, der mit infamen Storys über Juden die Angeklagten in Gerichtsverfahren und ihre Angehörigen bloßzustellen versuchte und nicht selten in den Selbstmord trieb. An den Ortseingängen auch vieler kleinerer Gemeinden hing das Blatt in den sogenannten Stürmer-Kästen. So fanden solche Geschichten weite Verbreitung. "

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 22.04.2015 10:14

sind sehr beliebt bei den Herrschenden !

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 22.04.2015 09:53

Wie viele Eltern intrigieren im Kindergarten oder in der Schule, nur um sich oder die eigenen Kinder in eine scheinbar bessere Position zu versetzen? Da werden absichtlich böse Sachen erzählt und Geschichten erfunden. Man muss nicht 70 Jahre zurück schauen, sondern nur das eigene Umfeld beobachten.

Ist es bei der Arbeitsstelle anders?

Oder im Wahlkampf in aller Öffentlichkeit!

Geht doch bitte mit offenen Augen durch die Welt,
mit Blick nach VORNE!

Auch zu Hause verzichten wir auf eine Mikrowelle, Altes aufzuwärmen halte ich für verzichtbar!

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wassaduda (5.597 Kommentare)
am 22.04.2015 10:01

darum etwas altes aufzuwärmen,das scheint mir übrigens eine sehr unangebrachte wortwahl für dieses ernste und äusserst truarige thema!es geht um aufgeklärung und courage!ja vielleicht haben sie recht und es beginnt mit derartigen ambitionen!es laufen leider auch menschen herum,die eine gewisse homophobie und leichtgläubgkeit an den tag legen,schnell jemandem nachlaufen,dinge für "die sache" machen.

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 22.04.2015 10:10

und die Linken Gewaltbereiten Idioten sind dir Egal ?

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 22.04.2015 10:51

Ständig nur einzelne Teile der Geschichte herauszulösen, dafür aber die Zusammenhänge und das Verständnis der damaligen Zeit durch Weglassen kompletter Zeiträume wie beispielsweise rund um den WKI zu verhindern, das ist UNANGEBRACHT.

Man muss sich nur die österreichischen Schulbücher ansehen, die ständige Betonung der Opferrolle der Österreicher kotzt mich ziemlich an. Dafür fehlen die wahren Hintergründe und die gesellschaftlichen Entwicklungen aus früheren Zeiten.

Wenn geschichtliche Aufarbeitung,
dann ordentlich und ausführlich,
aber bitte nicht so klischeehaft in Schwarz-Weiss!

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wassaduda (5.597 Kommentare)
am 22.04.2015 09:02

wieder faschismus!darum sind die rechten strömungen und rechts "parteien" genau zu beobachten!die aufklärung und die bildung der bürger muss vorrang haben,damit derartgige systeme keine chance bekommen!

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 22.04.2015 09:11

RICHTIG... ABER WIR SOLLTEN AUCH DIE GEWALTBEREITEN LINKEN IM AUGE BEHALTEN !

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wassaduda (5.597 Kommentare)
am 22.04.2015 09:38

es soll doch mit seinen kleinen,braunen dreckspfoten verschwinden grinsenist ja scheußlich!

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 22.04.2015 09:44

DIE LINKE GEWALT ist ok für dich ?

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wassaduda (5.597 Kommentare)
am 22.04.2015 09:53

heute ist es wieder eine ganz grausliche töle!gehe es weg!mir graust!

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 22.04.2015 10:01

DIE LINKE GEWALT ist ok für dich ? ?

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auchfussgaenger (1.229 Kommentare)
am 22.04.2015 11:23

um sich in den Kommentaren eines Artikels über die Opfer des NS-Regimes über ein paar 18 jährige eierschmeissende Hanseln aufzuregen, die in deinen Augen das komplette linke Spektrum repräsentieren?!

So eine "Gewalt" ist bitte nicht mit dem was im 3ten Reich passiert ist auch nur ansatzweise zu vergleichen. Der generelle Ausländerhass und die untermenschliche Propaganda der homophoben ewiggestrigen FPÖ sehr wohl.

Over and out.

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zappo1410 (18.016 Kommentare)
am 22.04.2015 11:29

Sanfte grüße was sind deine Extreme ?

Stehst du auf linke Gewalt ?

ps. für mich sind alle Linken & Rechten Fanatiker IDIOTEN !

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auchfussgaenger (1.229 Kommentare)
am 22.04.2015 11:41

Einsicht ist immerhin der erste Schritt zur Besserung.

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