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Möhre, Sahne, Quark: Wer in Österreich Kindern vorliest, muss oft übersetzen

Von Helmut Atteneder, 21. April 2018, 00:05 Uhr
Möhre, Sahne, Quark: Wer in Österreich Kindern vorliest, muss oft übersetzen
17 Prozent des Gesamtumsatzes im österreichischen Buchhandel entfallen auf Kinderbücher. Bild: Colourbox

Der österreichische Linguist Rudolf Muhr findet das "absurd". Der Jungbrunnen-Verlag lässt die Eltern entscheiden, ob übersetzt wird oder nicht.

"Kalle guckt eben durch die Pforte des Schuppens und hat leckere Apfelsinen in der Hand."

Rudolf Muhr, vehementer Hüter des Österreichischen an der deutschen Sprache, reißt die Hutschnur, wenn er auf die vielen Kinderbücher mit deutschen Termini in Österreich angesprochen wird: "Bei den Kinderbüchern findet man heutzutage in Österreich ja nur noch welche aus Deutschland. Und die haben eine Sprache, die für Österreich total fremd ist. Die Eltern sind ja gezwungen, die Texte zu übersetzen, wenn sie ihren Kindern vorlesen. Das ist ja kein Zustand, das ist absurd."

Um im Gedruckten aus Möhren Karotten oder aus Sahne Schlagobers werden zu lassen, sieht Muhr das Kulturministerium gefordert: "Aus einer Liste guter Kinderbücher müssten österreichische Versionen gemacht werden. Das gehört subventioniert."

Einen differenzierten Zugang zur Problematik hat die Germanistin und Sprachwissenschafterin Hildegard Gärtner, Geschäftsführerin des größten heimischen Kinder- und Jugendbuchverlags "Jungbrunnen" gefunden. "Wir sind ein österreichischer Verlag, der aber auch Autoren aus Deutschland und der Schweiz verlegt. Diesen will ich nicht österreichisches Deutsch auferlegen, weil das einer Vergewaltigung des Themas gleichkommt", sagt die gebürtige Mollnerin.

Drei Varianten

Hausintern gibt es drei Varianten. Bei Kinderbüchern für junge Leser von sieben bis elf Jahren wird ein Glossar am Ende des Buches angeboten. Dort werden Ausdrücke erklärt, die in Österreich nicht oder wenig gebräuchlich sind. Jugendlichen, so die Verlagsphilosophie, kann man zumuten, dass jeder Autor in seiner Sprache bleibt. Und bei Bilderbüchern?

Gärtner: "Diese werden ja vorgelesen. Da sollen die Eltern entscheiden, welche Sprache angewendet wird."

Problematischer sieht Hildegard Gärtner das Abwandern junger Leserinnen und Leser in digitale Alternativen: "Natürlich geht viel in Richtung digitale Welten, man darf aber nicht vergessen, dass Lesen die Grundlage dafür ist, die digitale Welt verstehbar zu machen. Wir haben 20 Prozent sekundäre Analphabeten, die zwar lesen gelernt haben, Inhalte aber schwer verstehen. Das gehört extrem gefördert, dazu bräuchte es politischen Willen."

Das haptische Buch habe zusätzliche Komponenten im Vergleich zu reinen digitalen Inhalten, etwa Typografie, Papier und gestalterische Elemente. Dennoch: Die erste Phase der Pubertät ist oft auch jene des Umstiegs vom Buch zur digitalen Konkurrenz.

Die Verlegerin Andrea Benedetter-Herramhof aus St. Florian hat sich in ihren Kinderbüchern bewusst der österreichischen Sprache verschrieben: "Bei uns heißen Kartoffeln noch Erdäpfel. Mir ist wichtig, dass Kinder diese Begriffe zumindest kennen."

Ähnliche Initiativen gibt es am heimischen Kinderbuchmarkt kaum. Auch der Nachwuchs an Autoren und Illustratoren ist in Österreich überschaubar, so Gärtner. Der deutsche Markt ist etwa um das Zehnfache größer. Kein Wunder also, wenn Kalle so oft durch die Pforte guckt …

 

Kinder- und Jugendbuch

Über den jährlichen Gesamtumsatz spricht man beim Hauptverband des Buchhandels nicht gern. Nur soviel, er betrage rund ein Zehntel des Wertes in Deutschland. Demnach kann man von rund 900 Millionen Euro für Österreich ausgehen.

17 % des Gesamtumsatzes entfielen im Vorjahr in Österreich auf Kinder- und Jugendbücher. Das ergibt für 2017 geschätzte 150 Millionen Euro. Nur Belletristik (29,3 %) und Ratgeber (20,7 %) verkauften sich im Vorjahr besser.

Buchtipps für Kleinkinder*

„Das kleine Ich bin ich“ von Mira Lobe (ab 3)
„Die Brücke“ von Helga Bansch und Heinz Janisch (ab 3)
„Die Rabenrosa“ von Helga Bansch (ab 3)
„Der Fluss“ von Michael Roher (ab 4)
„Das große Rennen“ von H. Janisch/Gerhard Haderer (ab 4)
„Der kleine Fallschirmspringer“ von Albert Wendt (ab 8)

* Von Hildegard Gärtner

 

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8  Kommentare
8  Kommentare
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r-h856 (162 Kommentare)
am 23.04.2018 09:39

...und was mich da noch am meisten stört:
wenn anstatt "gehen" das (wie in Deutschland verbreitet) "laufen" verwendet wird. So auch immer öfters im österr. Privatfernsehen gesehen/gehört.
Für mich ist zwischen "gehen" und "laufen" ein Unterschied!
Warum müssen wir die deutschen Sprach(un-)gewohnheiten bei uns übernehmen?

Ebenso: sind in österr. Speisekarten wirklich eine Schorle, Frikadelle oder ein Eisbein notwendig? Wird in anderen (Tourismus-)Ländern dies auch gemacht - oder biedern nur wir uns an?

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( Kommentare)
am 22.04.2018 16:06

Wer deutsche Kinderbücher kauft und vorliest muss damit leben, dass sie in ihrer Landessprache geschrieben sind. Wenn man ausschließlich österreichische Autoren nimmt, wird es eben leider dünn. Aber dafür können doch die Deutschen nix!

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vinzenz2015 (45.950 Kommentare)
am 22.04.2018 11:58

Schon absurd!
Lt.FPÖ Parteiprogramm :
"Sprache, Geschichte und Kultur Österreichs sind deutsch.
Die überwiegende Mehrheit der Österreicher ist Teil der deutschen Volks-, Sprach- und Kulturgemeinschaft."

Also bitte, was jetzt? Deutsch oder Teutsch??
Wenn die schwarzrotgolden bekappelte Burschisprachpolizei der FPÖ
sich gegen das "Piefkinesische" aufpudelt,
weil es den autochtonen Sprachcharakter der österreichischen Nation (...die lt. Haider selig eine Mißgeburt ist!)
gefährdet,
dann darf/muss man schon fragen,
ob diese blauen Sprachphilosophen
demnächst die "Ausschaffung" sämtlicher BRD-Arbeitnehmer aus der österreichischen Nation fordern werden??!!

Warum singen die Burschis dann so gerne "Deutschland, Deutschland über alles..."
wenns zugleich die Sprechreinheit für die Austriazismen fordern?

Die stolpern doch dauernd über die eigenen Nationalegoistischen Fiaß!

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Stahlstadtkind (763 Kommentare)
am 21.04.2018 18:38

Das braucht man nicht mehr zu übersetzen:

Das Piefkinesische hat längst in Österreich die Sprache übernommen. Auch die OÖN schreiben "lecker" und "Hingucker", "ab und an" und ähnliche Blödheiten.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 21.04.2018 12:11

Deutsch bleibt Deutsch , egal wo in deutschsprachigen Raum .

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senfgeber (120 Kommentare)
am 21.04.2018 11:28

Es wäre ein guter Anfang wenn sich zb. die OÖ-Nachrichten von der
denglischer Schreibweise wieder mehr auf die deutsche (österreichische) Form rückbesinnt.

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PeteI (93 Kommentare)
am 21.04.2018 10:20

Ich übersetze, ganz klar.
Aber es ist schwer, die Deutschen sind die größte Ausländerinnen in Österreich

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 21.04.2018 07:57

weil modern ist, entweder nur mehr denglisch oder piefkeneserisch zu sprechen, was überhapt keinen Sinn hat.

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