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Der "Jedermann" als Rockkonzert

Von Peter Grubmüller, 07. April 2015, 00:04 Uhr
Der "Jedermann" als Rockkonzert
"Was hätte mein Großvater aus Haag am Hausruck dazu gesagt?" Bild: PH

Am 9. April gastiert "Vorstadtweiber"-Star Philipp Hochmair im Linzer Casineum.

Philipp Hochmair ist im besten Wortsinn ein Schauspiel-Berserker. Aktuell ist der ehemalige Burgtheater-Star mit Hausruck-Wurzeln in der TV-Serie "Vorstadtweiber" als schwuler Minister Joachim Schnitzler zu sehen. Am 9. April kommt er – auf Einladung der "Soroptimist Club Linz Lentos" – mit "Jedermann reloaded" ins Linzer Casineum.

OÖNachrichten: Sie waren mit dieser "Jedermann"-Produktion bei den Salzburger Festspielen – das war ein Getöse mit Videozuspielungen und Live-Band. Wie bringen Sie das alles ins Linzer Casineum?

Philipp Hochmair: Diese Produktion, die seit 2013 erfolgreich am Hamburger Thalia-Theater läuft, eignet sich leider nicht, um damit auf Tour zu gehen. Zu diesem Zweck haben wir die Band "Elektrohand Gottes" gegründet und die Tourversion "Jedermann reloaded" entwickelt, eine reine Konzertvariante. Dadurch bekommt die Produktion eine neue Form, Jedermann als Rockkonzert.

Warum wollten Sie mit dieser Arbeit ein Gegenprogramm zum großen "Jedermann" auf dem Salzburger Domplatz abliefern?

Mich hat die Frage interessiert, wie "Jedermann" im 21. Jahrhundert aussieht. Wer ist der superreiche Mensch, der plötzlich dem Tod begegnet. Ich bin also der Frontman einer Band, ein Rockstar, der das mittelalterliche Stück "Jedermann" performt. Diesem Frontman passiert, was dem Jedermann widerfährt – er organisiert ein großes Fest, und am Höhepunkt der Feier erleidet er einen Herzinfarkt. Er begegnet dem Tod und bittet um eine Stunde Zeit, um sich von der Welt zu verabschieden.

Sie haben damals auch die siebenstündige Fassung von "Faust 1 & 2" in Salzburg gespielt. Was reizt Sie an körperlich derart zehrenden Inszenierungen?

Ich bin immer auf der Suche nach Grenzen, die ich überschreiten kann – auch körperliche Grenzen. Der große Apparat, den etwa auch diese Faust-Inszenierung benötigt, gibt der Produktion leider auch eine gewisse Trägheit. Deshalb arbeite ich gerne mehrgleisig: in Staatstheatern – einst Burgtheater, jetzt Thalia-Theater; in Film- und Fernseh-Produktionen – unter anderem "Die Vorstadtweiber"; und meine Monologe, mit denen ich mit leichten Requisiten und relativ geringem Aufwand auftreten kann, wo Theater ansonsten vielleicht gar nicht stattfinden würde.

Was löst eine Serie wie "Vorstadtweiber" für Sie ein, das Theater nicht leisten kann?

Bei den Vorstadtweibern haben wir eine Million Zuschauer, das kann ich im Theater nie schaffen. Das ist auch nicht das Ziel des Theaters, aber ein Experiment und ein schöner Kontrast ist es auf jeden Fall. Ich hatte mir die Rolle dieses Ministers nicht ausgesucht, aber jetzt bin ich sehr froh damit und freue mich sehr auf die Dreharbeiten zur zweiten Staffel. Ich bin selbst ein Serien-Junkie – ein großer Fan von "House of Cards" –, dass wir nun in Österreich so etwas annähernd Interessantes haben, an dem sich auch die Geister scheiden, finde ich gut!

Als Sie 2009 vom Burgtheater weggegangen sind, haben das viele als Schritt zurück empfunden – warum sind Sie ans Thalia-Theater gewechselt ?

Weil die Regisseure Nicolas Stemann und Bastian Kraft auch nach Hamburg gegangen sind – insofern ist kein Haus oder kein Ort entscheidend, sondern die Truppe, mit der man zusammenarbeitet. Nach sieben Jahren Burgtheater muss man sich auch wieder häuten und verändern.

Vor jeder Salzburg-Saison wird debattiert, ob der "Jedermann" weiterhin gespielt werden soll. Wie denken Sie darüber?

Der Jedermann hat absolut seine Berechtigung. Und solche Projekte, wie ich sie gemacht habe, sind ein Resultat daraus. Ein grandioses Stück und eine tolle Tradition, das immer wieder aufzuführen. Das Ganze wach zu halten, ist natürlich eine schwierige Aufgabe. Es wurde natürlich auch verkommerzialisiert und verfehlt dadurch auch immer wieder sein Ziel, aber das hat auch mir die Möglichkeit gegeben, einen Kontrapunkt zu setzen und über meine Form den Inhalt noch einmal ganz anders zu betrachten.

Sie kommen aus gut bürgerlichem Haus – war es ein Problem, dass Sie Schauspieler werden wollten?

Das lag in der Natur der Sache. Gerade meine oberösterreichische Linie – mein Vater kommt ja aus dem Hausruckviertel, wo ich zum Teil auch aufgewachsen bin – hatte mit Künstlern wenig zu tun. Man kann sich vorstellen, dass es schwierig ist, aus so einem Haushalt auszubrechen und sich für einen anderen Weg zu entscheiden. Ich habe mich oft gefragt, was hätte mein Großvater aus Haag am Hausruck gesagt, wenn er mich so in Aktion gesehen hätte. Umso mehr freue ich auf diesen Abend in Linz – es ist sicher auch ein Schritt, mich meiner Vergangenheit zu nähern.

 

Philipp Hochmair

Der mit etlichen Preisen ausgezeichnete Schauspieler kam 1973 in Wien als Sohn eines Ingenieurs und einer Ärztin zur Welt. Er wuchs in Wien und im Hausruckviertel auf. Ehe er sein dramatisches Talent entdeckte, hatte er sich für Malerei interessiert. Er studierte am Reinhardt-Seminar (bei Klaus Maria Brandauer) und in Paris Schauspiel. Engagements führten ihn nach Hamburg, Hannover, Berlin, Zürich und ans Burgtheater (2003–2009), wo er in die Ehrengalerie aufgenommen wurde. Aktuell: Thalia-Theater Hamburg.

Karten für das Casineum Linz: office@linz-lentos.at, 0732/654487

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