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Das Lentia-Hochhaus brachte die Blütenstraße zum Erblühen

Von Erhard Gstöttner, Christopher Buzas und Reinhold Gruber, 10. Juli 2015, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Unterwegs in der Blütenstraße
Bild: (Alexander Schwarzl)

LINZ. Die Entstehung des dritthöchsten Gebäudes von Linz ist mit einem politischen Skandal verknüpft.

  • Die Entstehung des dritthöchsten Gebäudes von Linz ist mit einem politischen Skandal verknüpft
  • Warum Weltstar Harry Belafonte, der „King Of Calypso“, am 31. Oktober 1981 in die „Grand Filou“-Disco in der Blütenstraße kam
     

Die Blütenstraße

Mag die Sonne noch so grell scheinen, in der Blütenstraße ist es schattig. An sommerlichen Hundstagen ist das nicht schlecht, wenig erfreulich jedoch im Herbst und Winter. Dennoch war die 300 Meter lange Verbindung zwischen der Haupt- und der Wildbergstraße für jüngere und jung gebliebene Menschen ein Ort der Freude. Wo heute die Lagerräume einer Drogeriekette sind, tanzten seinerzeit zu nächtlicher Stunde Menschen im „Grand Filou“.

Am 31. Oktober 1981 besuchte ein Weltstar diese Disco: Harry Belafonte. Ihm war zuvor mit der Bemerkung „Neger dürfen bei uns nicht hinein“ der Zutritt in den City-Club (früher: Rosen-Stüberl) in der Linzer Bürgerstraße verweigert worden. Im „Grand Filou“ empfing man den „King of Calypso“ herzlich.

Der Brand der Schaffer-Werke

Der Großteil der Blütenstraßen-Bebauung entstand zwischen 1880 und 1900. Die Häuser aus dieser Phase haben durchwegs späthistoristische Fassaden. Bekannt ist die Blütenstraße aber vor allem wegen eines Gebäudes aus den Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts: das Lentia 2000, nach Mariendom und Bahnhof-Hochhaus mit 81 Metern das dritthöchste Gebäude von Linz. Die Vorgeschichte dieses Hauses ist eine doppelt heiße Sache. Denn zuerst brannte es lichterloh, danach loderte es politisch.

„Schon von weitem hatte ich am 12. November 1970 die Rauchsäule gesehen. Als ich näher kam, erkannte ich, dass unsere Firma lichterloh brannte“, erzählte der heutige Architekt und Dombaumeister Wolfgang Schaffer in einem Interview mit den OÖNachrichten.

Im Jahr 1899 hatte Wolfgang Schaffers Großvater zwischen Blütenstraße und Schmiedegasse das Holzbauwerk Schaffer gegründet. Bis zu 100 Menschen arbeiteten in diesem Betrieb. Beim Brand am 12. November 1970 im dicht verbauten Gebiet blieben nur das Bürogebäude und das Wohnhaus der Familie Schaffer übrig. Die Firma wurde in Katzbach weit draußen an der Freistädter Straße neu aufgebaut. Der ehemalige Schaffer-Standort im Zentrum von Urfahr wurde Bauplatz für das Lentia-Hochhaus, das von 1973 bis 1977 errichtet wurde.

Staatsanwalt contra Stadtchef

Ende der Siebzigerjahre wurde die Lentia-Sache politisch heiß. Das Gebäude sei höher als erlaubt gebaut worden. Das war der Ansatzpunkt für die Ermittlungen des damaligen Staatsanwaltes Wolfgang Aistleitner, heute ein Gastautor der OÖNachrichten.

Der Baugenehmigung für das Lentia vorangegangen war eine von der VP-nahen Lentia-Errichterfirma Wohnungsfreunde bezahlte Vergnügungsreise nach Rio de Janeiro. An der Rio-Reise hatten auch der damalige Linzer Bürgermeister Franz Hillinger (SP) und hohe Beamte der Stadt Linz teilgenommen.

Staatsanwalt Aistleitner verfasste einen Vorhabensbericht an das Justizministerium wegen „Amtsmissbrauch und Geschenkannahme in Amtssachen“. Doch im Auftrag des damaligen Justizministers Christian Broda (SP) wurde das Verfahren eingestellt.

Wohnen im Lentia

Lentia-Bewohnerin Paroubek   Bild: (Volker Weihbold)

Interview mit...Julia Paroubek

Das Lentia-Hochhaus galt lange als Bausünde. Trotzdem wohnt die Marketing-Assistentin Julia Paroubek gern im „Lulatsch“ im Zentrum von Urfahr. Das Lentia-Hochhaus wurde 1977 bezogen. Es ist 81 Meter hoch und hat 21 Geschoße. Im Lentia sind 470 Wohnungen, das Einkaufszentrum Lentia-City, die HBLA Lentia, Büros und eine dreigeschoßige Tiefgarage.

  1. Warum wohnen Sie gern im Lentia? Welche Vorzüge hat es, dort zu wohnen?

    Ich lebe gern im Lentia, weil es zentral liegt. Als gebürtige Urfahranerin mag ich den Stadtteil Urfahr, bin als Lentia-Bewohnerin aber auch schnell im Zentrum von Linz. Und es ist nicht weit ins Mühlviertel, wo mein Pferd „Bravo“ eingestellt ist.
  2. Was gefällt Ihnen am Lentia-Hochhaus selbst, außer dass Sie schnell woanders hinkommen können?

    Die Aussicht von meiner Wohnung ist extrem schön. Ich sehe den Linzer Hauptplatz, die Nibelungenbrücke und den Pöstlingberg. Die Aussicht ist ein wesentlicher Teil der Wohnqualität im Lentia. In den unteren Geschoßen möchte ich aber nicht wohnen, denn dort sieht man nur die gegenüberliegenden Gebäude. Zur Aussicht kommt, dass ich im Lentia einkaufen kann. Eigentlich mag ich keine Einkaufszentren, aber die Lentia-City hat eine Größe, die noch verkraftbar ist.
  3. Alles positiv? Oder hat das Lentia aus Ihrer Sicht auch negative Seiten?

    Von außen gefällt mir das riesige Gebäude nicht, allerdings sehe ich das ja nicht, wenn ich drinnen bin. Persönlich stört mich, dass meine Wohnung keinen Balkon hat. Schön wäre ein Gemeinschaftsgarten. Man könnte die Grünflächen im Dachgarten neben dem Obergeschoß des Lentia-Einkaufszentrums zum gemeinsamen Garteln und Gemüseanbau nutzen.
  4. Würden Sie noch einmal ins Lentia-Hochhaus einziehen? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?

    Ja, wieso denn nicht. Dann möchte ich allerdings eine große Eckwohnung. Manche kritisieren, dass hier im Hochhaus die Anonymität so groß sei. Ich empfinde es als angenehm, nicht ständig unter der Beobachtung der Nachbarn zu sein. Manche sagen, das Lentia sei eine Wohnmaschine, in der man sich fürchten muss. Ich habe mich hier, mit einer Ausnahme, noch nie gefürchtet.

Bekannter Bewohner

Bis heute ist Klaus Lindenberger dem Fußball eng verbunden.    Bild: (APA/ROBERT JAEGER)

Ein bekannter Name in der Blütenstraße

Wer durch die Blütenstraße flaniert, dem fällt bei der Hausnummer 2a ein Büro mit einem markanten Namen auf. Die Rede ist vom Büro Immobilien Lindenberger. Geschäftsführender Gesellschafter ist niemand geringerer als der langjährige Fußball-Nationaltorhüter Klaus Lindenberger.

Vor allem den älteren Anhängern des Linzer Fußballs dürfte er noch in bester Erinnerung sein. Schließlich hat die Profikarriere des heute 58-Jährigen im Jahr 1976 beim LASK begonnen. Bis 1988 stand er für die Athletiker im Tor, ehe Lindenberger zum FC Swarowski Tirol wechselte. Mit Erfolg: In den Jahren 1989 und 1990 durfte er sich über zwei österreichische Meistertitel und einen Cupsieg freuen. 1991 kehrte Lindenberger in die oberösterreichische Landeshauptstadt zurück. Diesmal unterschrieb er jedoch nicht beim LASK, sondern beim FC Linz. 2004 absolvierte er in der zweithöchsten Spielklasse noch drei Partien für den LASK. Bis heute ist Lindenberger dem Fußball eng verbunden.

Neben seiner Sportleidenschaft begann sich der Teilnehmer an der WM 1990 für Immobilien zu interessieren. Das Immobilienbüro gibt es jedoch schon seit mehr als 30 Jahren. Früher führte es Lindenbergers Mutter. Damals war das Geschäftslokal noch in der Bürgerstraße im Linzer Stadtzentrum zu Hause. Vor vielen Jahren ist aber die Blütenstraße in Urfahr zur Heimat für Immobilien Lindenberger geworden.

Wer nach einer neuen Bleibe sucht, der kann zwischen Mietobjekten, Eigentumswohnungen und Häusern auswählen. Vermietet werden aber nicht nur Wohn-, sondern auch Büroflächen. Außerdem übernimmt die Firma die Agenden der Hausverwaltung für mehr als 30 Vermieter. Immobilien werden aber nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern in vielen anderen Gemeinden und Städten in Oberösterreich und auch in Salzburg angeboten.

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5  Kommentare
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Gugelbua (31.923 Kommentare)
am 11.07.2015 09:46

Und man kann so schön mit den Wohnungen spekulieren, wenn einer gleich mehr als ein Dutzend besitzt. zwinkern
Einige mußten schon ausziehen weil sie die hohen Kosten nicht mehr zahlen konnten.

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am 11.07.2015 05:26

Ds Lentia ist ein Schandfleck in Linz an dem vor allem auch der ehem. Landeshaupmann Ratzenböck seinen ( Korruptions)Anteil hat. Das sollte nicht verschwiegen werden, auch wenn das verklärte Bild Ratzenböcks Schrammen bekommt. Letzlich war er immer ein brutaler Machtpolitiker.

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am 11.07.2015 07:39

Weiss nichts davon, kann mir aber auf deine Worte nur reimen, dass es schlicht und einfach der Neid ist. Damals hat halt der Gorbach noch mit der Holzspielzeugeisenbahn gespielt…
Schön ist der Lulatsch nicht, hätte ich eine Wohnung drinnen oder ein Lokal, tät er mir gleich besser gefallen.

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am 10.07.2015 11:38

Der Lentia 2000 - Komplex ist weit unterschätzt. Als Multifunktionskomplex mit ersten Anwandlungen einer Arkologie zeigt er wie man wirklich ökologisch wohnt, jedenfalls im Sinne des Ökomodernismus: Alles spielt sich auf engem Raum ab, Infrastruktur wird effizient genutzt, auch Wärme durch die Stapelung.

Der Komplex ist die Gegenthese zur Zersiedelung und Verschwendung wertvoller Bodenfläche, zur Überdehnung von Infrastruktur und Copy & Paste Mentalität wie sie die öden 3-6 stöckigen Gebäude verkörpern.

Erstaunlich das man in Linz so ein gewagtes und innovatives Projekt hingebracht hat. Und schade das man diesen Weg (vorerst?) nicht weitergeht.

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am 11.07.2015 07:41

Auch blöd. Ich hab im ersten Industriehochhaus der Welt gearbetet, zum Wohnen sind niedere Bauten (Baumhöhe) menschengerechter.

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