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Eine kurze Straße für sinnliche Freuden mitten in der City

19. Jänner 2015, 16:30 Uhr
foto: VOLKER WEIHBOLD bismarckstrasse linz Bild: VOLKER WEIHBOLD

Von wunderbaren Semmerln zu mechanischen Flipperautomaten und zum Kinderballett in der Bismarckstraße.

  • Bismarckstraße: Von wunderbaren Semmerln zu mechanischen Flipperautomaten und zum Kinderballett.
  • Planungspolitik: Vom zähen juristischen Ringen zu Aus-, Um- und Neubauten zwischen Landstraße und Hessenplatz.

Bismarckstraße

Smoking, Ballkleid, Flirtversuche beim Tanzen, daran denken viele, wenn sie in die Bismarckstraße kommen. Denn das Vereinshaus beherbergt den schönsten Ballsaal von Linz.

Dass die Bismarckstraße mit Freuden des Lebens zu tun hat, wissen auch Nicht-Linzer und Zugereiste. "I come in the Bismarckstreet to the bakery", sagte uns die seit einiger Zeit in Linz lebende Finnin Maria Wierink und meint die Bäckerei Brandl.

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„Wir können Krebskranken mit unseren Perücken wenigstens ein bisschen Lebenswert wiedergeben.“

Manfred Zechmeister, Perücken Sattler

Die nur 200 Meter lange Bismarckstraße hat auch mit Linzer Planungspolitik zu tun. Als der Kaufmännische Verein im vergangenen Jahrzehnt die Baulücke östlich des historischen Gebäudes schließen wollte, ging dem ein zähes juristisches Ringen voran. In den vergangenen Jahren wurde eifrig um- und neu gebaut: das "Palais Bismarck" auf Nummer 9 und am Nord-Ost-Ende am Hessenplatz das riesige Park-Inn-Hotlel.

Beim Flanieren in der Bismarckstraße kommt man aus dem Schwelgen nicht heraus. Denn ein paar Schritte östlich der Brandl-Bäckerei ist ein Nostalgie-Paradies: Im Laden der Firma Jeitschko gibt es Flipperautomaten und Musikboxen. Wunderbares steht in diesem Geschäft, zum Beispiel ein Flipper der Marke Williams aus Illinois, Baujahr 1969, ein mechanisches Gerät, das man noch rütteln kann, ohne dass der Apparat gleich tilt geht. Und Wurlitzer-Boxen mit Vinyl-Singles gibt es hier. Die Musikboxen kann man auch mieten.

Kurz vor dem Süd-Ost-Ende der Straße kommt man zur Ballettschule Maestro. Bis 26. September 1996 war hier das Apollo-Kino. "The Rock" mit Sean Connery war in der letzten Vorstellung zu sehen. Fünf Zuschauer waren gekommen.

Interessantes zur Bismarckstraße

  • Namensgeber ist der Reichskanzler Otto Bismarck (1815 bis 1898).
  • Der Friseur Lepschi&Lepschi steht für moderne, stylishe und trendige Schnitte. In der Bismarckstraße 1
    legt der mehrfach ausgezeichnete Meister Alexander Lepschi mit seinem Team Hand an.
  • Ein für Linz bedeutender Architekt wirkte auch in der Bismarckstraße: Alexander Popp (1891–1947) stockte 1927 das Haus Nummer 5 auf. Gemeinsam mit Peter Behrens plante Popp die Linzer Tabakfabrik.
  • Wer in der Küche glänzen will, braucht ein scharfes Messer. Bei Pascher in der Bismarckstraße 18 gibt es  eine faszinierend große Auswahl. In der hauseigenen Schleiferei werden die Messer scharf gemacht und auch graviert.
  • Eine besondere Agentur hat ihren Sitz im Haus Bismarckstraße 9: rubicom erforscht für Unternehmen deren Geschichte und stellt sie als Buch, Ausstellung oder Film dar.
  • Das traditionsreiche Juweliergeschäft der Familie Wild an der Ecke Landstraße/Bismarckstraße zieht  bereits von Außen die Aufmerksamkeit auf sich: Hochwertiger Schmuck von Ring bis Collier und von Uhr bis Ohrgehänge. Ausgewählte Marken lassen die Herzen von Schmuckfans höher schlagen.
  • K.F. JEITSCHKO: Begonnen hat die Familie Jeitschko mit Elektrowaren. Mittlerweile stehen in der Bismarckstraße 8 Automaten auf dem Programm. Sammlerstücke wie mechanische Flipper, oder nachgebaute Wurlitzer, die Vinylplatten abspielen, stehen hoch im Kurs. Sogar an Ernst August Prinz von Hannover wurden zwei Wurlitzer verkauft.
  • VEREINSHAUS: Vor allem für die dort stattfindenden Bälle ist das Vereinshaus bekannt. Das 2009 erweiterte Palais ist darüber hinaus wichtiger Linzer Veranstaltungsort. Betreiber ist der Kaufmännische Verein, der das Gebäude von 1896 bis 1898 nach Plänen des Architekten Hermann Krackowizer errichten ließ. 
  • MAESTRO: Insgesamt 150 Schülerinnen und Schüler werden in der Ballettschule Maestro ausgebildet. Iassen Stoyanov war lange Jahre Solotänzer, seit 15 Jahren gibt er sein Wissen weiter. Im Theater werden nicht nur eigene Produktionen gezeigt, auch Kabarettisten und das Theater Tabor gastieren hier. Das Café im Maestro besticht durch die original Kinosessel des ehemaligen Apollo-Kinos.
  • BRANDL: 1891 wurde die Bäckerei Brandl in der Liststraße in Linz gegründet. Mittlerweile wird der Betrieb in vierter Generation geführt. Bäckermeister Franz Brandl ließ sein Hauptgeschäft in der Bismarckstraße 6 komplett modernisieren. Neben der Verkaufstheke und dem Café-Bereich gibt’s hier die einzigartige Möglichkeit, dem Bäcker in der gläsernen Backstube zuzusehen. Ob Semmerl, Vollkornbrot oder Oliven-Ciabatta: Das Brandl-Brot lockt viele in die Bismarckstraße. Der Bäckermeister bäckt nicht nur höchstpersönlich, sondern lässt auch jene, die es vom Meister lernen möchten, an seinem Wissen teilhaben. So gibt’s Brotbackkurse direkt in der gläsernen Backstube. Bäckermeister Paul Jungreithmayr lehrt einen in drei Stunden, wie das wahrscheinlich wichtigste Grundnahrungsmittel zubereitet wird. Die nächste Gelegenheit dazu gibt’s am 5. Mai. Anmeldung erforderlich.
  • PERÜCKEN SATTLER: John Kerry? Bill Clinton? Oder OÖN-Redakteur Helmut Atteneder beim Anprobieren mit Friseurmeisterin Karin Waid? Seit 2001 führt Manfred Zechmeister das Geschäft in der Bismarckstraße 8a, in das viele nicht freiwillig kommen. „Wir können Krebskranken mit unseren Perücken wenigstens ein bisschen Lebenswert wiedergeben.“ Zur Klientel gehören auch Herren, die mit Toupets ihr Aussehen auffrischen wollen (ab 600 Euro).
Bismarckstraße Bild: VOLKER WEIHBOLD

Schirme

Der letzte Schirmherr von Linz

Rudolf Dusel (71) führt seit 1957 in der Bismarckstraße 4 das „Der Schirmherr“. Den Regen schickt der Himmel. Kaum fallen die ersten Tropfen, erhellt sich die von weißem Haar und ebensolchem Vollbart eingehüllte Miene von Rudolf Dusel. Er weiß, jetzt kommt gleich Kundschaft. „Die Natur braucht‘s, und der Schirmmacher“, sagt er, als sich das kleine Geschäft des 71-jährigen letzten Schirmmachers von Linz schlagartig füllt.

„Gehn S‘, ich bräucht was Stabiles, was Großes mit Gehstock“, sagt eine reife Dame. „Gnä’ Frau, schaun S‘, da hab ich was für Sie. Und einen Gummi auf den Spitz geb’ ich Ihnen so dazu, damit S‘ nicht ausrutschen, gell.“ Die Dame kauft – und einen Knirps („Für die Handtasche gnä’ Frau, wenn S‘ ins Theater gehen“) gleich dazu. Wer beim Schirmherrn kauft, wird belohnt. Aus einer Dose voll mit Schokolade darf die Kundschaft auswählen.

Obwohl er im Jahr rund 2000 Schirme repariert und unzählige verkauft (Kosten zwischen fünf und 150 Euro), kann Rudolf Dusel längst nicht mehr vom Schirmgeschäft allein leben. Also hat er auch Spazierstöcke, Koffer, Handtaschen, Gürtel oder Geldtaschen im Angebot. Seit 1957 betreibt er ein Handwerk, das es offiziell nicht mehr gibt. Der ehemalige Handelsminister Josef Staribacher hat vor vielen Jahren eine Reihe von Handelsberufen gestrichen, weil es kaum Professionisten gab. „Seitdem laufe ich offiziell als Hilfsarbeiter“, ist der letzte Schirmherr von Linz noch immer hörbar verstimmt. Unterstützt wird der 71-Jährige von seiner Frau und einer Angestellten. 50 Stunden pro Woche arbeitet er dennoch – und: „Ich arbeite weiter, so lange es geht.“

Mittlerweile ist das Geschäft voll. Alle wollen Schirme. Regenschutz und Schokolade gehen weg wie die warmen Semmeln. Jede Kundschaft geht zufrieden und wird freundlich verabschiedet. „Ich wünsch’ Ihnen alles Gute und viel Freude mit dem Schirm, gnä Frau.“

"Schmirmherr" Rudolf Dusel Bild: VOLKER WEIHBOLD
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1  Kommentar
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Einheizer (5.398 Kommentare)
am 15.09.2015 07:22

Es gibt viele interessante und wunderbare Strassen in Linz, leider kennen viele Linzer ihre eigene Stadt nicht .
Raunzen, sudern , jammern statt mit offen Augen durch die Stadt gehen und sich der Architektur und der alten und neuen Geschäfte erfreuen. Nicht nur in der Landstrasse auf und ab hetzen, das ist sicher zuwenig.

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