Jetzt ist Kriechmayr in der Abfahrt ein heißer Tipp
Ski-WM: Der Mühlviertler rauschte im Training zu einer Bestzeit, die für die Konkurrenz fast ein Schock gewesen ist.
Die Piloten der Kunstflugstaffel "Patrouille Suisse" donnerten gestern im Formationsflug über St. Moritz, das größere Spektakel zeigte aber eine Stunde vorher ein Überflieger namens Vincent Kriechmayr. Der 25-jährige Mühlviertler schnitzte im Training für die Abfahrt am Samstag eine Bestzeit in den Schnee, die die Konkurrenz fast schockierte. Gestern war Kriechmayr als Qualifikant unterwegs, morgen startet er als heißer Medaillentipp.
"Ich freue mich, dass ich doch noch schnell Skifahren kann", meinte der Gramastettner nach seinem Traumlauf und nahm bei den Interviews im Zielraum im Gegensatz zu seinem wilden Ritt über die WM-Piste Tempo raus. Als Favorit fühle er sich trotz seiner überlegenen Bestzeit nicht. "Ich bin auf dem letzten Zacken gefahren, die anderen haben sicher noch Reserven. Beat Feuz ist beispielsweise die letzten zwei Tore wie ein Tourist daher gekommen." Der Schweizer parkte sich im Training auf Platz zwei ein – mit 1,30 Sekunden Rückstand auf Kriechmayr.
Auf der Killerlinie
Der Mühlviertler war nur mit zwei Top-Ten-Ergebnissen (Zehnter im Super-G von Santa Caterina und Siebenter der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen) nach St. Moritz gekommen und musste sich erst in der teaminternen Qualifikation für eine Startnummer aufdrängen. Im Super-G am Mittwoch bewies er als Fünfter und bester Österreicher seinen Killerinstinkt. Auch gestern sicherte er sich in eindrucksvoller Manier seinen Platz im österreichischen Vier-Mann-Team für die Abfahrt. "Ich war absolut auf der Killerlinie unterwegs und gab hundert Prozent. Ein Prozent mehr und ich wäre auf der Schnauze gelegen", sagte Kriechmayr, der sich nach dem Training speziell bei seinem (Fischer-) Servicemann Wilfried "Wiff" Wieser bedankte. Aus zwei Grunden. Erstens, weil er mit Top-Material unterwegs gewesen ist, wie die Zeit im oberen, flacheren Teil gezeigt hat ("Ich hätte nicht geglaubt, dass ich dort oben so schnell sein kann"). Und zweitens, weil der "Wiff" vor dem Rennen die richtige Devise ausgab. Kriechmayr: "Er hat zu mir gesagt, ,Vince, scheiß dir nix‘. Das war das richtige Rezept."
Die Weichen in Richtung Bestzeit wurden aber auch schon am Vorabend beim Video-Studium gestellt. "Da hab‘ ich gesehen, dass ich zu grob unterwegs bin und die feine Klinge auspacken muss", sagte Kriechmayr, der jetzt nur eines hofft: am Samstag noch einmal die Killerlinie zu finden, die der 25-Jährige pragmatisch so beschreibt: "Der kürzeste Weg vom Start ins Ziel ist meistens der schnellste."
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