"Mir kommt das sehr gespenstisch vor"
LINZ. OÖN-Interview: Skisprung-Legende und Sport-Philosoph Toni Innauer über das Comeback von Lindsey Vonn und den Vorteil eines selbstbestimmten Lebens.
Toni Innauer weiß, wie sich ein Comeback anfühlt. Der Skisprung-Olympiasieger aus Vorarlberg kämpfte sich in seiner aktiven Zeit mehrmals nach Verletzungen zurück in die Weltklasse. Nach seiner erfolgreichen Tätigkeit als Trainer und Sportdirektor des ÖSV hat sich Innauer im März 2010 beruflich verselbständigt, ein kritischer Beobachter der Sport-Szene ist er aber geblieben.
OÖN: Skisprung-Star Gregor Schlierenzauer kehrt an diesem Wochenende sehr demütig in den Weltcup-Zirkus zurück. Lindsey Vonn hat vor ihrem Comeback in Zauchensee angekündigt, dass sie gleich ihre erste Abfahrt gewinnen will, weil sie ein zehnter Platz nicht interessiere. Welcher Zugang ist der bessere?
Toni Innauer: Diese Aussagen sind wohl von einem Mentalitätsunterschied geprägt. Wir sind Europäer, daher liegt mir Schlierenzauers Art und Weise näher. Vonn kommt aus einem Land, wo Marketing und Werbung alles bedeuten, sie glaubt, immer verwegen und cool sein zu müssen, um bei den Leuten anzukommen.
OÖN: Meint sie das mit dem Siegen ehrlich oder ist das alles nur gespielt?
Ich möchte hier nicht herumpsychologisieren, aber mir kommt das schon sehr gespenstisch vor. Sie pendelt immer wieder zwischen den Extremen, so sind auch ihre Depressionen erklärbar, zu denen sie ja offen steht.
OÖN: Wenn Vonn in Zauchensee am Wochenende die Abfahrt fährt, sind Ärzte in Bereitschaft, damit die Rettungskette möglichst schnell funktioniert. Sie geht ein hohes Risiko ein, weil ihr Oberarmbruch noch nicht ganz verheilt ist. Ist das nicht unverantwortlich?
Natürlich wäre das Team beziehungsweise der Trainer gefordert, einzugreifen, wenn tatsächlich das Risiko, sich schwer zu verletzen, zu hoch wird. Die Frage ist, ob bei Vonn das Regulativ eines Teams noch greift. Sie agiert ja innerhalb einer autonomen Gruppe, da spielen viele Faktoren mit. Vonn lebt da auch den Abenteuer-Mythos ihres Sponsors (Anm.: Red Bull), wenn sie so kokett mit dem Risiko umgeht.
OÖN: Apropos Team versus Gruppe – ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hat angekündigt, bei den Alpinen das System der individuellen Betreuung, also der Privat-Teams, zu forcieren. Ist das eine gute Strategie?
Ich bin zwar noch tief drinnen in der Materie, was das Skispringen betrifft, aber mit der ÖSV-Politik beschäftige ich mich nicht. Darum möchte ich tagesaktuelle Vorgänge nicht kommentieren.
OÖN: Weil wir beim Thema Comeback sind: Ist für Sie ein Comeback in irgendeiner Funktion im heimischen Leistungssport vorstellbar?
In meiner Agentur betreue ich einige Sportler, außerdem arbeite ich manchmal auch projektbezogen mit diversen Verbänden. Mit dem Spitzensport bin ich also schon noch verbunden. Ich sehe allerdings keine Notwendigkeit, mich dort in einer verantwortungsvollen Rolle längerfristig einzubinden. Außerdem schätze ich die Lebensqualität, die mir meine Selbstbestimmtheit ermöglicht. Ich habe das Gefühl, dass meine Gesamtbilanz stimmt, ich muss dem Sport nichts mehr zurückgeben.
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