Marcel Hirscher über seine Alm und die "Blutwiese"
ANNABERG. Der Ski-Star aus Salzburg startete gestern mit einem Wandertag im Tennengebirge in die Saison.
Eine Prozession wie bei der Hansi-Hinterseer-Wanderung gab es keine, aber immerhin hatte Marcel Hirscher gestern 48 Medienvertreter aus sieben Nationen im Schlepptau, als er unter dem Motto "Ich zeige euch meine Alm" vom Parkplatz "Pommer" in Astauwinkel bei Annaberg die 550 Höhenmeter hinauf auf die Stuhlalm marschierte und damit inoffiziell die neue Saison eröffnete. Oben wurden dann die Journalisten mit Bretteljause, Kaiserschmarrn und launigen Wortspenden des fünffachen Ski-Weltcup-Gesamtsiegers verköstigt.
Dass Hirscher die Stuhlalm als "seine Alm" bezeichnet, ist nicht vorlaut. Es stimmt wirklich. Mit drei Monaten übersiedelte er als kleiner (Windel-)Hosenmatz hinauf auf 1467 Meter Seehöhe. Bis zum 15. Lebensjahr verbrachte er die Monate Mai bis September im Tennengebirge auf der Alm, die seine Eltern bewirtschafteten. Das klingt recht romantisch, war es aber nicht unbedingt. "Am Anfang haben wir nicht einmal fließendes Wasser gehabt. Wir haben uns halt mit der Gießkanne geduscht. Sauber wird man da auch", sagt Hirscher, der viele Szenen seiner Kindheit noch im Kopf abgespeichert hat. Auch was die Almarbeit seiner Eltern betrifft. "Das war echt ein harter Knochenjob. Ich würde mir das nicht antun."
Neuer Trainingsplan
Naja, gar so einfach ist Marcel Hirschers aktueller Job auch nicht gerade. Auch wenn er gestern extrem entspannt wirkte und eher den Eindruck eines Urlaubers als eines Spitzensportlers machte, das Training für den nächsten Skiwinter hat längst begonnen. Und da wird derzeit vor allem auch Kondition getankt. Zum Beispiel auf einem Steilhang, den der Salzburger liebevoll "Blutwiese" getauft hat. "Da renne ich immer wieder hinauf, bis ich völlig k.o. bin."
Was den Trainingsplan betrifft, hat das Team Hirscher einige Umstellungen unternommen. Das erste Schneetraining liegt derzeit praktisch auf Eis, auf einen Übersee-Trip zum Winter in Chile oder Neuseeland wird verzichtet. Hirscher: "Wenn unser Sommer so weitergeht, haben wir in Österreich eh bald selber genug Schnee."
Im Herbst will sich der 27-Jährige außerdem eine Urlaubspause gönnen. Seine Ziele für die nächste Saison mit der Ski-WM in Sankt Moritz wollte er gestern auch nicht verraten, weil er sie offenbar selbst nicht kennt. "Für mich ist das alles noch so weit weg, ich hab‘ noch nicht darüber nachgedacht."