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Jahrelanger Missbrauch: Die nächsten Vorwürfe gegen Österreichs Ski-Helden

08. Februar 2018, 19:01 Uhr
Toni Sailer (li) und Charly Kahr. Bild: Erhardt

In der "Süddeutschen Zeitung" werden jetzt schwere Anschuldigungen veröffentlicht: Der prominenteste  Beschuldigte ist Charly Kahr. Auch der Name Toni Sailer fällt wieder.  

Als eine österreichische Recherche-Gruppe vor drei Wochen die Ski-Legende Toni Sailer mit sexueller Gewalt und einer mutmaßlichen Vergewaltigung einer polnischen Prostituierten 1974 in Zakopane in Verbindung brachte, war die Empörung groß (die OÖN haben berichtet). Der 2009 verstorbenen Tiroler steht einerseits unter Denkmalschutz, andererseits kann er sich nicht mehr zu den Anschuldigungen äußern.

Am Tag vor der Eröffnung der Winterspiele in Südkorea tauchen jetzt neue Vorwürfe gegen die Skination Österreich auf. In der "Süddeutschen Zeitung" ist vom "jahrlangen Missbrauch" im ÖSV-Team die Rede. Ein Beschuldigter ist der inzwischen 85-jährige Ex-Trainer Charly Kahr. Auch der Name Toni Sailer fällt wieder.

Die Vorwürfe reichen von sexueller Nötigung bis zu Vergewaltigung. Kahr hat in einer Stellungnahme seines Anwaltes dazu folgenden Kommentar abgegeben. "Namens und auftrags meines Mandanten habe ich Ihnen mitzuteilen, dass die gegen meinen Mandanten erhobenen Vorwürfe samt und sonders aus der Luft gegriffen sind und kein einziger der von Ihnen genannten Vorfälle jemals stattgefunden hat."

"Habe ihn erst bemerkt, als er schon auf mir lag"

Der "Süddeutschen Zeitung" liegt allerdings eine eidesstattliche Aussage  von einer ehemaligen Sportlerin  Kahrs vor, die von einer Vergewaltigung berichtet. Das Ski-Talent soll damals 16 Jahre alt gewesen sein. Kahr soll sich in der Nacht in ihr Zimmer geschlichen haben. 

"Ich habe schon geschlafen, da ist Kahr auf einmal ins dunkle Zimmer gekommen und hat mich vergewaltigt. Ich habe ihn erst bemerkt, als er schon auf mir lag. Er war ganz sicher nicht betrunken. Ich hätte mich wehren sollen. Aber das traust du dich in dem Moment nicht. Er war mein Trainer, du hast zu ihm aufgeschaut als 16-jähriges Mädchen", wurde die Skirennläuferin in der "SZ" zitiert.

Sie habe sich fürchterlich geschämt, sagt die ehemalige Rennläuferin, erst ein halbes Jahr später habe sie dann einer Teamkollegin davon erzählt. Diese Frau versichert der "SZ" ebenfalls per Eidesstattlicher Erklärung, dass sie damals entsprechend informiert worden sei.

Video: In der Missbrauchs-Debatte rund um den ÖSV gibt es jetzt konkrete Vorwürfe gegen Ex-Trainer Charly Kahr. 

"Heut' kommst du dran!"

Eine weitere Läuferin aus den 1970er-Jahren erzählt ebenfalls eidesstattlich von einer versuchten Vergewaltigung, sie habe Kahrs Angriff in einem Teamquartier im kanadischen Québec in Gegenwart eines "besoffenen Toni Sailer" jedoch abwehren können. Die Betroffene in der "SZ": "Ich glaube, Sailer hatte den Oberkörper frei, er hat auf jeden Fall gegrinst (...) Kahr hat mich am rechten Handgelenk festgehalten, er hat mir fast die Hand gebrochen."

Sie sei vom damals bereits als Herren-Cheftrainer arbeitenden Steirer mit den Worten "Heut' kommst du dran!" in ein Zimmer gezerrt worden, habe aber ins Bad flüchten können, wo sie sich einsperrte und später flüchtete. Kahr sei damals wie der ebenfalls im Zimmer anwesende Toni Sailer schwer betrunken gewesen. Die Betroffene hatte ihre Geschichte schon im November im "Standard" erzählt, damals ohne Namen zu nennen.

Nicola Werdenigg, die sich im Vorjahr als Missbrauchsopfer geoutet und so die Debatte um die Vorgänge ausgelöst hatte, meinte in der "SZ" zu den Vorfällen unter Sailer und Kahr Mitte der 1970-er-Jahre: "Die zwei haben in den Betrieb der Serviceleute und der anderen Trainer Sodom und Gomorrha reingebracht. Es gab keine Grenzen mehr. Da war nichts mehr so, wie es in einem Umfeld im Sport sein sollte."

Video: Kahr wehrt sich gegen die aufgetauchten Missbrauchsvorwürfe.

"Mir bleibt nichts erspart"

Die ÖSV-Trainerlegende Kahr erlangte als "Downhill-Charly" Berühmtheit. Mit Österreichs Abfahrern holte der heute 85-Jährige ab 1972 große Erfolge, Franz Klammer gewann 1976 in Innsbruck Olympisches Gold. Sein Anwalt sprach in der "SZ" von "verleumderische Behauptungen", die Vorwürfe seien aus der Luft gegriffen. Kahr selbst wurde Donnerstag von der "Kleinen Zeitung" mit den Vorwürfen konfrontiert. "Mir bleibt nichts erspart. So etwas brauchst im Leben und das mit 86 Jahren", wurde er in der Online-Ausgabe zitiert.

Laut Charly Kahr beziehungsweise dessen Anwalt handle es sich bei den Aussagen der Frauen um "verleumderische Behauptungen". Auch der Österreichische Skiverband ÖSV meinte auf Anfrage der "SZ", dass keine Übergriffe von Karl Kahr bekannt seien.

Anwalt Manfred Ainedter meinte gegenüber der APA: "Das ist glatte Verleumdung. Tatsache ist, es ist nicht wahr." Auch dem ÖSV habe Kahr versichert, dass die "Vorwürfe haltlos" seien. "Es ist kein Zufall, dass so etwas kurz vor Beginn der Olympischen Spiele veröffentlicht wird. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auf diesem Wege versucht wird, auf die österreichische Mannschaft Einfluss zu nehmen", meinte Ainedter.

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