Hirscher hat fertig: "Jetzt ist der Sack zu"

Theoretisch war es nicht viel mehr als eine Formalität, dass Marcel Hirscher am Wochenende in Kranjska Gora seinen sechsten Weltcup-Gesamtsieg in Folge ins Trockene bringt. Praktisch hat der 28-jährige Salzburger dann aber in einer so souveränen Art und Weise seine Kristallwelten erweitert, dass ihm selbst kurz einmal die Worte fehlten. "Das ist vielleicht ein bisserl zu viel für mich gerade", sagte er nach seinem Sieg im Riesentorlauf, mit dem er die große Kristallkugel für den Gesamtweltcup und die kleine für die Disziplinen-Wertung sicherstellte. Gestern folgte ein vierter Platz im Slalom, in dem Michael Matt seinen Premierensieg feierte und Hirscher den Slalom-Weltcup holte. Das Wort zum Sonntag des Seriensiegers: "Jetzt ist der Sack zu."

Eigentlich könnte Hirscher das Weltcup-Finale vom 15. bis 19. März in Aspen jetzt sausen lassen. Die Reise nach Colorado dürfte er trotzdem mitmachen. Hirscher: "Ich weiß aber noch nicht genau, wie wir das anlegen werden." Man kann davon ausgehen, dass der Salzburger keinen entspannten Frühlingsskilauf betreiben wird – das würde gegen seine (Rennfahrer-)Natur sprechen. Sein Killerinstinkt wurde bei schwierigsten Bedingungen in Kranjska Gora deutlich. Während Hirschers letzte verbliebenen Konkurrenten, Alexis Pinturault und Henrik Kristoffersen, Nerven zeigten, gab sich der Doppel-Weltmeister von St. Moritz keine Blöße. Hirscher: "Zwei kleine Kugeln, eine große Kugel – das ist wirklich genial."

Genial war auch der gestrige Slalom von Michael Matt, der erstmals ein Weltcuprennen gewinnen konnte. Dass der 23-Jährige so cool ist wie sein älterer Bruder und Slalom-Olympiasieger Mario Matt, zeigte sich bei seinem ersten Kommentar nach dem Rennen: "Die Erleichterung ist gar nicht so groß. Ich habe gewusst, dass ich ganz vorne mitfahren kann."

„Der Größte seiner Zeit“ – Reaktionen nach dem Erfolg

Marcel Hirscher
Von den Ereignissen geradezu überwältigt zeigte sich der seit Samstag sechsfache Weltcup-Gesamtsieger. „Das ist vielleicht ein bisserl zu viel für mich gerade“, sagte der 28-jährige Salzburger.

Annemarie Moser-Pröll
Für die 63-jährige Jahrhundertsportlerin, die dreimal die große Kristallkugel gewinnen konnte, ist Hirscher ein Fall für das Geschichtsbuch, auch wenn ihm noch Olympia-Gold in seiner Titelsammlung fehlt. „Es ist einfach unvorstellbar, was dieser Mensch leistet. Er ist einfach der Größte seiner Zeit, ob er jetzt den Olympiasieg hat oder nicht.“

Mike Pircher
„Man muss schon am Boden bleiben. Dass wir natürlich noch immer Luft nach oben haben, ist auch klar. Wir sind alle noch nicht bei hundert Prozent angelangt.“ Diese Reaktion von Hirschers Trainer Mike Pircher ist für die Konkurrenz eine gefährliche Drohung. Das bestens aufgestellte Team um den Seriensieger ist immer noch erfolgshungrig.

Hermann Maier
Auch der mit 54 Weltcupsiegen erfolgreichste ÖSV-Star zieht seinen Hut vor seinem Salzburger Landsmann. „Was Marcel da geglückt ist, ist sicherlich einzigartig und in dieser Form nicht leicht zu überbieten.“

Karl Schranz
Österreichs erster Weltcup-Gesamtsieger glaubt, dass die Erfolgsgeschichte Hirschers noch lange nicht vorbei ist. „Wenn das System so bleibt, wird er noch drei-, viermal den Gesamt-Weltcup gewinnen.“

Peter Schröcksnadel
Der ÖSV-Präsident gratulierte von der nordischen WM in Lahti und dachte gleichzeitig an eine Zugabe. „Ich hoffe, dass er es damit nicht gut sein lässt.“