Gefangen in der Mausefalle
Selbsterfahrung: Auch wenn man die Streif in Kitzbühel von unten nach oben bewältigt, ist das erstens ganz schön schweißtreibend und zweitens nicht ungefährlich.
Friedlich schaut sie aus, die Kitzbüheler Streif. Wenn man unten im Zielraum steht und nicht im Starthaus den furchteinflößenden Tiefblick hat. Oben wird gerade der Hahnenkamm von der Morgensonne frisiert, unten stehe ich in Startposition, um die gefährlichste Abfahrt der Welt am Streckenrand verkehrt herum zu bewältigen. Dank der Steigfelle picken die Ski auf dem pickelharten Schnee, dass es eine Freude ist.
Der Zielschuss: Was im Fernsehen wie ein Flachstück ausschaut, entpuppt sich im Reality-Check als Steigung, die den Kreislauf in Schwung bringt. Schnell ist der Körper auf Betriebstemperatur, obwohl es saukalt ist. Auf der Strecke wird in Allerherrgottsfrüh schon gearbeitet. Rutschkommandos sind unterwegs, außerdem bekommt die Streif ihre blaue Kriegsbemalung.
Hausbergkante/Lärchenschuss: Traverse und Hausbergkante sind abgesperrt und Tabuzone, ich nehme die Umleitung über den Ganslernhang und komme nach dem Slalomstart und dem Oberhausberg wieder der Streif näher. Zahlreiche Security-Mitarbeiter frieren jetzt schon neben den Absperrzäunen. Sie müssen darauf aufpassen, dass sich kein Eindringling auf die Rennpiste verirrt. Ich zum Beispiel.
Seidlalm: So viel Zeit muss sein – beim kurzen Einkehrschwung besichtige ich die historische Gaststube, in der vor 50 Jahren der alpine Weltcup erfunden wurde. Nach einer Neuübernahme ist die Alm jetzt ein Dreimäderl-Haus. Verena, Christina und Isabelle schupfen den Laden, ihr erstes Hahnenkammwochenende wird für das neue Team zum ultimativen Stresstest.
Alte Schneise/Brückenschuss: Hier geht es eher gemütlich zu. Auch für die Ski-Asse. Das ist die Passage, in der die Abfahrer nach dem Sturzflug vom Start weg wieder von ihrem Hirn eingeholt werden, heißt es.
Steilhang/Mausefalle: Hier geht mit Tourenski nichts weiter. Wer ohne Steigeisen dort hinauf möchte, wird zum Fallobst. Der Bypass heißt "Familien-Streif" und ist schon eher zielführend. Ich nehme trotzdem eine falsche Abzweigung und tappe in die Mausefalle. Plötzlich stehe ich in einer Sperrzone gegenüber der Tribüne und renne dort in die Arme von FIS-Mann Hannes Trinkl. "Wenn du da rauf gehst, gibt‘s Gegenverkehr", sagt er und leitet mich freundlich aber bestimmt in den tief verschneiten und steilen Wald jenseits der Absperrung um.
Starthaus: Total verschwitzt spure ich die letzten Meter hinauf zum Start. Ich hab‘ einen hochroten Kopf und treffe auf die Bleichgesichter, die sich bald die Streif hinunterstürzen werden. Dass auch der in Kitzbühel omnipräsente und in seinem gelben Ski-overall unübersehbare Hansi Hinterseer im Startbereich herumsteht, vermag die gespannte Stimmung bei den Abfahrern kaum aufzuhellen. Übrigens: Am 25. Februar geht es beim "Vertical Up" auf der Steif tatsächlich im Renntempo von unten nach oben. Streckenrekordhalter ist Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann, der die 860 Höhenmeter in einer halben Stunde bewältigte. Ich war gestern ein "bisserl" langsamer...
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